Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Darauff er zu rücke mir wieder antwortete: was die zwo Haupt-Tugenden/ Zucht und Frömmigkeit anlangete / da hette ich nicht gefehlet/ was aber ihre Schönheit betreffe/ da irrete ich nach ander Leut Vrtheil gar weit/ entweder ich schreibe es aus Spott/ und vexirte Ihn/ oder wolte Ihm etwas heucheln/ und schreib weiter; Mein Herr Hosemann/ ich habe in solcher Heyrath auff der gantzen Welt keinen Menschen auff meiner Seiten gehabt/ der darein consentiret hette/ unter allen meinen Freunden sind sie gar darwieder gewesen/ und sagten/ es were kein heßlicher Mensch zu finden/ als sie were/ darumb wolte mir Niemand darzu rathen/ nun deuchte mich/ wann Sie mir nur in meinem Hertzen wol gefället/ so were es eben genug/ so sehe ich wol/ sie hette auch meinen Blut-Freunden gefallen sollen / weil sie nun dieselben nicht vor schön erkennen/ haben sie auch meine Hochzeit gemieden/ nun muß ich wol erkennen/ daß solche gestalt/ wie sie hat/ nicht einem Jeden belieben mag/ sie gefället mir aber wol/ ob sie schon einen greulichen Mangel am Gesichte hat/ wegen des/ da sie in der Jugend geblattert / und etwan dieselben zurieben hat/ daß man tieffe Narben siehet/ und ist darneben bleich/ hat schwartze Haar und Augenbramen/ wolt ichs ihr doch dargegen wol bekommen haben/ die schön Rößlicht/ weiß und roth gewesen/ sie haben mir aber nit gefallen wollen/ diese aber ob sie schon gelb und bleich / auch tieffe Blatternaben am Gesichte hat / Darauff er zu rücke mir wieder antwortete: was die zwo Haupt-Tugenden/ Zucht und Frömmigkeit anlangete / da hette ich nicht gefehlet/ was aber ihre Schönheit betreffe/ da irrete ich nach ander Leut Vrtheil gar weit/ entweder ich schreibe es aus Spott/ und vexirte Ihn/ oder wolte Ihm etwas heucheln/ und schreib weiter; Mein Herr Hosemann/ ich habe in solcher Heyrath auff der gantzen Welt keinen Menschen auff meiner Seiten gehabt/ der darein consentiret hette/ unter allen meinen Freunden sind sie gar darwieder gewesen/ und sagten/ es were kein heßlicher Mensch zu finden/ als sie were/ darumb wolte mir Niemand darzu rathen/ nun deuchte mich/ wann Sie mir nur in meinem Hertzen wol gefället/ so were es eben genug/ so sehe ich wol/ sie hette auch meinen Blut-Freunden gefallen sollen / weil sie nun dieselben nicht vor schön erkennen/ haben sie auch meine Hochzeit gemieden/ nun muß ich wol erkennen/ daß solche gestalt/ wie sie hat/ nicht einem Jeden belieben mag/ sie gefället mir aber wol/ ob sie schon einen greulichen Mangel am Gesichte hat/ wegen des/ da sie in der Jugend geblattert / und etwan dieselben zurieben hat/ daß man tieffe Narben siehet/ und ist darneben bleich/ hat schwartze Haar und Augenbramen/ wolt ichs ihr doch dargegen wol bekommen haben/ die schön Rößlicht/ weiß und roth gewesen/ sie haben mir aber nit gefallen wollen/ diese aber ob sie schon gelb und bleich / auch tieffe Blatternaben am Gesichte hat / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0640" n="620"/> Darauff er zu rücke mir wieder antwortete: was die zwo Haupt-Tugenden/ Zucht und Frömmigkeit anlangete / da hette ich nicht gefehlet/ was aber ihre Schönheit betreffe/ da irrete ich nach ander Leut Vrtheil gar weit/ entweder ich schreibe es aus Spott/ und vexirte Ihn/ oder wolte Ihm etwas heucheln/ und schreib weiter; Mein Herr Hosemann/ ich habe in solcher Heyrath auff der gantzen Welt keinen Menschen auff meiner Seiten gehabt/ der darein consentiret hette/ unter allen meinen Freunden sind sie gar darwieder gewesen/ und sagten/ es were kein heßlicher Mensch zu finden/ als sie were/ darumb wolte mir Niemand darzu rathen/ nun deuchte mich/ wann Sie mir nur in meinem Hertzen wol gefället/ so were es eben genug/ so sehe ich wol/ sie hette auch meinen Blut-Freunden gefallen sollen / weil sie nun dieselben nicht vor schön erkennen/ haben sie auch meine Hochzeit gemieden/ nun muß ich wol erkennen/ daß solche gestalt/ wie sie hat/ nicht einem Jeden belieben mag/ sie gefället mir aber wol/ ob sie schon einen greulichen Mangel am Gesichte hat/ wegen des/ da sie in der Jugend geblattert / und etwan dieselben zurieben hat/ daß man tieffe Narben siehet/ und ist darneben bleich/ hat schwartze Haar und Augenbramen/ wolt ichs ihr doch dargegen wol bekommen haben/ die schön Rößlicht/ weiß und roth gewesen/ sie haben mir aber nit gefallen wollen/ diese aber ob sie schon gelb und bleich / auch tieffe Blatternaben am Gesichte hat / </p> </div> </body> </text> </TEI> [620/0640]
Darauff er zu rücke mir wieder antwortete: was die zwo Haupt-Tugenden/ Zucht und Frömmigkeit anlangete / da hette ich nicht gefehlet/ was aber ihre Schönheit betreffe/ da irrete ich nach ander Leut Vrtheil gar weit/ entweder ich schreibe es aus Spott/ und vexirte Ihn/ oder wolte Ihm etwas heucheln/ und schreib weiter; Mein Herr Hosemann/ ich habe in solcher Heyrath auff der gantzen Welt keinen Menschen auff meiner Seiten gehabt/ der darein consentiret hette/ unter allen meinen Freunden sind sie gar darwieder gewesen/ und sagten/ es were kein heßlicher Mensch zu finden/ als sie were/ darumb wolte mir Niemand darzu rathen/ nun deuchte mich/ wann Sie mir nur in meinem Hertzen wol gefället/ so were es eben genug/ so sehe ich wol/ sie hette auch meinen Blut-Freunden gefallen sollen / weil sie nun dieselben nicht vor schön erkennen/ haben sie auch meine Hochzeit gemieden/ nun muß ich wol erkennen/ daß solche gestalt/ wie sie hat/ nicht einem Jeden belieben mag/ sie gefället mir aber wol/ ob sie schon einen greulichen Mangel am Gesichte hat/ wegen des/ da sie in der Jugend geblattert / und etwan dieselben zurieben hat/ daß man tieffe Narben siehet/ und ist darneben bleich/ hat schwartze Haar und Augenbramen/ wolt ichs ihr doch dargegen wol bekommen haben/ die schön Rößlicht/ weiß und roth gewesen/ sie haben mir aber nit gefallen wollen/ diese aber ob sie schon gelb und bleich / auch tieffe Blatternaben am Gesichte hat /
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/640>, abgerufen am 16.02.2025. |