Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.ihm were/ und ihn vorsehe. Da sahe er einen kleinen Vrsprung/ und gieng bey dem Wasser/ ward gar froh/ und kam zu einem holen Stein/ und unter dem Steine gienge das Wasser hin/ da gedachte er ihm: Hier soll deine Wohnung seyn/ und das kleine Wasser war gar lustig. Vnd nahm da Graß und Rinden/ damit decket er seine Zelle/ und machete eine Thür daran/ für die Thiere. Vnd da er das Brodt gessen hatte/ da suchte er Kraut und Wurtzel/ deß nehret er sich/ und aß Laub und Graß/ und sahe offt auff zu Gott/ und lebet gar kümmerlichen/ biß er innen ward/ welche Wurtzel gut war. Vnd diener Gott Tag und Nacht mit beten/ mit fasten/ mit wachen/ und mit viel anderer guter Vbung. Zu den Zeiten war ein Käyser der hatte Gott lieb/ der hat gar ein schöne Burg / darinnen war seine Frau und sein Gesinde/ und die Burg lag für dem Walde / darinnen S. Johannes war. Vnd eines Tages gieng des Käysers Tochrer für den Hag / in dem Sommer/ mit vielen schönen Jungfrauen/ durch Kurtzweil/ und wolten die Blumen und den grünen Klee schauen. Da kam ein grosser Wind unter die Jungfrauen alle/ da furchten sie sich gar sehr/ da war der Wind also groß / daß er deß Käysers Tochter nam/ und führet sie hoch auff von den Jungfrauen in dei Lufft/ daß sie nicht wusten/ wo sie hinkommen wär. Dawar ihnen gar leid/ und sprachen: Was wollen wir den Käyser für Ant- ihm were/ und ihn vorsehe. Da sahe er einen kleinen Vrsprung/ und gieng bey dem Wasser/ ward gar froh/ und kam zu einem holen Stein/ und unter dem Steine gienge das Wasser hin/ da gedachte er ihm: Hier soll deine Wohnung seyn/ und das kleine Wasser war gar lustig. Vnd nahm da Graß und Rinden/ damit decket er seine Zelle/ und machete eine Thür daran/ für die Thiere. Vnd da er das Brodt gessen hatte/ da suchte er Kraut und Wurtzel/ deß nehret er sich/ und aß Laub und Graß/ und sahe offt auff zu Gott/ und lebet gar kümmerlichen/ biß er innen ward/ welche Wurtzel gut war. Vnd diener Gott Tag und Nacht mit beten/ mit fasten/ mit wachen/ und mit viel anderer guter Vbung. Zu den Zeiten war ein Käyser der hatte Gott lieb/ der hat gar ein schöne Burg / darinnen war seine Frau und sein Gesinde/ und die Burg lag für dem Walde / darinnen S. Johannes war. Vnd eines Tages gieng des Käysers Tochrer für den Hag / in dem Sommer/ mit vielen schönen Jungfrauen/ durch Kurtzweil/ und wolten die Blumen und den grünen Klee schauen. Da kam ein grosser Wind unter die Jungfrauen alle/ da furchten sie sich gar sehr/ da war der Wind also groß / daß er deß Käysers Tochter nam/ und führet sie hoch auff von den Jungfrauen in dei Lufft/ daß sie nicht wusten/ wo sie hinkom̃en wär. Dawar ihnen gar leid/ uñ sprachen: Was wollen wir den Käyser für Ant- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0178" n="158"/> ihm were/ und ihn vorsehe. Da sahe er einen kleinen Vrsprung/ und gieng bey dem Wasser/ ward gar froh/ und kam zu einem holen Stein/ und unter dem Steine gienge das Wasser hin/ da gedachte er ihm: Hier soll deine Wohnung seyn/ und das kleine Wasser war gar lustig. Vnd nahm da Graß und Rinden/ damit decket er seine Zelle/ und machete eine Thür daran/ für die Thiere. Vnd da er das Brodt gessen hatte/ da suchte er Kraut und Wurtzel/ deß nehret er sich/ und aß Laub und Graß/ und sahe offt auff zu Gott/ und lebet gar kümmerlichen/ biß er innen ward/ welche Wurtzel gut war. Vnd diener Gott Tag und Nacht mit beten/ mit fasten/ mit wachen/ und mit viel anderer guter Vbung.</p> <p>Zu den Zeiten war ein Käyser der hatte Gott lieb/ der hat gar ein schöne Burg / darinnen war seine Frau und sein Gesinde/ und die Burg lag für dem Walde / darinnen S. Johannes war. Vnd eines Tages gieng des Käysers Tochrer für den Hag / in dem Sommer/ mit vielen schönen Jungfrauen/ durch Kurtzweil/ und wolten die Blumen und den grünen Klee schauen. Da kam ein grosser Wind unter die Jungfrauen alle/ da furchten sie sich gar sehr/ da war der Wind also groß / daß er deß Käysers Tochter nam/ und führet sie hoch auff von den Jungfrauen in dei Lufft/ daß sie nicht wusten/ wo sie hinkom̃en wär. Dawar ihnen gar leid/ uñ sprachen: Was wollen wir den Käyser für Ant- </p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0178]
ihm were/ und ihn vorsehe. Da sahe er einen kleinen Vrsprung/ und gieng bey dem Wasser/ ward gar froh/ und kam zu einem holen Stein/ und unter dem Steine gienge das Wasser hin/ da gedachte er ihm: Hier soll deine Wohnung seyn/ und das kleine Wasser war gar lustig. Vnd nahm da Graß und Rinden/ damit decket er seine Zelle/ und machete eine Thür daran/ für die Thiere. Vnd da er das Brodt gessen hatte/ da suchte er Kraut und Wurtzel/ deß nehret er sich/ und aß Laub und Graß/ und sahe offt auff zu Gott/ und lebet gar kümmerlichen/ biß er innen ward/ welche Wurtzel gut war. Vnd diener Gott Tag und Nacht mit beten/ mit fasten/ mit wachen/ und mit viel anderer guter Vbung.
Zu den Zeiten war ein Käyser der hatte Gott lieb/ der hat gar ein schöne Burg / darinnen war seine Frau und sein Gesinde/ und die Burg lag für dem Walde / darinnen S. Johannes war. Vnd eines Tages gieng des Käysers Tochrer für den Hag / in dem Sommer/ mit vielen schönen Jungfrauen/ durch Kurtzweil/ und wolten die Blumen und den grünen Klee schauen. Da kam ein grosser Wind unter die Jungfrauen alle/ da furchten sie sich gar sehr/ da war der Wind also groß / daß er deß Käysers Tochter nam/ und führet sie hoch auff von den Jungfrauen in dei Lufft/ daß sie nicht wusten/ wo sie hinkom̃en wär. Dawar ihnen gar leid/ uñ sprachen: Was wollen wir den Käyser für Ant-
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