Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.standen/ wie lang ihr mich behalten wollet/ darumb nehmet nun hin eurem Ring/ damit Ihr mich zwar ehelichen vermählet. Daß Ihr aber saget/ ich soll gehen wie ich aus meines Vaters Hause kommen bin/ daß wisset ihr wol/ daß ich nackend kam/ und ihr saget damahln/ Ihr begehret mich nichts anders/ drumb seyd Ihr mir auch nichts schuldig: Düncker euch aber nun/ daß der Leib der euch Kinder empfangen und getragen hat/ vor allem Volck nackend zu Hause gehen/ und gesehen werden sol / so wil ich euren Befehl auch erfüllen/ doch bitte ich euch durch GOTT/ ihr woller wegen meiner Jungfrauschafft/ die ich rein und unbefleckt zu euch gebracht habe/ Ihr mir dieselbe aber nicht wieder geben könnet/ dafür ein schlechtes Hembde geben/ damit der Leib/ der sich stets nach eurem Willen und Beginnen gerichtet/ nicht von Jederman bloß gesehen werde. Der Fürst konte über solchem Worten sich des weinen gar kümmerlich enthalten/ doch gegen ihr er sich gar frembd stalte/ und sprach: Nun in GOttes Namen/ so nimb ein Hembde mit dir / und gehe heim zu deinem Vater. Viel tapffere Leut aber/ die gegenwertig waren / kundten sich dieser grossen Vnbarmhertzigkeit nicht gnugsam verwundern/ und sprachen: Er solte Ihr doch einen Rock und Zehrung mitgeben/ damit sie/ als dieda etliche Jahr seine eheliche Hauß-Frau gewesen/ nicht so standen/ wie lang ihr mich behalten wollet/ darumb nehmet nun hin eurem Ring/ damit Ihr mich zwar ehelichen vermählet. Daß Ihr aber saget/ ich soll gehen wie ich aus meines Vaters Hause kommen bin/ daß wisset ihr wol/ daß ich nackend kam/ und ihr saget damahln/ Ihr begehret mich nichts anders/ drumb seyd Ihr mir auch nichts schuldig: Düncker euch aber nun/ daß der Leib der euch Kinder empfangen und getragen hat/ vor allem Volck nackend zu Hause gehen/ und gesehen werden sol / so wil ich euren Befehl auch erfüllen/ doch bitte ich euch durch GOTT/ ihr woller wegen meiner Jungfrauschafft/ die ich rein und unbefleckt zu euch gebracht habe/ Ihr mir dieselbe aber nicht wieder geben könnet/ dafür ein schlechtes Hembde geben/ damit der Leib/ der sich stets nach eurem Willen und Beginnen gerichtet/ nicht von Jederman bloß gesehen werde. Der Fürst konte über solchem Worten sich des weinen gar kümmerlich enthalten/ doch gegen ihr er sich gar frembd stalte/ und sprach: Nun in GOttes Namen/ so nimb ein Hembde mit dir / und gehe heim zu deinem Vater. Viel tapffere Leut aber/ die gegenwertig waren / kundten sich dieser grossen Vnbarmhertzigkeit nicht gnugsam verwundern/ und sprachen: Er solte Ihr doch einen Rock und Zehrung mitgeben/ damit sie/ als dieda etliche Jahr seine eheliche Hauß-Frau gewesen/ nicht so <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0042" n="22"/> standen/ wie lang ihr mich behalten wollet/ darumb nehmet nun hin eurem Ring/ damit Ihr mich zwar ehelichen vermählet. Daß Ihr aber saget/ ich soll gehen wie ich aus meines Vaters Hause kommen bin/ daß wisset ihr wol/ daß ich nackend kam/ und ihr saget damahln/ Ihr begehret mich nichts anders/ drumb seyd Ihr mir auch nichts schuldig: Düncker euch aber nun/ daß der Leib der euch Kinder empfangen und getragen hat/ vor allem Volck nackend zu Hause gehen/ und gesehen werden sol / so wil ich euren Befehl auch erfüllen/ doch bitte ich euch durch GOTT/ ihr woller wegen meiner Jungfrauschafft/ die ich rein und unbefleckt zu euch gebracht habe/ Ihr mir dieselbe aber nicht wieder geben könnet/ dafür ein schlechtes Hembde geben/ damit der Leib/ der sich stets nach eurem Willen und Beginnen gerichtet/ nicht von Jederman bloß gesehen werde. Der Fürst konte über solchem Worten sich des weinen gar kümmerlich enthalten/ doch gegen ihr er sich gar frembd stalte/ und sprach: Nun in GOttes Namen/ so nimb ein Hembde mit dir / und gehe heim zu deinem Vater. Viel tapffere Leut aber/ die gegenwertig waren / kundten sich dieser grossen Vnbarmhertzigkeit nicht gnugsam verwundern/ und sprachen: Er solte Ihr doch einen Rock und Zehrung mitgeben/ damit sie/ als dieda etliche Jahr seine eheliche Hauß-Frau gewesen/ nicht so </p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0042]
standen/ wie lang ihr mich behalten wollet/ darumb nehmet nun hin eurem Ring/ damit Ihr mich zwar ehelichen vermählet. Daß Ihr aber saget/ ich soll gehen wie ich aus meines Vaters Hause kommen bin/ daß wisset ihr wol/ daß ich nackend kam/ und ihr saget damahln/ Ihr begehret mich nichts anders/ drumb seyd Ihr mir auch nichts schuldig: Düncker euch aber nun/ daß der Leib der euch Kinder empfangen und getragen hat/ vor allem Volck nackend zu Hause gehen/ und gesehen werden sol / so wil ich euren Befehl auch erfüllen/ doch bitte ich euch durch GOTT/ ihr woller wegen meiner Jungfrauschafft/ die ich rein und unbefleckt zu euch gebracht habe/ Ihr mir dieselbe aber nicht wieder geben könnet/ dafür ein schlechtes Hembde geben/ damit der Leib/ der sich stets nach eurem Willen und Beginnen gerichtet/ nicht von Jederman bloß gesehen werde. Der Fürst konte über solchem Worten sich des weinen gar kümmerlich enthalten/ doch gegen ihr er sich gar frembd stalte/ und sprach: Nun in GOttes Namen/ so nimb ein Hembde mit dir / und gehe heim zu deinem Vater. Viel tapffere Leut aber/ die gegenwertig waren / kundten sich dieser grossen Vnbarmhertzigkeit nicht gnugsam verwundern/ und sprachen: Er solte Ihr doch einen Rock und Zehrung mitgeben/ damit sie/ als dieda etliche Jahr seine eheliche Hauß-Frau gewesen/ nicht so
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/42>, abgerufen am 16.02.2025. |