Comaedia ein wenig agirt worden/ sich selbst stranguliret, und umbs Leben bracht. Dergleichen auch Lycambes Patrius gethan. Denn als Archilochus der Poet/ umb deßwillen/ daß er ihm seine Tochter nicht zur Ehe geben wollen/ ihm mit gifftigen Versen schändtlich außgemacht/ ihm solches so nahe zum Hertzen gangen/ daß er sich mit seinen Töchtern selbst erhengt. So schreibt Plutarchus, daß eben solches einem jungen Gesellen den Pythagoras vor andern Leuten aus gemacht/ begegnet. Nihil enim saevius, nihil violentius amaris, asperisque sermonibus, quorum vulnera tanto difficilius curantur, quanto facilius proferuntur, Valer. Episcop Denn es ist nichts grausamers/ nichts gewaltigers/ als bitter böse Stachel-Reden/ deren Wunden/ umb so viel desto schwerer geheilet werden/ je leichter und geschwinder sie aus gossen werden. Nichts desto weniger aber so gehets ins gemein in dieser Welt also zu/ daß man mit den Frommen und Gottseeligen die Paßion spielet.
1. Freylich sind Schmachreden die jenigen Pfeile/ welche einem ehrlichen Gemuht das Hertz spalten.
Comaedia ein wenig agirt worden/ sich selbst stranguliret, und umbs Leben bracht. Dergleichen auch Lycambes Patrius gethan. Denn als Archilochus der Poet/ umb deßwillen/ daß er ihm seine Tochter nicht zur Ehe geben wollen/ ihm mit gifftigen Versen schändtlich außgemacht/ ihm solches so nahe zum Hertzen gangen/ daß er sich mit seinen Töchtern selbst erhengt. So schreibt Plutarchus, daß eben solches einem jungen Gesellen den Pythagoras vor andern Leuten aus gemacht/ begegnet. Nihil enim saevius, nihil violentius amaris, asperisque sermonibus, quorum vulnera tantò difficilius curantur, quantò faciliùs proferuntur, Valer. Episcop Deñ es ist nichts grausamers/ nichts gewaltigers/ als bitter böse Stachel-Reden/ deren Wunden/ umb so viel desto schwerer geheilet werden/ je leichter und geschwinder sie aus gossen werden. Nichts desto weniger aber so gehets ins gemein in dieser Welt also zu/ daß man mit den Frommen und Gottseeligen die Paßion spielet.
1. Freylich sind Schmachreden die jenigen Pfeile/ welche einem ehrlichen Gemuht das Hertz spalten.
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Comaedia ein wenig agirt worden/ sich selbst stranguliret, und umbs Leben bracht. Dergleichen auch Lycambes Patrius gethan. Denn als Archilochus der Poet/ umb deßwillen/ daß er ihm seine Tochter nicht zur Ehe geben wollen/ ihm mit gifftigen Versen schändtlich außgemacht/ ihm solches so nahe zum Hertzen gangen/ daß er sich mit seinen Töchtern selbst erhengt. So schreibt Plutarchus, daß eben solches einem jungen Gesellen den Pythagoras vor andern Leuten aus gemacht/ begegnet. Nihil enim saevius, nihil violentius amaris, asperisque sermonibus, quorum vulnera tantò difficilius curantur, quantò faciliùs proferuntur, Valer. Episcop Deñ es ist nichts grausamers/ nichts gewaltigers/ als bitter böse Stachel-Reden/ deren Wunden/ umb so viel desto schwerer geheilet werden/ je leichter und geschwinder sie aus gossen werden. Nichts desto weniger aber so gehets ins gemein in dieser Welt also zu/ daß man mit den Frommen und Gottseeligen die Paßion spielet.</p><p>1. Freylich sind Schmachreden die jenigen Pfeile/ welche einem ehrlichen Gemuht das Hertz spalten.</p></div></body></text></TEI>
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Comaedia ein wenig agirt worden/ sich selbst stranguliret, und umbs Leben bracht. Dergleichen auch Lycambes Patrius gethan. Denn als Archilochus der Poet/ umb deßwillen/ daß er ihm seine Tochter nicht zur Ehe geben wollen/ ihm mit gifftigen Versen schändtlich außgemacht/ ihm solches so nahe zum Hertzen gangen/ daß er sich mit seinen Töchtern selbst erhengt. So schreibt Plutarchus, daß eben solches einem jungen Gesellen den Pythagoras vor andern Leuten aus gemacht/ begegnet. Nihil enim saevius, nihil violentius amaris, asperisque sermonibus, quorum vulnera tantò difficilius curantur, quantò faciliùs proferuntur, Valer. Episcop Deñ es ist nichts grausamers/ nichts gewaltigers/ als bitter böse Stachel-Reden/ deren Wunden/ umb so viel desto schwerer geheilet werden/ je leichter und geschwinder sie aus gossen werden. Nichts desto weniger aber so gehets ins gemein in dieser Welt also zu/ daß man mit den Frommen und Gottseeligen die Paßion spielet.
1. Freylich sind Schmachreden die jenigen Pfeile/ welche einem ehrlichen Gemuht das Hertz spalten.
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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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