Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.gebeten/ daß sie sich ja fleißig hüten solten/ darmit sie nicht etwan einem Manne möchten zu nahe kommen/ der sie röden und umbringen möchte. Wie nun die jungen Beeren jhre Mutter fragen / was dann ein Mann vor ein Thier sey So führet sie die alte Mutter auff einen hohen Berg/ unter welchem ein Weg in einem grossen Walde gieng/ in deß kommet ein alter Mann im Walde daher gehuncken/ krumm und gebükkt/ da erschrecken und fragen die Jungen/ ob das ein Mann sey? Nein/ spricht die Mutter/ es ist ein Mann gewesen/ aber nun nicht mehr/ der thut euch nichts. Bald kommet darauff ein Jüngling etwan von 16. Jahren/ da fragen sie abermahls/ ob dann dieses ein Mann were? Da antwortet sie/ nein und spricht/ er sol noch zu einem Manne werden. Endlich kommet ein junger starcker freudiger Mann daher geschritten / der gehet trotzig herein/ leget seine Axt an einen Baum/ und fället ihn darnieder/ daß er kracht und prasselt/ da spricht die Mutter zu ihren Jungen / sehet das ist ein Mann/ da gilt es auffsehens/ vor einem solchen müst ihr euch fürchten/ hüten und vorsehen. Darmit haben die lieben Alten/ unsere liebe Vorfahren/ andeuten und zu verstehen geben wollen/ daß einer zu vor seine Jahr und Männliches Alter soll erreicht haben/ ehe Er in Ehestand trete/ darmit er mit Ehren kann ein Mann genennet wer- gebeten/ daß sie sich ja fleißig hüten solten/ darmit sie nicht etwan einem Manne möchten zu nahe kommen/ der sie röden und umbringen möchte. Wie nun die jungen Beeren jhre Mutter fragen / was dann ein Mann vor ein Thier sey So führet sie die alte Mutter auff einen hohen Berg/ unter welchem ein Weg in einem grossen Walde gieng/ in deß kommet ein alter Mann im Walde daher gehuncken/ krumm und gebükkt/ da erschrecken und fragen die Jungen/ ob das ein Mann sey? Nein/ spricht die Mutter/ es ist ein Mann gewesen/ aber nun nicht mehr/ der thut euch nichts. Bald kommet darauff ein Jüngling etwan von 16. Jahren/ da fragen sie abermahls/ ob dann dieses ein Mann were? Da antwortet sie/ nein und spricht/ er sol noch zu einem Manne werden. Endlich kommet ein junger starcker freudiger Mann daher geschritten / der gehet trotzig herein/ leget seine Axt an einen Baum/ und fället ihn darnieder/ daß er kracht und prasselt/ da spricht die Mutter zu ihren Jungen / sehet das ist ein Mann/ da gilt es auffsehens/ vor einem solchen müst ihr euch fürchten/ hüten und vorsehen. Darmit haben die lieben Alten/ unsere liebe Vorfahren/ andeuten und zu verstehen geben wollen/ daß einer zu vor seine Jahr und Männliches Alter soll erreicht haben/ ehe Er in Ehestand trete/ darmit er mit Ehren kann ein Mann genennet wer- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0386" n="366"/> gebeten/ daß sie sich ja fleißig hüten solten/ darmit sie nicht etwan einem Manne möchten zu nahe kommen/ der sie röden und umbringen möchte. Wie nun die jungen Beeren jhre Mutter fragen / was dann ein Mann vor ein Thier sey So führet sie die alte Mutter auff einen hohen Berg/ unter welchem ein Weg in einem grossen Walde gieng/ in deß kommet ein alter Mann im Walde daher gehuncken/ krumm und gebükkt/ da erschrecken und fragen die Jungen/ ob das ein Mann sey? Nein/ spricht die Mutter/ es ist ein Mann gewesen/ aber nun nicht mehr/ der thut euch nichts. Bald kommet darauff ein Jüngling etwan von 16. Jahren/ da fragen sie abermahls/ ob dann dieses ein Mann were? Da antwortet sie/ nein und spricht/ er sol noch zu einem Manne werden. Endlich kommet ein junger starcker freudiger Mann daher geschritten / der gehet trotzig herein/ leget seine Axt an einen Baum/ und fället ihn darnieder/ daß er kracht und prasselt/ da spricht die Mutter zu ihren Jungen / sehet das ist ein Mann/ da gilt es auffsehens/ vor einem solchen müst ihr euch fürchten/ hüten und vorsehen. Darmit haben die lieben Alten/ unsere liebe Vorfahren/ andeuten und zu verstehen geben wollen/ daß einer zu vor seine Jahr und Männliches Alter soll erreicht haben/ ehe Er in Ehestand trete/ darmit er mit Ehren kann ein Mann genennet wer- </p> </div> </body> </text> </TEI> [366/0386]
gebeten/ daß sie sich ja fleißig hüten solten/ darmit sie nicht etwan einem Manne möchten zu nahe kommen/ der sie röden und umbringen möchte. Wie nun die jungen Beeren jhre Mutter fragen / was dann ein Mann vor ein Thier sey So führet sie die alte Mutter auff einen hohen Berg/ unter welchem ein Weg in einem grossen Walde gieng/ in deß kommet ein alter Mann im Walde daher gehuncken/ krumm und gebükkt/ da erschrecken und fragen die Jungen/ ob das ein Mann sey? Nein/ spricht die Mutter/ es ist ein Mann gewesen/ aber nun nicht mehr/ der thut euch nichts. Bald kommet darauff ein Jüngling etwan von 16. Jahren/ da fragen sie abermahls/ ob dann dieses ein Mann were? Da antwortet sie/ nein und spricht/ er sol noch zu einem Manne werden. Endlich kommet ein junger starcker freudiger Mann daher geschritten / der gehet trotzig herein/ leget seine Axt an einen Baum/ und fället ihn darnieder/ daß er kracht und prasselt/ da spricht die Mutter zu ihren Jungen / sehet das ist ein Mann/ da gilt es auffsehens/ vor einem solchen müst ihr euch fürchten/ hüten und vorsehen. Darmit haben die lieben Alten/ unsere liebe Vorfahren/ andeuten und zu verstehen geben wollen/ daß einer zu vor seine Jahr und Männliches Alter soll erreicht haben/ ehe Er in Ehestand trete/ darmit er mit Ehren kann ein Mann genennet wer-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/386>, abgerufen am 16.07.2024. |