Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Kleider/ die legte S. Johannes an. Da empfingen ihn der Pabst und die Herren alle. Vnd taufft das Kind mit grosser Andacht. Darnach bat ihn der Pabst/ daß er zu ihm nieder sässe. Da sprach S. Johannes: Lieber Vater kennestu mich nicht? Da sprach der Pabst: Nein. Da sprach S. Johannes: Ich bin dein Dodt/ den du täuffest/ und liessest mich zur Schule gehen/ und gabest mir viel Pfründen/ und weihetest mich gar jung zum Priester. Vnd da Ich meine erste Messe sang/ da gedachte ich mir: Es were nicht zimlich/ daß ich GOtt handeln solt in meinen Kindlichen Händen. Vnd da ich die Messe gesungen hatte/ und gessen hatte/ da ging ich in den Wald / darinne hab ich viel ungemaches erlitten. Vnd saget ihm alle Dinge/ die ihm geschehen waren/ und wie es ihm mit der Jungfrauen ergangen war/ als er ihm vorgebeichtet hatte.

Da das der Käyser höret/ da ward ihm sein Hertz schwer/ und gedacht ihm: Es ist vielleicht meine Tochter gewesen. Vnd sprach: Möcht mich jemand zu dem Stein weisen/ da die Frau ihr Leben verlohr/ daß wir doch ihre Gebeine finden/ und es zu der Erden bestetigten. Da sprach S. Johannes: Könte der Jäger an die stätte kommen/ da er mich fand/ so wolt ich ihm den Stein wol weisen. Da sprach der Jäger: Ja wohl. Da ritten sie mit einander in den Wald/ und reit S. Johannes zuförderst /

Kleider/ die legte S. Johannes an. Da empfingen ihn der Pabst und die Herren alle. Vnd taufft das Kind mit grosser Andacht. Darnach bat ihn der Pabst/ daß er zu ihm nieder sässe. Da sprach S. Johannes: Lieber Vater kennestu mich nicht? Da sprach der Pabst: Nein. Da sprach S. Johannes: Ich bin dein Dodt/ den du täuffest/ und liessest mich zur Schule gehen/ und gabest mir viel Pfründen/ und weihetest mich gar jung zum Priester. Vnd da Ich meine erste Messe sang/ da gedachte ich mir: Es were nicht zimlich/ daß ich GOtt handeln solt in meinen Kindlichen Händen. Vnd da ich die Messe gesungen hatte/ und gessen hatte/ da ging ich in den Wald / darinne hab ich viel ungemaches erlitten. Vnd saget ihm alle Dinge/ die ihm geschehen waren/ und wie es ihm mit der Jungfrauen ergangen war/ als er ihm vorgebeichtet hatte.

Da das der Käyser höret/ da ward ihm sein Hertz schwer/ und gedacht ihm: Es ist vielleicht meine Tochter gewesen. Vnd sprach: Möcht mich jemand zu dem Stein weisen/ da die Frau ihr Leben verlohr/ daß wir doch ihre Gebeine finden/ und es zu der Erden bestetigten. Da sprach S. Johannes: Könte der Jäger an die stätte kommen/ da er mich fand/ so wolt ich ihm den Stein wol weisen. Da sprach der Jäger: Ja wohl. Da ritten sie mit einander in den Wald/ und reit S. Johannes zuförderst /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0185" n="165"/>
Kleider/ die legte S.                      Johannes an. Da empfingen ihn der Pabst und die Herren alle. Vnd taufft das Kind                      mit grosser Andacht. Darnach bat ihn der Pabst/ daß er zu ihm nieder sässe. Da                      sprach S. Johannes: Lieber Vater kennestu mich nicht? Da sprach der Pabst: Nein.                      Da sprach S. Johannes: Ich bin dein Dodt/ den du täuffest/ und liessest mich                      zur Schule gehen/ und gabest mir viel Pfründen/ und weihetest mich gar jung                      zum Priester. Vnd da Ich meine erste Messe sang/ da gedachte ich mir: Es were                      nicht zimlich/ daß ich GOtt handeln solt in meinen Kindlichen Händen. Vnd da                      ich die Messe gesungen hatte/ und gessen hatte/ da ging ich in den Wald /                      darinne hab ich viel ungemaches erlitten. Vnd saget ihm alle Dinge/ die ihm                      geschehen waren/ und wie es ihm mit der Jungfrauen ergangen war/ als er ihm                      vorgebeichtet hatte.</p>
        <p>Da das der Käyser höret/ da ward ihm sein Hertz schwer/ und gedacht ihm: Es ist                      vielleicht meine Tochter gewesen. Vnd sprach: Möcht mich jemand zu dem Stein                      weisen/ da die Frau ihr Leben verlohr/ daß wir doch ihre Gebeine finden/ und                      es zu der Erden bestetigten. Da sprach S. Johannes: Könte der Jäger an die                      stätte kommen/ da er mich fand/ so wolt ich ihm den Stein wol weisen. Da                      sprach der Jäger: Ja wohl. Da ritten sie mit einander in den Wald/ und reit S.                      Johannes zuförderst /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0185] Kleider/ die legte S. Johannes an. Da empfingen ihn der Pabst und die Herren alle. Vnd taufft das Kind mit grosser Andacht. Darnach bat ihn der Pabst/ daß er zu ihm nieder sässe. Da sprach S. Johannes: Lieber Vater kennestu mich nicht? Da sprach der Pabst: Nein. Da sprach S. Johannes: Ich bin dein Dodt/ den du täuffest/ und liessest mich zur Schule gehen/ und gabest mir viel Pfründen/ und weihetest mich gar jung zum Priester. Vnd da Ich meine erste Messe sang/ da gedachte ich mir: Es were nicht zimlich/ daß ich GOtt handeln solt in meinen Kindlichen Händen. Vnd da ich die Messe gesungen hatte/ und gessen hatte/ da ging ich in den Wald / darinne hab ich viel ungemaches erlitten. Vnd saget ihm alle Dinge/ die ihm geschehen waren/ und wie es ihm mit der Jungfrauen ergangen war/ als er ihm vorgebeichtet hatte. Da das der Käyser höret/ da ward ihm sein Hertz schwer/ und gedacht ihm: Es ist vielleicht meine Tochter gewesen. Vnd sprach: Möcht mich jemand zu dem Stein weisen/ da die Frau ihr Leben verlohr/ daß wir doch ihre Gebeine finden/ und es zu der Erden bestetigten. Da sprach S. Johannes: Könte der Jäger an die stätte kommen/ da er mich fand/ so wolt ich ihm den Stein wol weisen. Da sprach der Jäger: Ja wohl. Da ritten sie mit einander in den Wald/ und reit S. Johannes zuförderst /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/185
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/185>, abgerufen am 24.11.2024.