Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.sagte: Warumb das nicht: denn sie legt mir Eyer. Socrates sagte hinwi[unleserliches Material]derumb: Legt dir deine Henne Eyer; ey wolan! so bringt mir meine Xantippe Kinder/ die höher zu achten sind/ denn alle Eyer. Xantippe fuhr mit ungestimmen Murmeln fort; daß Alcibiades darüber zum Socrate sagte: Wie kanst du doch solches murmeln vertragen? Socrates antwortete: Must du doch das knarren an dem Brummen-Rad / für deiner Thür vertragen. Mein Weib ist mir eine gute Schul/ die mich/ zu Hause/ dermassen in der Gedult und Sanff[unleserliches Material]muth übet; Daß ich hernach draussen desto glimpfflicher bin/ mit andern Leuten zu handeln. Xantippe wolte einsten nicht auffhören/ ihren Ehe-Herrn/ in dem Hause/ zu schelten/ zu nagen und zu plagen/ daß er endlich bewogen wurde/ heraus zu gehen/ und sich auff einen Stein/ für der Thür/ zu setzen. Solches mißfiel der Xantippe auch/ und goß die Kammer-Scherben auff dem Socratem hinaus. Socrates entrüstete sich darüber gantz nichts; sondern sagte nur: Ich habe mir es wol eingebildet/ daß/ nach solchem Donnern und Plitzen/ ein Platzregen kommen würde. Auff eine andere Zeit/ riß die Xantippe ihrem Herren/ dem Socrati, auff der öffentlichen Gassen/ seinen Rock von dem Leib. Die Zuseher sagten zu dem Socrate; Warumb schlägst du doch dieses dein heilloses Weib nicht? Socrates antwortete: Ja freylich! Ihr habt gut sagen/ vom schlagen. sagte: Warumb das nicht: denn sie legt mir Eyer. Socrates sagte hinwi[unleserliches Material]derumb: Legt dir deine Henne Eyer; ey wolan! so bringt mir meine Xantippe Kinder/ die höher zu achten sind/ denn alle Eyer. Xantippe fuhr mit ungestimmen Murmeln fort; daß Alcibiades darüber zum Socrate sagte: Wie kanst du doch solches murmeln vertragen? Socrates antwortete: Must du doch das knarren an dem Brummen-Rad / für deiner Thür vertragen. Mein Weib ist mir eine gute Schul/ die mich/ zu Hause/ dermassen in der Gedult und Sanff[unleserliches Material]muth übet; Daß ich hernach draussen desto glimpfflicher bin/ mit andern Leuten zu handeln. Xantippe wolte einsten nicht auffhören/ ihren Ehe-Herrn/ in dem Hause/ zu schelten/ zu nagen und zu plagen/ daß er endlich bewogen wurde/ heraus zu gehen/ und sich auff einen Stein/ für der Thür/ zu setzen. Solches mißfiel der Xantippe auch/ und goß die Kammer-Scherben auff dem Socratem hinaus. Socrates entrüstete sich darüber gantz nichts; sondern sagte nur: Ich habe mir es wol eingebildet/ daß/ nach solchem Donnern und Plitzen/ ein Platzregen kommen würde. Auff eine andere Zeit/ riß die Xantippe ihrem Herren/ dem Socrati, auff der öffentlichen Gassen/ seinen Rock von dem Leib. Die Zuseher sagten zu dem Socrate; Warumb schlägst du doch dieses dein heilloses Weib nicht? Socrates antwortete: Ja freylich! Ihr habt gut sagen/ vom schlagen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0210" n="190"/> sagte: Warumb das nicht: denn sie legt mir Eyer. Socrates sagte hinwi<gap reason="illegible"/>derumb: Legt dir deine Henne Eyer; ey wolan! so bringt mir meine Xantippe Kinder/ die höher zu achten sind/ denn alle Eyer. Xantippe fuhr mit ungestimmen Murmeln fort; daß Alcibiades darüber zum Socrate sagte: Wie kanst du doch solches murmeln vertragen? Socrates antwortete: Must du doch das knarren an dem Brummen-Rad / für deiner Thür vertragen. Mein Weib ist mir eine gute Schul/ die mich/ zu Hause/ dermassen in der Gedult und Sanff<gap reason="illegible"/>muth übet; Daß ich hernach draussen desto glimpfflicher bin/ mit andern Leuten zu handeln.</p> <p>Xantippe wolte einsten nicht auffhören/ ihren Ehe-Herrn/ in dem Hause/ zu schelten/ zu nagen und zu plagen/ daß er endlich bewogen wurde/ heraus zu gehen/ und sich auff einen Stein/ für der Thür/ zu setzen. Solches mißfiel der Xantippe auch/ und goß die Kammer-Scherben auff dem Socratem hinaus. Socrates entrüstete sich darüber gantz nichts; sondern sagte nur: Ich habe mir es wol eingebildet/ daß/ nach solchem Donnern und Plitzen/ ein Platzregen kommen würde.</p> <p>Auff eine andere Zeit/ riß die Xantippe ihrem Herren/ dem Socrati, auff der öffentlichen Gassen/ seinen Rock von dem Leib. Die Zuseher sagten zu dem Socrate; Warumb schlägst du doch dieses dein heilloses Weib nicht? Socrates antwortete: Ja freylich! Ihr habt gut sagen/ vom schlagen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0210]
sagte: Warumb das nicht: denn sie legt mir Eyer. Socrates sagte hinwi_ derumb: Legt dir deine Henne Eyer; ey wolan! so bringt mir meine Xantippe Kinder/ die höher zu achten sind/ denn alle Eyer. Xantippe fuhr mit ungestimmen Murmeln fort; daß Alcibiades darüber zum Socrate sagte: Wie kanst du doch solches murmeln vertragen? Socrates antwortete: Must du doch das knarren an dem Brummen-Rad / für deiner Thür vertragen. Mein Weib ist mir eine gute Schul/ die mich/ zu Hause/ dermassen in der Gedult und Sanff_ muth übet; Daß ich hernach draussen desto glimpfflicher bin/ mit andern Leuten zu handeln.
Xantippe wolte einsten nicht auffhören/ ihren Ehe-Herrn/ in dem Hause/ zu schelten/ zu nagen und zu plagen/ daß er endlich bewogen wurde/ heraus zu gehen/ und sich auff einen Stein/ für der Thür/ zu setzen. Solches mißfiel der Xantippe auch/ und goß die Kammer-Scherben auff dem Socratem hinaus. Socrates entrüstete sich darüber gantz nichts; sondern sagte nur: Ich habe mir es wol eingebildet/ daß/ nach solchem Donnern und Plitzen/ ein Platzregen kommen würde.
Auff eine andere Zeit/ riß die Xantippe ihrem Herren/ dem Socrati, auff der öffentlichen Gassen/ seinen Rock von dem Leib. Die Zuseher sagten zu dem Socrate; Warumb schlägst du doch dieses dein heilloses Weib nicht? Socrates antwortete: Ja freylich! Ihr habt gut sagen/ vom schlagen.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/210>, abgerufen am 17.02.2025. |