Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.doch keiner dahin/ daß er gar weg seyn solt. Als es auch über die Zeit ward/ daß die Jungfrau pflegt aufzustehen/ gieng eine Kammer Jungfrau zu ihrem Bette/ wolte sehen was sie macht/ ob sie kranck/ oder sonst lange schlieffe: Wie sie hin kam/ fand sie niemand/ auch das Bette noch unverwirret / da gieng sie bald/ und saget es den andern/ die erschracken alle sehr/ dann es wuste niemand von den Dingen/ brachtens auch alsbald vor die alte Königin / die kam gelauffen/ und fand das es also wäre/ lieff eilend mit Weinen und Klagen zu dem Könige/ welcher auch kam und diß in Augenschein nahm/ bedachte sich nicht lange/ und gebot an seinem Hoff auff. Mitler weil kam die Botschafft/ wie daß Herr Heinrich auch nicht verhanden were / da sprach der König: Nun wolauff alles was reiten kan/ und suchet in allen Landen/ so lang biß sie antroffen werden/ und wenn ich sie bekomme/ so müssen sie eines sämmerlichen Todes sterben. Man kam auff allen Strassen/ fand aber keinen Ritter noch Jungfrau/ und kam also ein Theil heut/ das ander Morgen / eines theils über sechs/ sieben und neun Tage/ brachten aber keine gute Post / darumb der König sampt seinem Gemahl hertzlich betrübet waren/ wegen ihrer schönen und allerliebsten Tochter/ als eines einigen Erben des gantzen Reichs. Herr Heinrich reit mit seiner hertzlieben Jungfrau doch keiner dahin/ daß er gar weg seyn solt. Als es auch über die Zeit ward/ daß die Jungfrau pflegt aufzustehen/ gieng eine Kammer Jungfrau zu ihrem Bette/ wolte sehen was sie macht/ ob sie kranck/ oder sonst lange schlieffe: Wie sie hin kam/ fand sie niemand/ auch das Bette noch unverwirret / da gieng sie bald/ und saget es den andern/ die erschracken alle sehr/ dann es wuste niemand von den Dingen/ brachtens auch alsbald vor die alte Königin / die kam gelauffen/ und fand das es also wäre/ lieff eilend mit Weinen und Klagen zu dem Könige/ welcher auch kam und diß in Augenschein nahm/ bedachte sich nicht lange/ und gebot an seinem Hoff auff. Mitler weil kam die Botschafft/ wie daß Herr Heinrich auch nicht verhanden were / da sprach der König: Nun wolauff alles was reiten kan/ und suchet in allen Landen/ so lang biß sie antroffen werden/ und wenn ich sie bekomme/ so müssen sie eines sämmerlichen Todes sterben. Man kam auff allen Strassen/ fand aber keinen Ritter noch Jungfrau/ und kam also ein Theil heut/ das ander Morgen / eines theils über sechs/ sieben und neun Tage/ brachten aber keine gute Post / darumb der König sampt seinem Gemahl hertzlich betrübet waren/ wegen ihrer schönen und allerliebsten Tochter/ als eines einigen Erben des gantzen Reichs. Herr Heinrich reit mit seiner hertzlieben Jungfrau <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0151" n="131"/> doch keiner dahin/ daß er gar weg seyn solt. Als es auch über die Zeit ward/ daß die Jungfrau pflegt aufzustehen/ gieng eine Kammer Jungfrau zu ihrem Bette/ wolte sehen was sie macht/ ob sie kranck/ oder sonst lange schlieffe: Wie sie hin kam/ fand sie niemand/ auch das Bette noch unverwirret / da gieng sie bald/ und saget es den andern/ die erschracken alle sehr/ dann es wuste niemand von den Dingen/ brachtens auch alsbald vor die alte Königin / die kam gelauffen/ und fand das es also wäre/ lieff eilend mit Weinen und Klagen zu dem Könige/ welcher auch kam und diß in Augenschein nahm/ bedachte sich nicht lange/ und gebot an seinem Hoff auff.</p> <p>Mitler weil kam die Botschafft/ wie daß Herr Heinrich auch nicht verhanden were / da sprach der König: Nun wolauff alles was reiten kan/ und suchet in allen Landen/ so lang biß sie antroffen werden/ und wenn ich sie bekomme/ so müssen sie eines sämmerlichen Todes sterben. Man kam auff allen Strassen/ fand aber keinen Ritter noch Jungfrau/ und kam also ein Theil heut/ das ander Morgen / eines theils über sechs/ sieben und neun Tage/ brachten aber keine gute Post / darumb der König sampt seinem Gemahl hertzlich betrübet waren/ wegen ihrer schönen und allerliebsten Tochter/ als eines einigen Erben des gantzen Reichs. Herr Heinrich reit mit seiner hertzlieben Jungfrau </p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0151]
doch keiner dahin/ daß er gar weg seyn solt. Als es auch über die Zeit ward/ daß die Jungfrau pflegt aufzustehen/ gieng eine Kammer Jungfrau zu ihrem Bette/ wolte sehen was sie macht/ ob sie kranck/ oder sonst lange schlieffe: Wie sie hin kam/ fand sie niemand/ auch das Bette noch unverwirret / da gieng sie bald/ und saget es den andern/ die erschracken alle sehr/ dann es wuste niemand von den Dingen/ brachtens auch alsbald vor die alte Königin / die kam gelauffen/ und fand das es also wäre/ lieff eilend mit Weinen und Klagen zu dem Könige/ welcher auch kam und diß in Augenschein nahm/ bedachte sich nicht lange/ und gebot an seinem Hoff auff.
Mitler weil kam die Botschafft/ wie daß Herr Heinrich auch nicht verhanden were / da sprach der König: Nun wolauff alles was reiten kan/ und suchet in allen Landen/ so lang biß sie antroffen werden/ und wenn ich sie bekomme/ so müssen sie eines sämmerlichen Todes sterben. Man kam auff allen Strassen/ fand aber keinen Ritter noch Jungfrau/ und kam also ein Theil heut/ das ander Morgen / eines theils über sechs/ sieben und neun Tage/ brachten aber keine gute Post / darumb der König sampt seinem Gemahl hertzlich betrübet waren/ wegen ihrer schönen und allerliebsten Tochter/ als eines einigen Erben des gantzen Reichs. Herr Heinrich reit mit seiner hertzlieben Jungfrau
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/151>, abgerufen am 16.02.2025. |