Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.schmeicheln / und sind doch solche Thierlein die forne lecken und hinten kratz en 1. Diese Figur bildet Münche und sonderlich der Zesuiten Humor stattlich an. Denn die ersten sind mehrentheils grobe ungeschickte Esel/ die andern aber lassen sich mit den schmatzen den und kratzenden Katzen stattlich vergleichen. 2. Die Mahler/ wie sie von guten nach sinnen sind/ also treffen sie offtmals eine Sache sehr wohl/ und geben mit ihrer Kunst manchem eins an ein Bein/ daß ers fielet. 177. Daß wir noch alle so lüstern seyn als Adam und Eva gewesen/ wird aus nachfolgender Geschicht erwiesen. EIn Fürst hatte einen alten Vnterthanen/ der klagte/ er könte Alters halben nicht mehr Herrendienste thun/ der Fürst sagte: Nun/ komm hie auff meinen Hoff / haue nebenst deiner Frauen Holtz/ und trage es in die Kuche/ laß dir Essen und Trincken darinnen geben/ und sey mit diesem Dienst zu frieden. Dieser war zu frieden/ aber nicht lang. Einsmahls klager er seinem Weibe: Wenn Adam und Eva nicht gesündiget hätten/ so dürfften wir ja nicht so arbeiten. Dieses hörete ohn- schmeicheln / und sind doch solche Thierlein die forne lecken und hinten kratz en 1. Diese Figur bildet Münche uñ sonderlich der Zesuiten Humor stattlich an. Denn die ersten sind mehrentheils grobe ungeschickte Esel/ die andern aber lassen sich mit den schmatzen den und kratzenden Katzen stattlich vergleichen. 2. Die Mahler/ wie sie von guten nach sinnen sind/ also treffen sie offtmals eine Sache sehr wohl/ und geben mit ihrer Kunst manchem eins an ein Bein/ daß ers fielet. 177. Daß wir noch alle so lüstern seyn als Adam und Eva gewesen/ wird aus nachfolgender Geschicht erwiesen. EIn Fürst hatte einen alten Vnterthanen/ der klagte/ er könte Alters halben nicht mehr Herrendienste thun/ der Fürst sagte: Nun/ komm hie auff meinen Hoff / haue nebenst deiner Frauen Holtz/ und trage es in die Kuche/ laß dir Essen und Trincken darinnen geben/ und sey mit diesem Dienst zu frieden. Dieser war zu frieden/ aber nicht lang. Einsmahls klager er seinem Weibe: Wenn Adam und Eva nicht gesündiget hätten/ so dürfften wir ja nicht so arbeiten. Dieses hörete ohn- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0389" n="369"/> schmeicheln / und sind doch solche Thierlein die forne lecken und hinten kratz en</p> <p>1. Diese Figur bildet Münche uñ sonderlich der Zesuiten Humor stattlich an. Denn die ersten sind mehrentheils grobe ungeschickte Esel/ die andern aber lassen sich mit den schmatzen den und kratzenden Katzen stattlich vergleichen.</p> <p>2. Die Mahler/ wie sie von guten nach sinnen sind/ also treffen sie offtmals eine Sache sehr wohl/ und geben mit ihrer Kunst manchem eins an ein Bein/ daß ers fielet.</p> </div> <div> <head>177.</head> <argument> <p>Daß wir noch alle so lüstern seyn als Adam und Eva gewesen/ wird aus nachfolgender Geschicht erwiesen.</p> </argument> <p>EIn Fürst hatte einen alten Vnterthanen/ der klagte/ er könte Alters halben nicht mehr Herrendienste thun/ der Fürst sagte: Nun/ komm hie auff meinen Hoff / haue nebenst deiner Frauen Holtz/ und trage es in die Kuche/ laß dir Essen und Trincken darinnen geben/ und sey mit diesem Dienst zu frieden. Dieser war zu frieden/ aber nicht lang. Einsmahls klager er seinem Weibe: Wenn Adam und Eva nicht gesündiget hätten/ so dürfften wir ja nicht so arbeiten. Dieses hörete ohn- </p> </div> </body> </text> </TEI> [369/0389]
schmeicheln / und sind doch solche Thierlein die forne lecken und hinten kratz en
1. Diese Figur bildet Münche uñ sonderlich der Zesuiten Humor stattlich an. Denn die ersten sind mehrentheils grobe ungeschickte Esel/ die andern aber lassen sich mit den schmatzen den und kratzenden Katzen stattlich vergleichen.
2. Die Mahler/ wie sie von guten nach sinnen sind/ also treffen sie offtmals eine Sache sehr wohl/ und geben mit ihrer Kunst manchem eins an ein Bein/ daß ers fielet.
177. Daß wir noch alle so lüstern seyn als Adam und Eva gewesen/ wird aus nachfolgender Geschicht erwiesen.
EIn Fürst hatte einen alten Vnterthanen/ der klagte/ er könte Alters halben nicht mehr Herrendienste thun/ der Fürst sagte: Nun/ komm hie auff meinen Hoff / haue nebenst deiner Frauen Holtz/ und trage es in die Kuche/ laß dir Essen und Trincken darinnen geben/ und sey mit diesem Dienst zu frieden. Dieser war zu frieden/ aber nicht lang. Einsmahls klager er seinem Weibe: Wenn Adam und Eva nicht gesündiget hätten/ so dürfften wir ja nicht so arbeiten. Dieses hörete ohn-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/389>, abgerufen am 01.03.2025. |