Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.des/ und von jugend auff in grossen Fürstlichen Höffen were erzogen worden / denn Sie war trefflich und außbündig schöne von Angesicht/ und holdseliger Sitten/ wol proportionirter und formirter Leibs-Gestalt/ daß auch ihres gleichen zu der Zeit im gantzen Lande nicht zufinden war/ es traff auch ihre Schöne und Tugend alle überein/ daß sich auch jederman/ hoch verwundern muste / der sie zuvor bey Schaafen in geringer Kleidung gekennet. Zu dem war sie auch dem Fürsten sehr gehorsam und unterthänig/ so wol gegen des Herrn armen Leuten / demüthig/ mild und diensthafftig/ derwegen Sie von vielen Leuten ward lieh gehalten/ und war jederman wol mit Ihr zu frieden. Kurtz darnach befinder Sie sich Schwanger/ und bringet eine schöne Tochter zur Welt/ darob der Fürst grose Freude hatte/ bedachte aber bey sich/ wie Er seiner Frauen Gedult probieren wolte/ fi[unleserliches Material] an Sie mit Worten zu stechen/ und machte sich gar betrüber/ und sprach zu ihr: Ach daß Gott erbarm/ wie hoch beklagen meine arme Leute/ daß ihr nicht Edel und so von gar geringer Geburt seyd/ in dem sie sehen daß ihr auch Kinder traget/ und zumahlen eine Tochter geboren habet/ deßwegen sie stets murmeln. Da die Frau des Herrn Rede vernahm/ sprach Sie: Ach gnädiger Herr/ thut mit mir/ was Ihr Ehre/ Autz und Freude habet / ich bin allezeit des/ und von jugend auff in grossen Fürstlichen Höffen were erzogen worden / denn Sie war trefflich und außbündig schöne von Angesicht/ und holdseliger Sitten/ wol proportionirter und formirter Leibs-Gestalt/ daß auch ihres gleichen zu der Zeit im gantzen Lande nicht zufinden war/ es traff auch ihre Schöne und Tugend alle überein/ daß sich auch jederman/ hoch verwundern muste / der sie zuvor bey Schaafen in geringer Kleidung gekennet. Zu dem war sie auch dem Fürsten sehr gehorsam und unterthänig/ so wol gegen des Herrn armen Leuten / demüthig/ mild und diensthafftig/ derwegen Sie von vielen Leuten ward lieh gehalten/ und war jederman wol mit Ihr zu frieden. Kurtz darnach befinder Sie sich Schwanger/ und bringet eine schöne Tochter zur Welt/ darob der Fürst grose Freude hatte/ bedachte aber bey sich/ wie Er seiner Frauen Gedult probieren wolte/ fi[unleserliches Material] an Sie mit Worten zu stechen/ und machte sich gar betrüber/ und sprach zu ihr: Ach daß Gott erbarm/ wie hoch beklagen meine arme Leute/ daß ihr nicht Edel und so von gar geringer Geburt seyd/ in dem sie sehen daß ihr auch Kinder traget/ und zumahlen eine Tochter geborẽ habet/ deßwegen sie stets murmeln. Da die Frau des Herrn Rede vernahm/ sprach Sie: Ach gnädiger Herr/ thut mit mir/ was Ihr Ehre/ Autz und Freude habet / ich bin allezeit <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0036" n="16"/> des/ und von jugend auff in grossen Fürstlichen Höffen were erzogen worden / denn Sie war trefflich und außbündig schöne von Angesicht/ und holdseliger Sitten/ wol proportionirter und formirter Leibs-Gestalt/ daß auch ihres gleichen zu der Zeit im gantzen Lande nicht zufinden war/ es traff auch ihre Schöne und Tugend alle überein/ daß sich auch jederman/ hoch verwundern muste / der sie zuvor bey Schaafen in geringer Kleidung gekennet. Zu dem war sie auch dem Fürsten sehr gehorsam und unterthänig/ so wol gegen des Herrn armen Leuten / demüthig/ mild und diensthafftig/ derwegen Sie von vielen Leuten ward lieh gehalten/ und war jederman wol mit Ihr zu frieden. Kurtz darnach befinder Sie sich Schwanger/ und bringet eine schöne Tochter zur Welt/ darob der Fürst grose Freude hatte/ bedachte aber bey sich/ wie Er seiner Frauen Gedult probieren wolte/ fi<gap reason="illegible"/> an Sie mit Worten zu stechen/ und machte sich gar betrüber/ und sprach zu ihr: Ach daß Gott erbarm/ wie hoch beklagen meine arme Leute/ daß ihr nicht Edel und so von gar geringer Geburt seyd/ in dem sie sehen daß ihr auch Kinder traget/ und zumahlen eine Tochter geborẽ habet/ deßwegen sie stets murmeln. Da die Frau des Herrn Rede vernahm/ sprach Sie: Ach gnädiger Herr/ thut mit mir/ was Ihr Ehre/ Autz und Freude habet / ich bin allezeit </p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0036]
des/ und von jugend auff in grossen Fürstlichen Höffen were erzogen worden / denn Sie war trefflich und außbündig schöne von Angesicht/ und holdseliger Sitten/ wol proportionirter und formirter Leibs-Gestalt/ daß auch ihres gleichen zu der Zeit im gantzen Lande nicht zufinden war/ es traff auch ihre Schöne und Tugend alle überein/ daß sich auch jederman/ hoch verwundern muste / der sie zuvor bey Schaafen in geringer Kleidung gekennet. Zu dem war sie auch dem Fürsten sehr gehorsam und unterthänig/ so wol gegen des Herrn armen Leuten / demüthig/ mild und diensthafftig/ derwegen Sie von vielen Leuten ward lieh gehalten/ und war jederman wol mit Ihr zu frieden. Kurtz darnach befinder Sie sich Schwanger/ und bringet eine schöne Tochter zur Welt/ darob der Fürst grose Freude hatte/ bedachte aber bey sich/ wie Er seiner Frauen Gedult probieren wolte/ fi_ an Sie mit Worten zu stechen/ und machte sich gar betrüber/ und sprach zu ihr: Ach daß Gott erbarm/ wie hoch beklagen meine arme Leute/ daß ihr nicht Edel und so von gar geringer Geburt seyd/ in dem sie sehen daß ihr auch Kinder traget/ und zumahlen eine Tochter geborẽ habet/ deßwegen sie stets murmeln. Da die Frau des Herrn Rede vernahm/ sprach Sie: Ach gnädiger Herr/ thut mit mir/ was Ihr Ehre/ Autz und Freude habet / ich bin allezeit
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/36>, abgerufen am 17.02.2025. |