Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Ehemanne umb den Halß/ und spricht: Er solle es auff sie legen/ vielleicht könte er ihr davon helffen/ wo aber nicht/ so wolte sie auch/ vor ihm sterben. Es gelchicht also/ sie wird von den Gerichten in das Gefängnüß geführet/ sie beruhet darauff/ er hette sie an ihren Ehren geschertzet/ so were sie in Zorn beweget worden/ und ihn unversichtiger weise getroffen. Ihr Mann aber mühet sich vergebens/ denn sie wird des andern Tages als bald gerichtet/ und mit dem Gesellen begraben. Bald darnach ist ihr Mann in solche zweiffelhafftige Gedancken gerahten/ und niemals frölich worden/ biß er solchen seinen Kummer endlich auch seiner guten Freunde einem vertrauet/ und ist noch ehe das Jahr umb gewesen/ vor Hertzenleid gestorben. 1. Hier haben wir ein Exempel der Ehelichen Liebe/ wie die so groß ist/ daß auch die Frauden Mann beym Leben zu erhalten/ ihr das ihre nehmen lassen. 2. Wir haben aber auch ein Exempel eines bösen Gewissens an dem Bitner/ welches / wenn es auffmachet/ so läst es dem Menschen keinen Fried noch Ruhe. 83. Etliche Diebe tragen Kasten oder Truhen bey Nacht aus einem Hause/ und werden von Wächtern darumb bestossen. Ehemanne umb den Halß/ und spricht: Er solle es auff sie legen/ vielleicht könte er ihr davon helffen/ wo aber nicht/ so wolte sie auch/ vor ihm sterben. Es gelchicht also/ sie wird von den Gerichten in das Gefängnüß geführet/ sie beruhet darauff/ er hette sie an ihren Ehren geschertzet/ so were sie in Zorn beweget worden/ und ihn unversichtiger weise getroffen. Ihr Mann aber mühet sich vergebens/ deñ sie wird des andern Tages als bald gerichtet/ und mit dem Gesellen begraben. Bald darnach ist ihr Mann in solche zweiffelhafftige Gedancken gerahten/ und niemals frölich worden/ biß er solchen seinen Kummer endlich auch seiner guten Freunde einem vertrauet/ und ist noch ehe das Jahr umb gewesen/ vor Hertzenleid gestorben. 1. Hier haben wir ein Exempel der Ehelichen Liebe/ wie die so groß ist/ daß auch die Frauden Mann beym Leben zu erhalten/ ihr das ihre nehmen lassen. 2. Wir haben aber auch ein Exempel eines bösen Gewissens an dem Bitner/ welches / wenn es auffmachet/ so läst es dem Menschen keinen Fried noch Ruhe. 83. Etliche Diebe tragen Kasten oder Truhen bey Nacht aus einem Hause/ und werden von Wächtern darumb bestossen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0234" n="214"/> Ehemanne umb den Halß/ und spricht: Er solle es auff sie legen/ vielleicht könte er ihr davon helffen/ wo aber nicht/ so wolte sie auch/ vor ihm sterben. Es gelchicht also/ sie wird von den Gerichten in das Gefängnüß geführet/ sie beruhet darauff/ er hette sie an ihren Ehren geschertzet/ so were sie in Zorn beweget worden/ und ihn unversichtiger weise getroffen. Ihr Mann aber mühet sich vergebens/ deñ sie wird des andern Tages als bald gerichtet/ und mit dem Gesellen begraben. Bald darnach ist ihr Mann in solche zweiffelhafftige Gedancken gerahten/ und niemals frölich worden/ biß er solchen seinen Kummer endlich auch seiner guten Freunde einem vertrauet/ und ist noch ehe das Jahr umb gewesen/ vor Hertzenleid gestorben.</p> <p>1. Hier haben wir ein Exempel der Ehelichen Liebe/ wie die so groß ist/ daß auch die Frauden Mann beym Leben zu erhalten/ ihr das ihre nehmen lassen.</p> <p>2. Wir haben aber auch ein Exempel eines bösen Gewissens an dem Bitner/ welches / wenn es auffmachet/ so läst es dem Menschen keinen Fried noch Ruhe.</p> <p>83.</p> <p>Etliche Diebe tragen Kasten oder Truhen bey Nacht aus einem Hause/ und werden von Wächtern darumb bestossen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [214/0234]
Ehemanne umb den Halß/ und spricht: Er solle es auff sie legen/ vielleicht könte er ihr davon helffen/ wo aber nicht/ so wolte sie auch/ vor ihm sterben. Es gelchicht also/ sie wird von den Gerichten in das Gefängnüß geführet/ sie beruhet darauff/ er hette sie an ihren Ehren geschertzet/ so were sie in Zorn beweget worden/ und ihn unversichtiger weise getroffen. Ihr Mann aber mühet sich vergebens/ deñ sie wird des andern Tages als bald gerichtet/ und mit dem Gesellen begraben. Bald darnach ist ihr Mann in solche zweiffelhafftige Gedancken gerahten/ und niemals frölich worden/ biß er solchen seinen Kummer endlich auch seiner guten Freunde einem vertrauet/ und ist noch ehe das Jahr umb gewesen/ vor Hertzenleid gestorben.
1. Hier haben wir ein Exempel der Ehelichen Liebe/ wie die so groß ist/ daß auch die Frauden Mann beym Leben zu erhalten/ ihr das ihre nehmen lassen.
2. Wir haben aber auch ein Exempel eines bösen Gewissens an dem Bitner/ welches / wenn es auffmachet/ so läst es dem Menschen keinen Fried noch Ruhe.
83.
Etliche Diebe tragen Kasten oder Truhen bey Nacht aus einem Hause/ und werden von Wächtern darumb bestossen.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/234>, abgerufen am 16.07.2024. |