Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.einer Fürstin gebühret. Die gute Frau solches alles zu thun sich willich erboth/ und sprach: Allerliebster Herr/ ich bin stets bereit/ ewren Willen in allem zu verrichten. Als nun die Hochzeit angieng/ kam sie ihrem armseligen einfältigen Gewändlein/ doch mit frölichen züchtigen Geberden/ empfing die neuankommende Braut/ sampt allen Bürgers Frauen sehrfreundlich/ der Fürst aber/ der nun in solcher Zeit seine Tochter/ und den Sohn von Bolonia/ welche er mit Helenen gezeuget/ und niemand nicht anders wuste/ denn das sie in der Jugend getödet wehren / heimbringen lassen/ reitet mit seiner Landschafft der neuen Braut entgegen / und war dieselbe seine Tochter nur 13. Jahr alt/ die allerschönste Jungfrau / die damahln zu finden gewesen/ daß sie jederman nur mit Lust zusehen begehrte / und von allem Volck so vol von der Helenen/ lieblich und höflich empfangen ward / da hat jederman den Fürsten zu rede gesetzt: Er solte doch wegen so viel frembter Herrn/ sein voriges Gemahl nicht so armselig in den bösen Kleidern gehen lassen/ es brechte ihm keine Ehre/ aber es war alles umbsonst bey Ihm. Nach dem mann nun zu Tische gesessen/ und die Jungfrau oder neue Braut von jederman zum höchsten wegen ihrer Schönheit gerühmer ward/ auch der Fürst seiner gedultigen Frauen Gehorsam gnugsam geprüfet/ ruffet er sie zu sich einer Fürstin gebühret. Die gute Frau solches alles zu thun sich willich erboth/ und sprach: Allerliebster Herr/ ich bin stets bereit/ ewren Willen in allem zu verrichten. Als nun die Hochzeit angieng/ kam sie ihrem armseligen einfältigen Gewändlein/ doch mit frölichen züchtigen Geberden/ empfing die neuankom̃ende Braut/ sampt allen Bürgers Frauen sehrfreundlich/ der Fürst aber/ der nun in solcher Zeit seine Tochter/ und den Sohn von Bolonia/ welche er mit Helenen gezeuget/ und niemand nicht anders wuste/ denn das sie in der Jugend getödet wehren / heimbringen lassen/ reitet mit seiner Landschafft der neuen Braut entgegen / und war dieselbe seine Tochter nur 13. Jahr alt/ die allerschönste Jungfrau / die damahln zu finden gewesen/ daß sie jederman nur mit Lust zusehen begehrte / und von allem Volck so vol von der Helenen/ lieblich und höflich empfangen ward / da hat jederman den Fürsten zu rede gesetzt: Er solte doch wegen so viel frembter Herrn/ sein voriges Gemahl nicht so armselig in den bösen Kleidern gehen lassen/ es brechte ihm keine Ehre/ aber es war alles umbsonst bey Ihm. Nach dem mann nun zu Tische gesessen/ und die Jungfrau oder neue Braut von jederman zum höchsten wegen ihrer Schönheit gerühmer ward/ auch der Fürst seiner gedultigen Frauen Gehorsam gnugsam geprüfet/ ruffet er sie zu sich <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0044" n="24"/> einer Fürstin gebühret. Die gute Frau solches alles zu thun sich willich erboth/ und sprach: Allerliebster Herr/ ich bin stets bereit/ ewren Willen in allem zu verrichten. Als nun die Hochzeit angieng/ kam sie ihrem armseligen einfältigen Gewändlein/ doch mit frölichen züchtigen Geberden/ empfing die neuankom̃ende Braut/ sampt allen Bürgers Frauen sehrfreundlich/ der Fürst aber/ der nun in solcher Zeit seine Tochter/ und den Sohn von Bolonia/ welche er mit Helenen gezeuget/ und niemand nicht anders wuste/ denn das sie in der Jugend getödet wehren / heimbringen lassen/ reitet mit seiner Landschafft der neuen Braut entgegen / und war dieselbe seine Tochter nur 13. Jahr alt/ die allerschönste Jungfrau / die damahln zu finden gewesen/ daß sie jederman nur mit Lust zusehen begehrte / und von allem Volck so vol von der Helenen/ lieblich und höflich empfangen ward / da hat jederman den Fürsten zu rede gesetzt: Er solte doch wegen so viel frembter Herrn/ sein voriges Gemahl nicht so armselig in den bösen Kleidern gehen lassen/ es brechte ihm keine Ehre/ aber es war alles umbsonst bey Ihm. Nach dem mann nun zu Tische gesessen/ und die Jungfrau oder neue Braut von jederman zum höchsten wegen ihrer Schönheit gerühmer ward/ auch der Fürst seiner gedultigen Frauen Gehorsam gnugsam geprüfet/ ruffet er sie zu sich </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0044]
einer Fürstin gebühret. Die gute Frau solches alles zu thun sich willich erboth/ und sprach: Allerliebster Herr/ ich bin stets bereit/ ewren Willen in allem zu verrichten. Als nun die Hochzeit angieng/ kam sie ihrem armseligen einfältigen Gewändlein/ doch mit frölichen züchtigen Geberden/ empfing die neuankom̃ende Braut/ sampt allen Bürgers Frauen sehrfreundlich/ der Fürst aber/ der nun in solcher Zeit seine Tochter/ und den Sohn von Bolonia/ welche er mit Helenen gezeuget/ und niemand nicht anders wuste/ denn das sie in der Jugend getödet wehren / heimbringen lassen/ reitet mit seiner Landschafft der neuen Braut entgegen / und war dieselbe seine Tochter nur 13. Jahr alt/ die allerschönste Jungfrau / die damahln zu finden gewesen/ daß sie jederman nur mit Lust zusehen begehrte / und von allem Volck so vol von der Helenen/ lieblich und höflich empfangen ward / da hat jederman den Fürsten zu rede gesetzt: Er solte doch wegen so viel frembter Herrn/ sein voriges Gemahl nicht so armselig in den bösen Kleidern gehen lassen/ es brechte ihm keine Ehre/ aber es war alles umbsonst bey Ihm. Nach dem mann nun zu Tische gesessen/ und die Jungfrau oder neue Braut von jederman zum höchsten wegen ihrer Schönheit gerühmer ward/ auch der Fürst seiner gedultigen Frauen Gehorsam gnugsam geprüfet/ ruffet er sie zu sich
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/44>, abgerufen am 16.02.2025. |