Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.sonst die Menschen/ so Vernunfft/ ja Leib und Seel haben/ verderbet/ wenn er sie leiblich besitzet/ daß sie weder hören/ sehen/ noch etwas fühlen/ er macht sie stum/ taub/ blind/ da ist denn der Teuffel in solchen Wechselbälgen/ als ihre Seele. Es ist eine grosse Gewalt des Teuffels/ daß er unsere Hertzen also gefangen hel[unleserliches Material]nd sprach: Origenes hat die Gewalt des Teuffels nicht gnugsamb verstanden/ da er in den Gedancken gewesen ist/ daß am Jüngsten Tage die Teuffel von der ewigen Verdamniß erlöset werden. Ach sagt er/ es ist eine grosse Sünde deß Teuffels/ daß er sich wissentlich wider GOtt seinen Schöpffer setzet. Vor acht Jahren war zu Dessau eins/ das ich D. Martinus Luther gesehen und angegriffen habe/ welches 12. Jahr alt war/ seine Augen und alle Sinn hatte / daß man meinet/ es were ein recht Kind/ dasselbige thet nichts/ denn daß es nur fraß/ und zwar so viel/ als jrgend 4 Bauren oder Drescher: Es fraß / schieß und seichet/ und wenn mans angrieff/ so schrie es: Wenns übel im Hause zugieng/ das Schaden geschah/ so lachet es/ und war frölich/ giengs aber wol zu/ so weinet es/ diese zwo Tugenden hatte es an sich. Da sagt ich zu den Fürsten von Anhald/ wenn ich da Fürst oder Herr were/ so wolte ich mit diesem Kinde ins Wasser/ in die Molda/ so bey Dessau fleust/ und wolte das Homicidium dran wagen. Aber sonst die Menschen/ so Vernunfft/ ja Leib und Seel haben/ verderbet/ wenn er sie leiblich besitzet/ daß sie weder hören/ sehen/ noch etwas fühlen/ er macht sie stum/ taub/ blind/ da ist denn der Teuffel in solchen Wechselbälgen/ als ihre Seele. Es ist eine grosse Gewalt des Teuffels/ daß er unsere Hertzen also gefangen hel[unleserliches Material]nd sprach: Origenes hat die Gewalt des Teuffels nicht gnugsamb verstanden/ da er in den Gedancken gewesen ist/ daß am Jüngsten Tage die Teuffel von der ewigen Verdamniß erlöset werden. Ach sagt er/ es ist eine grosse Sünde deß Teuffels/ daß er sich wissentlich wider GOtt seinen Schöpffer setzet. Vor acht Jahren war zu Dessau eins/ das ich D. Martinus Luther gesehen und angegriffen habe/ welches 12. Jahr alt war/ seine Augen und alle Sinn hatte / daß man meinet/ es were ein recht Kind/ dasselbige thet nichts/ denn daß es nur fraß/ und zwar so viel/ als jrgend 4 Bauren oder Drescher: Es fraß / schieß und seichet/ und wenn mans angrieff/ so schrie es: Wenns übel im Hause zugieng/ das Schaden geschah/ so lachet es/ und war frölich/ giengs aber wol zu/ so weinet es/ diese zwo Tugenden hatte es an sich. Da sagt ich zu den Fürsten von Anhald/ wenn ich da Fürst oder Herr were/ so wolte ich mit diesem Kinde ins Wasser/ in die Molda/ so bey Dessau fleust/ und wolte das Homicidium dran wagen. Aber <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0331" n="311"/> sonst die Menschen/ so Vernunfft/ ja Leib und Seel haben/ verderbet/ wenn er sie leiblich besitzet/ daß sie weder hören/ sehen/ noch etwas fühlen/ er macht sie stum/ taub/ blind/ da ist denn der Teuffel in solchen Wechselbälgen/ als ihre Seele. Es ist eine grosse Gewalt des Teuffels/ daß er unsere Hertzen also gefangen hel<gap reason="illegible"/>nd sprach: Origenes hat die Gewalt des Teuffels nicht gnugsamb verstanden/ da er in den Gedancken gewesen ist/ daß am Jüngsten Tage die Teuffel von der ewigen Verdamniß erlöset werden. Ach sagt er/ es ist eine grosse Sünde deß Teuffels/ daß er sich wissentlich wider GOtt seinen Schöpffer setzet.</p> <p>Vor acht Jahren war zu Dessau eins/ das ich D. Martinus Luther gesehen und angegriffen habe/ welches 12. Jahr alt war/ seine Augen und alle Sinn hatte / daß man meinet/ es were ein recht Kind/ dasselbige thet nichts/ denn daß es nur fraß/ und zwar so viel/ als jrgend 4 Bauren oder Drescher: Es fraß / schieß und seichet/ und wenn mans angrieff/ so schrie es: Wenns übel im Hause zugieng/ das Schaden geschah/ so lachet es/ und war frölich/ giengs aber wol zu/ so weinet es/ diese zwo Tugenden hatte es an sich. Da sagt ich zu den Fürsten von Anhald/ wenn ich da Fürst oder Herr were/ so wolte ich mit diesem Kinde ins Wasser/ in die Molda/ so bey Dessau fleust/ und wolte das Homicidium dran wagen. Aber </p> </div> </body> </text> </TEI> [311/0331]
sonst die Menschen/ so Vernunfft/ ja Leib und Seel haben/ verderbet/ wenn er sie leiblich besitzet/ daß sie weder hören/ sehen/ noch etwas fühlen/ er macht sie stum/ taub/ blind/ da ist denn der Teuffel in solchen Wechselbälgen/ als ihre Seele. Es ist eine grosse Gewalt des Teuffels/ daß er unsere Hertzen also gefangen hel_ nd sprach: Origenes hat die Gewalt des Teuffels nicht gnugsamb verstanden/ da er in den Gedancken gewesen ist/ daß am Jüngsten Tage die Teuffel von der ewigen Verdamniß erlöset werden. Ach sagt er/ es ist eine grosse Sünde deß Teuffels/ daß er sich wissentlich wider GOtt seinen Schöpffer setzet.
Vor acht Jahren war zu Dessau eins/ das ich D. Martinus Luther gesehen und angegriffen habe/ welches 12. Jahr alt war/ seine Augen und alle Sinn hatte / daß man meinet/ es were ein recht Kind/ dasselbige thet nichts/ denn daß es nur fraß/ und zwar so viel/ als jrgend 4 Bauren oder Drescher: Es fraß / schieß und seichet/ und wenn mans angrieff/ so schrie es: Wenns übel im Hause zugieng/ das Schaden geschah/ so lachet es/ und war frölich/ giengs aber wol zu/ so weinet es/ diese zwo Tugenden hatte es an sich. Da sagt ich zu den Fürsten von Anhald/ wenn ich da Fürst oder Herr were/ so wolte ich mit diesem Kinde ins Wasser/ in die Molda/ so bey Dessau fleust/ und wolte das Homicidium dran wagen. Aber
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/331>, abgerufen am 16.02.2025. |