Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.302. Wie Churfürst Johann Friederich die Prediger zu Augspurg getröstet/ als sie Käyser Carl der V. aus dem Lande verjagte. ALs der Römische Käyser Carolus V. die Prediger zu Augspurg/ weil sie das heilose Interim nicht annehmen wolten/ jhres Dienstes entsetzete/ mit dem ernsten Befehl/ sie solten sich aus dem Land packen/ hat der beständige Churf. Hertzog Johann Friederich/ nach der entsetzten Prediger einem geschicket/ und da er vernommen/ daß ihnen der Käyser das gantze Kömische Keich verboten/ hat der löbliche Churfürst angefangen bitterlich zu weinen/ daß ihm die Thränen mildiglich über die Backen geflossen: Ist aufgestanden/ und in ein Fenster gegangen/ doch aber sich balde wieder umbgewand/ und gefraget: Hat er auch den Himmel verboten? Nein/ sprach der Prediger. Ey/ so hats keine Noth/ sagte der Churfürst: Seyd getrost/ der Himmel muß uns bleiben: GOtt wird wol ein Land finden/ da ihr seyn Wort werdet predigen können. Nahm seine Sattel Tasche/ und sprach: Hierinnen ist alles/ daß ich jetzt auff Erden habe / daraus wil ich euch einen Zehrpfennig verehren/ den theilet mit euren Creutz-Brüdern/ Ich bin zwar auch ein armer 302. Wie Churfürst Johann Friederich die Prediger zu Augspurg getröstet/ als sie Käyser Carl der V. aus dem Lande verjagte. ALs der Römische Käyser Carolus V. die Prediger zu Augspurg/ weil sie das heilose Interim nicht annehmen wolten/ jhres Dienstes entsetzete/ mit dem ernsten Befehl/ sie solten sich aus dem Land packen/ hat der beständige Churf. Hertzog Johann Friederich/ nach der entsetzten Prediger einem geschicket/ und da er vernommen/ daß ihnen der Käyser das gantze Kömische Keich verboten/ hat der löbliche Churfürst angefangen bitterlich zu weinen/ daß ihm die Thränen mildiglich über die Backen geflossen: Ist aufgestanden/ und in ein Fenster gegangen/ doch aber sich balde wieder umbgewand/ und gefraget: Hat er auch den Himmel verboten? Nein/ sprach der Prediger. Ey/ so hats keine Noth/ sagte der Churfürst: Seyd getrost/ der Himmel muß uns bleiben: GOtt wird wol ein Land finden/ da ihr seyn Wort werdet predigen köñen. Nahm seine Sattel Tasche/ und sprach: Hierinnen ist alles/ daß ich jetzt auff Erden habe / daraus wil ich euch einen Zehrpfennig verehren/ den theilet mit euren Creutz-Brüdern/ Ich bin zwar auch ein armer <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0614" n="594"/> <p>302.</p> <p>Wie Churfürst Johann Friederich die Prediger zu Augspurg getröstet/ als sie Käyser Carl der V. aus dem Lande verjagte.</p> <p>ALs der Römische Käyser Carolus V. die Prediger zu Augspurg/ weil sie das heilose Interim nicht annehmen wolten/ jhres Dienstes entsetzete/ mit dem ernsten Befehl/ sie solten sich aus dem Land packen/ hat der beständige Churf. Hertzog Johann Friederich/ nach der entsetzten Prediger einem geschicket/ und da er vernommen/ daß ihnen der Käyser das gantze Kömische Keich verboten/ hat der löbliche Churfürst angefangen bitterlich zu weinen/ daß ihm die Thränen mildiglich über die Backen geflossen: Ist aufgestanden/ und in ein Fenster gegangen/ doch aber sich balde wieder umbgewand/ und gefraget: Hat er auch den Himmel verboten? Nein/ sprach der Prediger. Ey/ so hats keine Noth/ sagte der Churfürst: Seyd getrost/ der Himmel muß uns bleiben: GOtt wird wol ein Land finden/ da ihr seyn Wort werdet predigen köñen. Nahm seine Sattel Tasche/ und sprach: Hierinnen ist alles/ daß ich jetzt auff Erden habe / daraus wil ich euch einen Zehrpfennig verehren/ den theilet mit euren Creutz-Brüdern/ Ich bin zwar auch ein armer </p> </div> </body> </text> </TEI> [594/0614]
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Wie Churfürst Johann Friederich die Prediger zu Augspurg getröstet/ als sie Käyser Carl der V. aus dem Lande verjagte.
ALs der Römische Käyser Carolus V. die Prediger zu Augspurg/ weil sie das heilose Interim nicht annehmen wolten/ jhres Dienstes entsetzete/ mit dem ernsten Befehl/ sie solten sich aus dem Land packen/ hat der beständige Churf. Hertzog Johann Friederich/ nach der entsetzten Prediger einem geschicket/ und da er vernommen/ daß ihnen der Käyser das gantze Kömische Keich verboten/ hat der löbliche Churfürst angefangen bitterlich zu weinen/ daß ihm die Thränen mildiglich über die Backen geflossen: Ist aufgestanden/ und in ein Fenster gegangen/ doch aber sich balde wieder umbgewand/ und gefraget: Hat er auch den Himmel verboten? Nein/ sprach der Prediger. Ey/ so hats keine Noth/ sagte der Churfürst: Seyd getrost/ der Himmel muß uns bleiben: GOtt wird wol ein Land finden/ da ihr seyn Wort werdet predigen köñen. Nahm seine Sattel Tasche/ und sprach: Hierinnen ist alles/ daß ich jetzt auff Erden habe / daraus wil ich euch einen Zehrpfennig verehren/ den theilet mit euren Creutz-Brüdern/ Ich bin zwar auch ein armer
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/614>, abgerufen am 26.06.2024. |