Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.284. Von Sesostre dem König in Egypten/ welcher sich von vier gefangenen Königen auf einem güldenen Wagen führen liesse. VIta humana est veluti circulus quidam rerum humanarum, qui sua ratione non permittit eadem agere semper fortunate schreibet Herodotus. Das Menschliche Leben ist eben wie ein Circul-Rad Menschlicher Dinge/ welches mit seiner stätigen umbdrehung nicht nachgiebet/ daß es allen und jeden allezeit glücklich und wol ergehe. Dessen haben wir eine denckwürdige Geschicht an Sesostre dem König in Egypten/ der hatte überwunden vier Könige/ welche er bey sich gefangen hielte. Wann er ausziehen wolte/ ließ er sich führen auff einem güldenen Wagen/ welchen die vier gefangene König ziehen musten. Als aber einer aus den gefangenen Königen offt zu rück sahe und das Rad anschauete/ fragt jhn Sesostres/ warumb er das Rad also ansehe? Da gab er zur Antwort: Intuens rotae volubilitatem, in qua cito ea quae summa fuerant fiunt ima, cogito de fortuna nostra, indem ich dieses Rads geschwinde umdrehung ansehe/ daran das/ so jetzt oben/ bald wider unten/ erinnere Ich mich unsers Glücks. 284. Von Sesostre dem König in Egypten/ welcher sich von vier gefangenen Königen auf einem güldenen Wagen führen liesse. VIta humana est veluti circulus quidam rerum humanarum, qui sua ratione non permittit eadem agere semper fortunatè schreibet Herodotus. Das Menschliche Leben ist eben wie ein Circul-Rad Menschlicher Dinge/ welches mit seiner stätigen umbdrehung nicht nachgiebet/ daß es allen und jeden allezeit glücklich und wol ergehe. Dessen haben wir eine denckwürdige Geschicht an Sesostre dem König in Egypten/ der hatte überwunden vier Könige/ welche er bey sich gefangen hielte. Wann er ausziehen wolte/ ließ er sich führen auff einem güldenen Wagen/ welchen die vier gefangene König ziehen musten. Als aber einer aus den gefangenen Königen offt zu rück sahe und das Rad anschauete/ fragt jhn Sesostres/ warumb er das Rad also ansehe? Da gab er zur Antwort: Intuens rotae volubilitatem, in qua citò ea quae summa fuerant fiunt ima, cogito de fortuna nostra, indem ich dieses Rads geschwinde umdrehung ansehe/ daran das/ so jetzt obẽ/ bald wider unten/ erinnere Ich mich unsers Glücks. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0568" n="548"/> <p>284. Von Sesostre dem König in Egypten/ welcher sich von vier gefangenen Königen auf einem güldenen Wagen führen liesse.</p> <p>VIta humana est veluti circulus quidam rerum humanarum, qui sua ratione non permittit eadem agere semper fortunatè schreibet Herodotus. Das Menschliche Leben ist eben wie ein Circul-Rad Menschlicher Dinge/ welches mit seiner stätigen umbdrehung nicht nachgiebet/ daß es allen und jeden allezeit glücklich und wol ergehe. Dessen haben wir eine denckwürdige Geschicht an Sesostre dem König in Egypten/ der hatte überwunden vier Könige/ welche er bey sich gefangen hielte. Wann er ausziehen wolte/ ließ er sich führen auff einem güldenen Wagen/ welchen die vier gefangene König ziehen musten. Als aber einer aus den gefangenen Königen offt zu rück sahe und das Rad anschauete/ fragt jhn Sesostres/ warumb er das Rad also ansehe? Da gab er zur Antwort: Intuens rotae volubilitatem, in qua citò ea quae summa fuerant fiunt ima, cogito de fortuna nostra, indem ich dieses Rads geschwinde umdrehung ansehe/ daran das/ so jetzt obẽ/ bald wider unten/ erinnere Ich mich unsers Glücks. </p> </div> </body> </text> </TEI> [548/0568]
284. Von Sesostre dem König in Egypten/ welcher sich von vier gefangenen Königen auf einem güldenen Wagen führen liesse.
VIta humana est veluti circulus quidam rerum humanarum, qui sua ratione non permittit eadem agere semper fortunatè schreibet Herodotus. Das Menschliche Leben ist eben wie ein Circul-Rad Menschlicher Dinge/ welches mit seiner stätigen umbdrehung nicht nachgiebet/ daß es allen und jeden allezeit glücklich und wol ergehe. Dessen haben wir eine denckwürdige Geschicht an Sesostre dem König in Egypten/ der hatte überwunden vier Könige/ welche er bey sich gefangen hielte. Wann er ausziehen wolte/ ließ er sich führen auff einem güldenen Wagen/ welchen die vier gefangene König ziehen musten. Als aber einer aus den gefangenen Königen offt zu rück sahe und das Rad anschauete/ fragt jhn Sesostres/ warumb er das Rad also ansehe? Da gab er zur Antwort: Intuens rotae volubilitatem, in qua citò ea quae summa fuerant fiunt ima, cogito de fortuna nostra, indem ich dieses Rads geschwinde umdrehung ansehe/ daran das/ so jetzt obẽ/ bald wider unten/ erinnere Ich mich unsers Glücks.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/568>, abgerufen am 03.07.2024. |