Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.zu predigen und zu singen. Da war nichts am gantzen Esel/ daß nicht Königlicher und Bäpstlicher Ehren werth were. Aber für andern Tugenden leuchtet das Creutze auf dem Rücken/ also wurd der Esel zum Könige unter den Thieren erwehlet. Der arme junge Löw gieng elende und betrübt/ als ein verstossener Wäyse aus seinem Erblichen Reich/ biß daß sich etliche alte/ treue/ fromme Räthe (den solcher Handel leid war) sein erbarmeten/ und besprachen sich/ wie es eine lästerliche Vntugend were/ daß man den jungen König so schändlich solte lassen verstossen seyn/ sein Vater hett solches nicht umb sie verdienet. Es müste auch nicht gehen im Reich wie der Fuchs und seine Gesellen wolten/ die ihren Muthwillen und nicht des Reichs Ehre suchten/ sie ermaneten sich/ und baten die Reichs-Stände zusammen/ sie hetten etwas nöthiges fürzubringen. Da trat der Elteste auff/ das war ein alter Hund/ ein treuer Raht/ des alten Löwens/ und erzehlet mit schöner Rede/ wie solche Wahl des Esels were zu jach und übereilet / und dem Löwen grosses Unrecht geschehen/ es weh- zu predigen und zu singen. Da war nichts am gantzen Esel/ daß nicht Königlicher und Bäpstlicher Ehren werth were. Aber für andern Tugenden leuchtet das Creutze auf dem Rücken/ also wurd der Esel zum Könige unter den Thieren erwehlet. Der arme junge Löw gieng elende und betrübt/ als ein verstossener Wäyse aus seinem Erblichen Reich/ biß daß sich etliche alte/ treue/ fromme Räthe (den solcher Handel leid war) sein erbarmeten/ und besprachen sich/ wie es eine lästerliche Vntugend were/ daß man den jungen König so schändlich solte lassen verstossen seyn/ sein Vater hett solches nicht umb sie verdienet. Es müste auch nicht gehen im Reich wie der Fuchs und seine Gesellen wolten/ die ihren Muthwillen und nicht des Reichs Ehre suchten/ sie ermaneten sich/ und baten die Reichs-Stände zusammen/ sie hetten etwas nöthiges fürzubringen. Da trat der Elteste auff/ das war ein alter Hund/ ein treuer Raht/ des alten Löwens/ und erzehlet mit schöner Rede/ wie solche Wahl des Esels were zu jach und übereilet / und dem Löwen grosses Unrecht geschehen/ es weh- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0108" n="88"/> zu predigen und zu singen. Da war nichts am gantzen Esel/ daß nicht Königlicher und Bäpstlicher Ehren werth were. Aber für andern Tugenden leuchtet das Creutze auf dem Rücken/ also wurd der Esel zum Könige unter den Thieren erwehlet.</p> <p>Der arme junge Löw gieng elende und betrübt/ als ein verstossener Wäyse aus seinem Erblichen Reich/ biß daß sich etliche alte/ treue/ fromme Räthe (den solcher Handel leid war) sein erbarmeten/ und besprachen sich/ wie es eine lästerliche Vntugend were/ daß man den jungen König so schändlich solte lassen verstossen seyn/ sein Vater hett solches nicht umb sie verdienet. Es müste auch nicht gehen im Reich wie der Fuchs und seine Gesellen wolten/ die ihren Muthwillen und nicht des Reichs Ehre suchten/ sie ermaneten sich/ und baten die Reichs-Stände zusammen/ sie hetten etwas nöthiges fürzubringen. Da trat der Elteste auff/ das war ein alter Hund/ ein treuer Raht/ des alten Löwens/ und erzehlet mit schöner Rede/ wie solche Wahl des Esels were zu jach und übereilet / und dem Löwen grosses Unrecht geschehen/ es weh- </p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0108]
zu predigen und zu singen. Da war nichts am gantzen Esel/ daß nicht Königlicher und Bäpstlicher Ehren werth were. Aber für andern Tugenden leuchtet das Creutze auf dem Rücken/ also wurd der Esel zum Könige unter den Thieren erwehlet.
Der arme junge Löw gieng elende und betrübt/ als ein verstossener Wäyse aus seinem Erblichen Reich/ biß daß sich etliche alte/ treue/ fromme Räthe (den solcher Handel leid war) sein erbarmeten/ und besprachen sich/ wie es eine lästerliche Vntugend were/ daß man den jungen König so schändlich solte lassen verstossen seyn/ sein Vater hett solches nicht umb sie verdienet. Es müste auch nicht gehen im Reich wie der Fuchs und seine Gesellen wolten/ die ihren Muthwillen und nicht des Reichs Ehre suchten/ sie ermaneten sich/ und baten die Reichs-Stände zusammen/ sie hetten etwas nöthiges fürzubringen. Da trat der Elteste auff/ das war ein alter Hund/ ein treuer Raht/ des alten Löwens/ und erzehlet mit schöner Rede/ wie solche Wahl des Esels were zu jach und übereilet / und dem Löwen grosses Unrecht geschehen/ es weh-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/108>, abgerufen am 22.07.2024. |