Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.zu/ welche des Nachts pflegten zu fischen/ darein trat er ohn gefehr die Zeit zu vertreiben/ gieng an das ander Ende hin und her/ und machte es loß/ und wolte am Vfer ein wenig hin und her mit dem Schifflein spatzieren/ vor die lange weile/ fahren/ biß seine Jungfrau wieder erwachte/ und sahe immer in das hohe Meer/ ob er etwan eines Schiffes möchte gewar werden. Als er in solchen grossen schweren Gedancken stehet/ kompt so ein grausamer erschrecklicher Zwirbel-Wind / und führet das Schifflein weit vom Vfer so hatte er gar nichts bey sich / damit er das Schifflein hat lencken/ regieren oder bewegen können/ sondern muste jhm nu seinen Lauff lassen/ und trieb ihn also der Wind auff das hohe grausame wilde Meer. Herr Heinrich war so sehr erschrocken/ daß er in solchem ängstlichen Schrecken nicht wuste/ wo er war/ fiel also vor grossem erschrockenen Hertzen in das Schiff/ gleich als ob er rod were. Als er sich denn ermunderte/ und wieder zu ihm selber kam/ richtet er sich wieder auff / sahe aber nichts umb sich als Himmel und Wasser/ besann sich ein wenig / und sprach mit weinender Stimme: Ach mein Gott/ wo bin ich/ und gedachte nur an seine schlaffende Jungfrau/ und wann ers bedachte/ wolte er für Hertzenlied ins Meer springen; In solchen jämmerlichen Gedancken kömpt ein Raub-Schiff daher/ das wolt von Allgier auff Spannien zu zu/ welche des Nachts pflegten zu fischen/ darein trat er ohn gefehr die Zeit zu vertreiben/ gieng an das ander Ende hin und her/ und machte es loß/ und wolte am Vfer ein wenig hin und her mit dem Schifflein spatzieren/ vor die lange weile/ fahren/ biß seine Jungfrau wieder erwachte/ und sahe immer in das hohe Meer/ ob er etwan eines Schiffes möchte gewar werden. Als er in solchen grossen schweren Gedancken stehet/ kompt so ein grausamer erschrecklicher Zwirbel-Wind / und führet das Schifflein weit vom Vfer so hatte er gar nichts bey sich / damit er das Schifflein hat lencken/ regieren oder bewegen können/ sondern muste jhm nu seinen Lauff lassen/ und trieb ihn also der Wind auff das hohe grausame wilde Meer. Herr Heinrich war so sehr erschrocken/ daß er in solchem ängstlichen Schrecken nicht wuste/ wo er war/ fiel also vor grossem erschrockenen Hertzen in das Schiff/ gleich als ob er rod were. Als er sich denn ermunderte/ und wieder zu ihm selber kam/ richtet er sich wieder auff / sahe aber nichts umb sich als Himmel uñ Wasser/ besann sich ein wenig / und sprach mit weinender Stimme: Ach mein Gott/ wo bin ich/ uñ gedachte nur an seine schlaffende Jungfrau/ und wann ers bedachte/ wolte er für Hertzenlied ins Meer springen; In solchen jämmerlichen Gedancken kömpt ein Raub-Schiff daher/ das wolt von Allgier auff Spannien zu <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0153" n="133"/> zu/ welche des Nachts pflegten zu fischen/ darein trat er ohn gefehr die Zeit zu vertreiben/ gieng an das ander Ende hin und her/ und machte es loß/ und wolte am Vfer ein wenig hin und her mit dem Schifflein spatzieren/ vor die lange weile/ fahren/ biß seine Jungfrau wieder erwachte/ und sahe immer in das hohe Meer/ ob er etwan eines Schiffes möchte gewar werden. Als er in solchen grossen schweren Gedancken stehet/ kompt so ein grausamer erschrecklicher Zwirbel-Wind / und führet das Schifflein weit vom Vfer so hatte er gar nichts bey sich / damit er das Schifflein hat lencken/ regieren oder bewegen können/ sondern muste jhm nu seinen Lauff lassen/ und trieb ihn also der Wind auff das hohe grausame wilde Meer. Herr Heinrich war so sehr erschrocken/ daß er in solchem ängstlichen Schrecken nicht wuste/ wo er war/ fiel also vor grossem erschrockenen Hertzen in das Schiff/ gleich als ob er rod were. Als er sich denn ermunderte/ und wieder zu ihm selber kam/ richtet er sich wieder auff / sahe aber nichts umb sich als Himmel uñ Wasser/ besann sich ein wenig / und sprach mit weinender Stimme: Ach mein Gott/ wo bin ich/ uñ gedachte nur an seine schlaffende Jungfrau/ und wann ers bedachte/ wolte er für Hertzenlied ins Meer springen; In solchen jämmerlichen Gedancken kömpt ein Raub-Schiff daher/ das wolt von Allgier auff Spannien zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0153]
zu/ welche des Nachts pflegten zu fischen/ darein trat er ohn gefehr die Zeit zu vertreiben/ gieng an das ander Ende hin und her/ und machte es loß/ und wolte am Vfer ein wenig hin und her mit dem Schifflein spatzieren/ vor die lange weile/ fahren/ biß seine Jungfrau wieder erwachte/ und sahe immer in das hohe Meer/ ob er etwan eines Schiffes möchte gewar werden. Als er in solchen grossen schweren Gedancken stehet/ kompt so ein grausamer erschrecklicher Zwirbel-Wind / und führet das Schifflein weit vom Vfer so hatte er gar nichts bey sich / damit er das Schifflein hat lencken/ regieren oder bewegen können/ sondern muste jhm nu seinen Lauff lassen/ und trieb ihn also der Wind auff das hohe grausame wilde Meer. Herr Heinrich war so sehr erschrocken/ daß er in solchem ängstlichen Schrecken nicht wuste/ wo er war/ fiel also vor grossem erschrockenen Hertzen in das Schiff/ gleich als ob er rod were. Als er sich denn ermunderte/ und wieder zu ihm selber kam/ richtet er sich wieder auff / sahe aber nichts umb sich als Himmel uñ Wasser/ besann sich ein wenig / und sprach mit weinender Stimme: Ach mein Gott/ wo bin ich/ uñ gedachte nur an seine schlaffende Jungfrau/ und wann ers bedachte/ wolte er für Hertzenlied ins Meer springen; In solchen jämmerlichen Gedancken kömpt ein Raub-Schiff daher/ das wolt von Allgier auff Spannien zu
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/153>, abgerufen am 16.07.2024. |