Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.in der Welt sonst keinen als ihn zu lieben vermochte/ zurück gehen konte. Als nun/ wie gedacht / der Vnmuht so groß bey ihm war/ habe ich ihm die Meynung S. Augustini vorgehalten/ daß er gäntzlich glauben solte/ unser HErr GOtt habe nicht alleine eine schönere/ sondern auch noch mit viel lieblichern Tugenden (weder diese) gezierete/ vor ihm behalten/ denn unser HErr Gott hat viel Töchter/ und gibt nicht einer alles allein/ sondern ihm sind die Naturen und Complexionen der Menschen besser bewust/ als uns: Er alleine weiß/ ob die empfangene/ oder auffsteigende Liebe auch möchte beständig bleiben/ denn bey manchem ist nur eine schnell hitzende leichtfertige Liebe/ die sich bald endern kan/ bey dem andern aber nicht also/ sondern ist offt so beständig/ daß es den Todt darüber liedte/ soches weiß Gott am besten/ wie es denn neben andern der vorgedachte Herr/ welchem ich in meiner Jugend diesen Trost einbildete/ in der That und in der Wahrheu befunden hat/ dann Er kurtz darnach so eine wunderschöne/ außbündige und anmutige Jungfrau bekam/ die der vorigen weit vorzuziehen/ welche nicht alleine ihn lieb/ gewan/ sondern auch stets lieb hielt/ und lieb behalten hat/ biß auff Dato. Solches ist geschehen zu der Zeit / da wir noch beyde junge Gesellen waren/ und mit einander zu Jungfrauen giengen/ wie offt hat unter des zu mir gesaget / in der Welt sonst keinen als ihn zu lieben vermochte/ zurück gehen konte. Als nun/ wie gedacht / der Vnmuht so groß bey ihm war/ habe ich ihm die Meynung S. Augustini vorgehalten/ daß er gäntzlich glauben solte/ unser HErr GOtt habe nicht alleine eine schönere/ sondern auch noch mit viel lieblichern Tugenden (weder diese) gezierete/ vor ihm behalten/ deñ unser HErr Gott hat viel Töchter/ und gibt nicht einer alles allein/ sondern ihm sind die Naturen und Complexionen der Menschen besser bewust/ als uns: Er alleine weiß/ ob die empfangene/ oder auffsteigende Liebe auch möchte beständig bleiben/ denn bey manchem ist nur eine schnell hitzende leichtfertige Liebe/ die sich bald endern kan/ bey dem andern aber nicht also/ sondern ist offt so beständig/ daß es den Todt darüber liedte/ soches weiß Gott am besten/ wie es denn neben andern der vorgedachte Herr/ welchem ich in meiner Jugend diesen Trost einbildete/ in der That und in der Wahrheu befunden hat/ dann Er kurtz darnach so eine wunderschöne/ außbündige und anmutige Jungfrau bekam/ die der vorigen weit vorzuziehen/ welche nicht alleine ihn lieb/ gewan/ sondern auch stets lieb hielt/ und lieb behalten hat/ biß auff Dato. Solches ist geschehen zu der Zeit / da wir noch beyde junge Gesellen waren/ und mit einander zu Jungfrauen giengen/ wie offt hat unter des zu mir gesaget / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0489" n="469"/> in der Welt sonst keinen als ihn zu lieben vermochte/ zurück gehen konte. Als nun/ wie gedacht / der Vnmuht so groß bey ihm war/ habe ich ihm die Meynung S. Augustini vorgehalten/ daß er gäntzlich glauben solte/ unser HErr GOtt habe nicht alleine eine schönere/ sondern auch noch mit viel lieblichern Tugenden (weder diese) gezierete/ vor ihm behalten/ deñ unser HErr Gott hat viel Töchter/ und gibt nicht einer alles allein/ sondern ihm sind die Naturen und Complexionen der Menschen besser bewust/ als uns: Er alleine weiß/ ob die empfangene/ oder auffsteigende Liebe auch möchte beständig bleiben/ denn bey manchem ist nur eine schnell hitzende leichtfertige Liebe/ die sich bald endern kan/ bey dem andern aber nicht also/ sondern ist offt so beständig/ daß es den Todt darüber liedte/ soches weiß Gott am besten/ wie es denn neben andern der vorgedachte Herr/ welchem ich in meiner Jugend diesen Trost einbildete/ in der That und in der Wahrheu befunden hat/ dann Er kurtz darnach so eine wunderschöne/ außbündige und anmutige Jungfrau bekam/ die der vorigen weit vorzuziehen/ welche nicht alleine ihn lieb/ gewan/ sondern auch stets lieb hielt/ und lieb behalten hat/ biß auff Dato. Solches ist geschehen zu der Zeit / da wir noch beyde junge Gesellen waren/ und mit einander zu Jungfrauen giengen/ wie offt hat unter des zu mir gesaget / </p> </div> </body> </text> </TEI> [469/0489]
in der Welt sonst keinen als ihn zu lieben vermochte/ zurück gehen konte. Als nun/ wie gedacht / der Vnmuht so groß bey ihm war/ habe ich ihm die Meynung S. Augustini vorgehalten/ daß er gäntzlich glauben solte/ unser HErr GOtt habe nicht alleine eine schönere/ sondern auch noch mit viel lieblichern Tugenden (weder diese) gezierete/ vor ihm behalten/ deñ unser HErr Gott hat viel Töchter/ und gibt nicht einer alles allein/ sondern ihm sind die Naturen und Complexionen der Menschen besser bewust/ als uns: Er alleine weiß/ ob die empfangene/ oder auffsteigende Liebe auch möchte beständig bleiben/ denn bey manchem ist nur eine schnell hitzende leichtfertige Liebe/ die sich bald endern kan/ bey dem andern aber nicht also/ sondern ist offt so beständig/ daß es den Todt darüber liedte/ soches weiß Gott am besten/ wie es denn neben andern der vorgedachte Herr/ welchem ich in meiner Jugend diesen Trost einbildete/ in der That und in der Wahrheu befunden hat/ dann Er kurtz darnach so eine wunderschöne/ außbündige und anmutige Jungfrau bekam/ die der vorigen weit vorzuziehen/ welche nicht alleine ihn lieb/ gewan/ sondern auch stets lieb hielt/ und lieb behalten hat/ biß auff Dato. Solches ist geschehen zu der Zeit / da wir noch beyde junge Gesellen waren/ und mit einander zu Jungfrauen giengen/ wie offt hat unter des zu mir gesaget /
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/489>, abgerufen am 04.07.2024. |