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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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192.

Von dem Brauch/ da man saget/ es ist nicht viel zum besten.

ES ist eine gemeine Sage unter uns Deutschen/ daß wenn man Gasterey hat/ nach der Mahlzeit/ auch wohl in wehrender Mahlzeit man allzeit: Es ist nicht viel zum besten gewesen nehmet so verlieb. Da doch manchmaln so viel der abgetragen oder weggeschicket wird/ daß man noch einen gantzen Tisch voll damit speisen könte Solches nicht mehr zu thun/ höre folgende Geschicht: Ein Fürst ritte in der Jagt/ eilete dem Wild nach/ kam also von seinen Dienern / und war im Walde ein Tag und Nacht verirret/ endlich kam er vor eines Kohlbrenners Hütte/ fand den Köhler in der Thür stehen/ sprach: Glück zu Mann / was hastu zum besten: Der Köhler sprach: Ick hebbe Gott und alle mein Tag (genug) wol/ sagte der Fürst/ so gib her was du hast. Der Köhler gieng/ und kam wieder/ hatte in der einen Hand ein stück Brodt in der andern einen Teller mit Saltz/ der Fürst nahm und aß/ denn er war hungerig/ er wolte auch gern dankbar seyn/ aber er hatte kein Geld bey sich/ (den grosse Herrn tragen selten Geld bey sich) löset derwegen den einen Steigbögel ab/ der war von Silber/ und gab solchen den Köhler/ bath/ er möchte ihm nun wieder auff den rechten

192.

Von dem Brauch/ da man saget/ es ist nicht viel zum besten.

ES ist eine gemeine Sage unter uns Deutschen/ daß wenn man Gasterey hat/ nach der Mahlzeit/ auch wohl in wehrender Mahlzeit man allzeit: Es ist nicht viel zum besten gewesen nehmet so verlieb. Da doch manchmaln so viel der abgetragẽ oder weggeschicket wird/ daß man noch einen gantzen Tisch voll damit speisen könte Solches nicht mehr zu thun/ höre folgende Geschicht: Ein Fürst ritte in der Jagt/ eilete dem Wild nach/ kam also von seinen Dienern / und war im Walde ein Tag und Nacht verirret/ endlich kam er vor eines Kohlbrenners Hütte/ fand den Köhler in der Thür stehen/ sprach: Glück zu Mann / was hastu zum besten: Der Köhler sprach: Ick hebbe Gott und alle mein Tag (genug) wol/ sagte der Fürst/ so gib her was du hast. Der Köhler gieng/ und kam wieder/ hatte in der einen Hand ein stück Brodt in der andern einen Teller mit Saltz/ der Fürst nahm und aß/ denn er war hungerig/ er wolte auch gern dankbar seyn/ aber er hatte kein Geld bey sich/ (den grosse Herrn tragen selten Geld bey sich) löset derwegen den einen Steigbögel ab/ der war von Silber/ und gab solchen den Köhler/ bath/ er möchte ihm nun wieder auff den rechten

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[393/0413] 192. Von dem Brauch/ da man saget/ es ist nicht viel zum besten. ES ist eine gemeine Sage unter uns Deutschen/ daß wenn man Gasterey hat/ nach der Mahlzeit/ auch wohl in wehrender Mahlzeit man allzeit: Es ist nicht viel zum besten gewesen nehmet so verlieb. Da doch manchmaln so viel der abgetragẽ oder weggeschicket wird/ daß man noch einen gantzen Tisch voll damit speisen könte Solches nicht mehr zu thun/ höre folgende Geschicht: Ein Fürst ritte in der Jagt/ eilete dem Wild nach/ kam also von seinen Dienern / und war im Walde ein Tag und Nacht verirret/ endlich kam er vor eines Kohlbrenners Hütte/ fand den Köhler in der Thür stehen/ sprach: Glück zu Mann / was hastu zum besten: Der Köhler sprach: Ick hebbe Gott und alle mein Tag (genug) wol/ sagte der Fürst/ so gib her was du hast. Der Köhler gieng/ und kam wieder/ hatte in der einen Hand ein stück Brodt in der andern einen Teller mit Saltz/ der Fürst nahm und aß/ denn er war hungerig/ er wolte auch gern dankbar seyn/ aber er hatte kein Geld bey sich/ (den grosse Herrn tragen selten Geld bey sich) löset derwegen den einen Steigbögel ab/ der war von Silber/ und gab solchen den Köhler/ bath/ er möchte ihm nun wieder auff den rechten

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/413>, abgerufen am 16.07.2024.