Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.fiehet es sich mit Speiß und Proviant auff diesen eintzigen Tag so fleisig/ samb wolt es so alt werden/ als ein Rab oder eine Schnee-Ganß. 1. Diesem Thierlein ist gar ähnlich deß Menschen Leben/ daß bey dem Fluß der immerdar fliessenden Zeit umbschwebet/ so ist es auch viel fliegender als kein Vogel/ und geschwinder als kein Pfeil: und hat doch aller Sein Pracht offt gleich auff einem Tag ein Ende/ ja wol auff eine Stunde/ oder nur etliche Augenblicke. 2. Was bilden wir uns dann zu hundert und mehr Jahren ein/ so wir doch oft ein kürtzers Leben/ als eine Blume oder Schatten von den Blumen haben? Oder: wo noch etwas kürtzer und eyteler ist als ein Schatten? Was erhebt sich denn die arme Erd und Asche? Ist doch der Mensch ein eytel schändlicher Koht/ weil er noch lebet/ schreibt Syrach cap. X. vers. 9. 10. 345. Wie eine Gottlose Mechelburgische Väurin gestraffet worden. EIne Mechelburgische Bäurin wird einst gefragt/ von ihrem Pfarrer/ warumb Sie nicht in die Kirchen gieng? gab sie zur ant- fiehet es sich mit Speiß und Proviant auff diesen eintzigen Tag so fleisig/ samb wolt es so alt werden/ als ein Rab oder eine Schnee-Ganß. 1. Diesem Thierlein ist gar ähnlich deß Menschen Leben/ daß bey dem Fluß der immerdar fliessenden Zeit umbschwebet/ so ist es auch viel fliegender als kein Vogel/ und geschwinder als kein Pfeil: und hat doch aller Sein Pracht offt gleich auff einem Tag ein Ende/ ja wol auff eine Stunde/ oder nur etliche Augenblicke. 2. Was bilden wir uns dann zu hundert und mehr Jahren ein/ so wir doch oft ein kürtzers Leben/ als eine Blume oder Schatten von den Blumen haben? Oder: wo noch etwas kürtzer und eyteler ist als ein Schatten? Was erhebt sich denn die arme Erd und Asche? Ist doch der Mensch ein eytel schändlicher Koht/ weil er noch lebet/ schreibt Syrach cap. X. vers. 9. 10. 345. Wie eine Gottlose Mechelburgische Väurin gestraffet worden. EIne Mechelburgische Bäurin wird einst gefragt/ von ihrem Pfarrer/ warumb Sie nicht in die Kirchen gieng? gab sie zur ant- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0689" n="669"/> fiehet es sich mit Speiß und Proviant auff diesen eintzigen Tag so fleisig/ samb wolt es so alt werden/ als ein Rab oder eine Schnee-Ganß.</p> <p>1. Diesem Thierlein ist gar ähnlich deß Menschen Leben/ daß bey dem Fluß der immerdar fliessenden Zeit umbschwebet/ so ist es auch viel fliegender als kein Vogel/ und geschwinder als kein Pfeil: und hat doch aller Sein Pracht offt gleich auff einem Tag ein Ende/ ja wol auff eine Stunde/ oder nur etliche Augenblicke.</p> <p>2. Was bilden wir uns dann zu hundert und mehr Jahren ein/ so wir doch oft ein kürtzers Leben/ als eine Blume oder Schatten von den Blumen haben? Oder: wo noch etwas kürtzer und eyteler ist als ein Schatten? Was erhebt sich denn die arme Erd und Asche? Ist doch der Mensch ein eytel schändlicher Koht/ weil er noch lebet/ schreibt Syrach cap. X. vers. 9. 10.</p> <p>345.</p> <p>Wie eine Gottlose Mechelburgische Väurin gestraffet worden.</p> <p>EIne Mechelburgische Bäurin wird einst gefragt/ von ihrem Pfarrer/ warumb Sie nicht in die Kirchen gieng? gab sie zur ant- </p> </div> </body> </text> </TEI> [669/0689]
fiehet es sich mit Speiß und Proviant auff diesen eintzigen Tag so fleisig/ samb wolt es so alt werden/ als ein Rab oder eine Schnee-Ganß.
1. Diesem Thierlein ist gar ähnlich deß Menschen Leben/ daß bey dem Fluß der immerdar fliessenden Zeit umbschwebet/ so ist es auch viel fliegender als kein Vogel/ und geschwinder als kein Pfeil: und hat doch aller Sein Pracht offt gleich auff einem Tag ein Ende/ ja wol auff eine Stunde/ oder nur etliche Augenblicke.
2. Was bilden wir uns dann zu hundert und mehr Jahren ein/ so wir doch oft ein kürtzers Leben/ als eine Blume oder Schatten von den Blumen haben? Oder: wo noch etwas kürtzer und eyteler ist als ein Schatten? Was erhebt sich denn die arme Erd und Asche? Ist doch der Mensch ein eytel schändlicher Koht/ weil er noch lebet/ schreibt Syrach cap. X. vers. 9. 10.
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EIne Mechelburgische Bäurin wird einst gefragt/ von ihrem Pfarrer/ warumb Sie nicht in die Kirchen gieng? gab sie zur ant-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/689>, abgerufen am 16.02.2025. |