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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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132 Ein Münch predigt wieder den Pabst und Cardinäle und wird gelobet.

ALs im Jahr Christi 1480. ein Münch/ Nahmens Robertus Delirio, für dem Pabst und für den Cardinälen zu Rom predigen solte/ und ihren überschwenglichen Pracht sahe; und warnahme/ wie der Pabst von 6. starcken Männern getragen/ und von männiglich angebetet wurde/ und man sich nun nieder gesetzer hatte/ und erwartete; was dieser Münch hersagen würde: fieng er ohne einige Vorrede an: Pfui dich/ Petre Pfui dich/ Paule und speite bald zur rechten/ bald zur lincken Hand auß/ und gieng darauff hinweg/ und ließ sie/ in ihrer Verwunderung/ beysammen sitzen. Wie nun etliche gedachten/ der Münch wäre unsinnig worden; oder in eine Ketzerey gefallen/ daß er solche Läster-Wort ausgestossen: Wolte man selbigen gefangen nehmen. Er hatte aber/ unter den Cardinälen/ noch einen guten gönner; welcher so viel erhielte/ daß man ihn / in gegenwart etlicher weniger Cardinälen/ verhören solte: Welches geschah. Denen antwortete der Münch: Daß er gar auff eine andere Materiam hätte studieret gehabt/ derer inhalt er erzehlete. Als er aber gesehen/ in welchem Pracht der Pabst und die Cardinäle da-

132 Ein Münch predigt wieder den Pabst und Cardinäle und wird gelobet.

ALs im Jahr Christi 1480. ein Münch/ Nahmens Robertus Delirio, für dem Pabst und für den Cardinälen zu Rom predigen solte/ und ihren überschwenglichen Pracht sahe; und warnahme/ wie der Pabst von 6. starcken Männern getragen/ und von männiglich angebetet wurde/ und man sich nun nieder gesetzer hatte/ und erwartete; was dieser Münch hersagen würde: fieng er ohne einige Vorrede an: Pfui dich/ Petre Pfui dich/ Paule und speite bald zur rechten/ bald zur lincken Hand auß/ und gieng darauff hinweg/ und ließ sie/ in ihrer Verwunderung/ beysammen sitzen. Wie nun etliche gedachten/ der Münch wäre unsinnig worden; oder in eine Ketzerey gefallen/ daß er solche Läster-Wort ausgestossen: Wolte man selbigen gefangen nehmen. Er hatte aber/ unter den Cardinälen/ noch einen guten gönner; welcher so viel erhielte/ daß man ihn / in gegenwart etlicher weniger Cardinälen/ verhören solte: Welches geschah. Denen antwortete der Münch: Daß er gar auff eine andere Materiam hätte studieret gehabt/ derer inhalt er erzehlete. Als er aber gesehen/ in welchem Pracht der Pabst und die Cardinäle da-

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[291/0311] 132 Ein Münch predigt wieder den Pabst und Cardinäle und wird gelobet. ALs im Jahr Christi 1480. ein Münch/ Nahmens Robertus Delirio, für dem Pabst und für den Cardinälen zu Rom predigen solte/ und ihren überschwenglichen Pracht sahe; und warnahme/ wie der Pabst von 6. starcken Männern getragen/ und von männiglich angebetet wurde/ und man sich nun nieder gesetzer hatte/ und erwartete; was dieser Münch hersagen würde: fieng er ohne einige Vorrede an: Pfui dich/ Petre Pfui dich/ Paule und speite bald zur rechten/ bald zur lincken Hand auß/ und gieng darauff hinweg/ und ließ sie/ in ihrer Verwunderung/ beysammen sitzen. Wie nun etliche gedachten/ der Münch wäre unsinnig worden; oder in eine Ketzerey gefallen/ daß er solche Läster-Wort ausgestossen: Wolte man selbigen gefangen nehmen. Er hatte aber/ unter den Cardinälen/ noch einen guten gönner; welcher so viel erhielte/ daß man ihn / in gegenwart etlicher weniger Cardinälen/ verhören solte: Welches geschah. Denen antwortete der Münch: Daß er gar auff eine andere Materiam hätte studieret gehabt/ derer inhalt er erzehlete. Als er aber gesehen/ in welchem Pracht der Pabst und die Cardinäle da-

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/311>, abgerufen am 22.11.2024.