Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.mir einsten ein Epigramma gemacht? Der Koch: Großgünstiger Herr Juncker/ ich weiß nicht was Epigramma ist/ habe auch mein Tag nicht davon gehöret/ wie mans zurichtet. Der Juncker: Ey/ so gehe zu des Fürsten Koch/ der wird dir sagen/ was er uns gestern gespeiset hat/ denn der Fürst lobte es ja selber/ und sagte/ daß es ein herrlich Epigramma were. Der Koch machte sich hin/ fragte des Fürsten Koch/ was er doch gespeiset/ da kein Herr Juncker mit zur Taffel gewesen were? der Koch sagte ihm alle Speisen / die er gehabt hätte/ dieser sagte: Ey/ ey/ daß seind ja alle solche Speisen / die ich ehmals auch wol gespeiset/ es muß gewiß noch ein anders gewesen sein / es solte ja/ sagte mein Herr Juncker/ Epigramma heissen. Bey diesem Gespräch befunden sich des Fürsten Pagen oder Edel-Knaben/ umb daß Frühestück ein zunehmen/ diese Pagen wurden zu Hoffe zugleich mit informiret, hatten auch dem Fürsten zu Tische gedienet/ wie ihm das Epigramma zukommen war/ verstunden den Handel bald/ und fingen an laut zu lachen/ sagtens ihren Hoffmeister/ der Hoffmeister den Räthen/ die Räthe dem Fürsten. Der Fürst befahl man solte den Herrn Junckern noch eins bitten/ ein solch Gehackels wieder machen/ und einen frembden Jungen ein Pappier üder die Mahlzeit also wieder praesentiren lassen / dieses alles geschahe. Wie der Fürst das Pappier empfieng/ langete er abermals in das Gehackels/ und sagte immer dazu/ das ist ein mir einsten ein Epigramma gemacht? Der Koch: Großgünstiger Herr Juncker/ ich weiß nicht was Epigramma ist/ habe auch mein Tag nicht davon gehöret/ wie mans zurichtet. Der Juncker: Ey/ so gehe zu des Fürsten Koch/ der wird dir sagen/ was er uns gestern gespeiset hat/ denn der Fürst lobte es ja selber/ und sagte/ daß es ein herrlich Epigramma were. Der Koch machte sich hin/ fragte des Fürsten Koch/ was er doch gespeiset/ da kein Herr Juncker mit zur Taffel gewesen were? der Koch sagte ihm alle Speisen / die er gehabt hätte/ dieser sagte: Ey/ ey/ daß seind ja alle solche Speisen / die ich ehmals auch wol gespeiset/ es muß gewiß noch ein anders gewesen sein / es solte ja/ sagte mein Herr Juncker/ Epigramma heissen. Bey diesem Gespräch befunden sich des Fürsten Pagen oder Edel-Knaben/ umb daß Frühestück ein zunehmen/ diese Pagen wurden zu Hoffe zugleich mit informiret, hatten auch dem Fürsten zu Tische gedienet/ wie ihm das Epigramma zukommen war/ verstunden den Handel bald/ und fingen an laut zu lachen/ sagtens ihren Hoffmeister/ der Hoffmeister den Räthen/ die Räthe dem Fürsten. Der Fürst befahl man solte den Herrn Junckern noch eins bitten/ ein solch Gehackels wieder machen/ und einen frembden Jungen ein Pappier üder die Mahlzeit also wieder praesentiren lassen / dieses alles geschahe. Wie der Fürst das Pappier empfieng/ langete er abermals in das Gehackels/ und sagte immer dazu/ das ist ein <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0497" n="477"/> mir einsten ein Epigramma gemacht? Der Koch: Großgünstiger Herr Juncker/ ich weiß nicht was Epigramma ist/ habe auch mein Tag nicht davon gehöret/ wie mans zurichtet. Der Juncker: Ey/ so gehe zu des Fürsten Koch/ der wird dir sagen/ was er uns gestern gespeiset hat/ denn der Fürst lobte es ja selber/ und sagte/ daß es ein herrlich Epigramma were. Der Koch machte sich hin/ fragte des Fürsten Koch/ was er doch gespeiset/ da kein Herr Juncker mit zur Taffel gewesen were? der Koch sagte ihm alle Speisen / die er gehabt hätte/ dieser sagte: Ey/ ey/ daß seind ja alle solche Speisen / die ich ehmals auch wol gespeiset/ es muß gewiß noch ein anders gewesen sein / es solte ja/ sagte mein Herr Juncker/ Epigramma heissen. Bey diesem Gespräch befunden sich des Fürsten Pagen oder Edel-Knaben/ umb daß Frühestück ein zunehmen/ diese Pagen wurden zu Hoffe zugleich mit informiret, hatten auch dem Fürsten zu Tische gedienet/ wie ihm das Epigramma zukommen war/ verstunden den Handel bald/ und fingen an laut zu lachen/ sagtens ihren Hoffmeister/ der Hoffmeister den Räthen/ die Räthe dem Fürsten. Der Fürst befahl man solte den Herrn Junckern noch eins bitten/ ein solch Gehackels wieder machen/ und einen frembden Jungen ein Pappier üder die Mahlzeit also wieder praesentiren lassen / dieses alles geschahe. Wie der Fürst das Pappier empfieng/ langete er abermals in das Gehackels/ und sagte immer dazu/ das ist ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [477/0497]
mir einsten ein Epigramma gemacht? Der Koch: Großgünstiger Herr Juncker/ ich weiß nicht was Epigramma ist/ habe auch mein Tag nicht davon gehöret/ wie mans zurichtet. Der Juncker: Ey/ so gehe zu des Fürsten Koch/ der wird dir sagen/ was er uns gestern gespeiset hat/ denn der Fürst lobte es ja selber/ und sagte/ daß es ein herrlich Epigramma were. Der Koch machte sich hin/ fragte des Fürsten Koch/ was er doch gespeiset/ da kein Herr Juncker mit zur Taffel gewesen were? der Koch sagte ihm alle Speisen / die er gehabt hätte/ dieser sagte: Ey/ ey/ daß seind ja alle solche Speisen / die ich ehmals auch wol gespeiset/ es muß gewiß noch ein anders gewesen sein / es solte ja/ sagte mein Herr Juncker/ Epigramma heissen. Bey diesem Gespräch befunden sich des Fürsten Pagen oder Edel-Knaben/ umb daß Frühestück ein zunehmen/ diese Pagen wurden zu Hoffe zugleich mit informiret, hatten auch dem Fürsten zu Tische gedienet/ wie ihm das Epigramma zukommen war/ verstunden den Handel bald/ und fingen an laut zu lachen/ sagtens ihren Hoffmeister/ der Hoffmeister den Räthen/ die Räthe dem Fürsten. Der Fürst befahl man solte den Herrn Junckern noch eins bitten/ ein solch Gehackels wieder machen/ und einen frembden Jungen ein Pappier üder die Mahlzeit also wieder praesentiren lassen / dieses alles geschahe. Wie der Fürst das Pappier empfieng/ langete er abermals in das Gehackels/ und sagte immer dazu/ das ist ein
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/497>, abgerufen am 16.07.2024. |