Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.mir wol erfahren/ sonst lasse ichs keinen Menschen in diesem Lande wiessen/ wendet ihr nur Fleiß an/ daß mir heimlich zusammen kommen/ und bringet der Edlen Jungfrau zum gewissen Pfande auffrichtiger Liebe diese Ketten/ welcher von seinem Halse nahm / die ihm seine hertzliebe Frau Mutter zu letzt gegeben hatte/ und eines grosses Schatzes werth war. Hierauff die alte Herr Heinrichen anmeldete/ daß sie die Jungfrau und ihn den künfftigen Morgen in ihr Gemach fordern wolte/ doch in Zucht und reiner Liebe. Herr Heinrich sprach: Saget der Jungfrauen/ daß sie ihr Gemüht unwandelbar halten sol/ und von mir unbefleckte kensche Liebe in Ehren gewarten/ und wenn ich wissen solt/ daß es ihrer Ehre entgegen seyn solte / wolte ich ehe mein Leben lassen/ und jämmerlichen in der Lieb sterben. Als die alte Kammer-Frau wieder kam/ gieng ihr die Jungfrau entgegen und sprach: Bringet ihr gute oder böse Zeitung/ die saget mir bald: Sie fieng an und saget ihr alle Sachen/ und gab ihr damit die güldene Kette mit dem Kleinot. Da die Jungfrau das sahe/ wehre sie vor grossen Freuden fast von sich selber kommen / doch endlich sprach sie/ hab ich nicht gesagt/ seine Gestalt und Wesen gab es / daß er von hohen Stamme seyn muß. Denn wie vermochte ein schlechter Edelmann ein solch Geschenck zu thun: Nun wil ich mich vor die glückseeligste auff der gan- mir wol erfahren/ sonst lasse ichs keinen Menschen in diesem Lande wiessen/ wendet ihr nur Fleiß an/ daß mir heimlich zusammen kom̃en/ und bringet der Edlen Jungfrau zum gewissen Pfande auffrichtiger Liebe diese Kettẽ/ welcher von seinem Halse nahm / die ihm seine hertzliebe Frau Mutter zu letzt gegeben hatte/ und eines grosses Schatzes werth war. Hierauff die alte Herr Heinrichen anmeldete/ daß sie die Jungfrau und ihn den künfftigen Morgen in ihr Gemach fordern wolte/ doch in Zucht und reiner Liebe. Herr Heinrich sprach: Saget der Jungfrauen/ daß sie ihr Gemüht unwandelbar halten sol/ und von mir unbefleckte kensche Liebe in Ehren gewarten/ und wenn ich wissen solt/ daß es ihrer Ehre entgegen seyn solte / wolte ich ehe mein Leben lassen/ und jämmerlichen in der Lieb sterben. Als die alte Kam̃er-Frau wieder kam/ gieng ihr die Jungfrau entgegen und sprach: Bringet ihr gute oder böse Zeitung/ die saget mir bald: Sie fieng an und saget ihr alle Sachen/ und gab ihr damit die güldene Kette mit dem Kleinot. Da die Jungfrau das sahe/ wehre sie vor grossen Freuden fast von sich selber kommen / doch endlich sprach sie/ hab ich nicht gesagt/ seine Gestalt und Wesen gab es / daß er von hohen Stamme seyn muß. Denn wie vermochte ein schlechter Edelmann ein solch Geschenck zu thun: Nun wil ich mich vor die glückseeligste auff der gan- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0147" n="127"/> mir wol erfahren/ sonst lasse ichs keinen Menschen in diesem Lande wiessen/ wendet ihr nur Fleiß an/ daß mir heimlich zusammen kom̃en/ und bringet der Edlen Jungfrau zum gewissen Pfande auffrichtiger Liebe diese Kettẽ/ welcher von seinem Halse nahm / die ihm seine hertzliebe Frau Mutter zu letzt gegeben hatte/ und eines grosses Schatzes werth war. Hierauff die alte Herr Heinrichen anmeldete/ daß sie die Jungfrau und ihn den künfftigen Morgen in ihr Gemach fordern wolte/ doch in Zucht und reiner Liebe. Herr Heinrich sprach: Saget der Jungfrauen/ daß sie ihr Gemüht unwandelbar halten sol/ und von mir unbefleckte kensche Liebe in Ehren gewarten/ und wenn ich wissen solt/ daß es ihrer Ehre entgegen seyn solte / wolte ich ehe mein Leben lassen/ und jämmerlichen in der Lieb sterben. Als die alte Kam̃er-Frau wieder kam/ gieng ihr die Jungfrau entgegen und sprach: Bringet ihr gute oder böse Zeitung/ die saget mir bald: Sie fieng an und saget ihr alle Sachen/ und gab ihr damit die güldene Kette mit dem Kleinot. Da die Jungfrau das sahe/ wehre sie vor grossen Freuden fast von sich selber kommen / doch endlich sprach sie/ hab ich nicht gesagt/ seine Gestalt und Wesen gab es / daß er von hohen Stamme seyn muß. Denn wie vermochte ein schlechter Edelmann ein solch Geschenck zu thun: Nun wil ich mich vor die glückseeligste auff der gan- </p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0147]
mir wol erfahren/ sonst lasse ichs keinen Menschen in diesem Lande wiessen/ wendet ihr nur Fleiß an/ daß mir heimlich zusammen kom̃en/ und bringet der Edlen Jungfrau zum gewissen Pfande auffrichtiger Liebe diese Kettẽ/ welcher von seinem Halse nahm / die ihm seine hertzliebe Frau Mutter zu letzt gegeben hatte/ und eines grosses Schatzes werth war. Hierauff die alte Herr Heinrichen anmeldete/ daß sie die Jungfrau und ihn den künfftigen Morgen in ihr Gemach fordern wolte/ doch in Zucht und reiner Liebe. Herr Heinrich sprach: Saget der Jungfrauen/ daß sie ihr Gemüht unwandelbar halten sol/ und von mir unbefleckte kensche Liebe in Ehren gewarten/ und wenn ich wissen solt/ daß es ihrer Ehre entgegen seyn solte / wolte ich ehe mein Leben lassen/ und jämmerlichen in der Lieb sterben. Als die alte Kam̃er-Frau wieder kam/ gieng ihr die Jungfrau entgegen und sprach: Bringet ihr gute oder böse Zeitung/ die saget mir bald: Sie fieng an und saget ihr alle Sachen/ und gab ihr damit die güldene Kette mit dem Kleinot. Da die Jungfrau das sahe/ wehre sie vor grossen Freuden fast von sich selber kommen / doch endlich sprach sie/ hab ich nicht gesagt/ seine Gestalt und Wesen gab es / daß er von hohen Stamme seyn muß. Denn wie vermochte ein schlechter Edelmann ein solch Geschenck zu thun: Nun wil ich mich vor die glückseeligste auff der gan-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/147>, abgerufen am 16.02.2025. |