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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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meine Mutter hielt dafür, daß sie nicht mehr als
Gastwirthinn, sondern als die reiche Madam
Schnitzer den Luxus, welchen sie auszuführen ver-
mochte, bei sich einführen könnte, ohne daß man
es übertrieben oder lächerlich finden würde. Wenn
dies aber auch geschah, und sie davon hörte, so er-
klärte sie es für Neid, und versicherte, daß sie es
den Leuten zum Tort immer höher treiben wollte.

Jhre Hoffart wollte, daß sie Fanchon, die
jetzt allein lebte, als Gouvernante zu sich nehmen
sollte, und sie widerstand dieser ehrsamen Neigung
nicht. Unser bisheriger Lehrer ward nun ziemlich
vernachläßigt, da Vater Schnitzer nicht mehr auch
durch ihn zu hintergehen war, setzte es keine Ge-
schenke mehr, als diese wegfielen, setzte es keine
Geduld mit mir, keine Beschönigung meiner Aus-
gelassenheit mehr. Täglich hatte er was über mich
zu klagen, das nahm meine Mutter übel, sie sagte
ihm unter die Augen, daß er eben an meiner Ver-
wilderung und Ungezogenheit schuld sey, weil er
die rechte Art nicht hätte, einen Knaben von so
viel Verstand und Lebhaftigkeit zu gewinnen; die-
ser Ausspruch ward in meiner Gegenwart gethan.
Der Lehrer nahm diese Beschuldigung sehr übel, er
sagte Mütterchen sehr harte Dinge, es entstand
ein gewaltiger Zank, nach welchem der erste ver-

abschiedet

meine Mutter hielt dafuͤr, daß ſie nicht mehr als
Gaſtwirthinn, ſondern als die reiche Madam
Schnitzer den Luxus, welchen ſie auszufuͤhren ver-
mochte, bei ſich einfuͤhren koͤnnte, ohne daß man
es uͤbertrieben oder laͤcherlich finden wuͤrde. Wenn
dies aber auch geſchah, und ſie davon hoͤrte, ſo er-
klaͤrte ſie es fuͤr Neid, und verſicherte, daß ſie es
den Leuten zum Tort immer hoͤher treiben wollte.

Jhre Hoffart wollte, daß ſie Fanchon, die
jetzt allein lebte, als Gouvernante zu ſich nehmen
ſollte, und ſie widerſtand dieſer ehrſamen Neigung
nicht. Unſer bisheriger Lehrer ward nun ziemlich
vernachlaͤßigt, da Vater Schnitzer nicht mehr auch
durch ihn zu hintergehen war, ſetzte es keine Ge-
ſchenke mehr, als dieſe wegfielen, ſetzte es keine
Geduld mit mir, keine Beſchoͤnigung meiner Aus-
gelaſſenheit mehr. Taͤglich hatte er was uͤber mich
zu klagen, das nahm meine Mutter uͤbel, ſie ſagte
ihm unter die Augen, daß er eben an meiner Ver-
wilderung und Ungezogenheit ſchuld ſey, weil er
die rechte Art nicht haͤtte, einen Knaben von ſo
viel Verſtand und Lebhaftigkeit zu gewinnen; die-
ſer Ausſpruch ward in meiner Gegenwart gethan.
Der Lehrer nahm dieſe Beſchuldigung ſehr uͤbel, er
ſagte Muͤtterchen ſehr harte Dinge, es entſtand
ein gewaltiger Zank, nach welchem der erſte ver-

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[94/0098] meine Mutter hielt dafuͤr, daß ſie nicht mehr als Gaſtwirthinn, ſondern als die reiche Madam Schnitzer den Luxus, welchen ſie auszufuͤhren ver- mochte, bei ſich einfuͤhren koͤnnte, ohne daß man es uͤbertrieben oder laͤcherlich finden wuͤrde. Wenn dies aber auch geſchah, und ſie davon hoͤrte, ſo er- klaͤrte ſie es fuͤr Neid, und verſicherte, daß ſie es den Leuten zum Tort immer hoͤher treiben wollte. Jhre Hoffart wollte, daß ſie Fanchon, die jetzt allein lebte, als Gouvernante zu ſich nehmen ſollte, und ſie widerſtand dieſer ehrſamen Neigung nicht. Unſer bisheriger Lehrer ward nun ziemlich vernachlaͤßigt, da Vater Schnitzer nicht mehr auch durch ihn zu hintergehen war, ſetzte es keine Ge- ſchenke mehr, als dieſe wegfielen, ſetzte es keine Geduld mit mir, keine Beſchoͤnigung meiner Aus- gelaſſenheit mehr. Taͤglich hatte er was uͤber mich zu klagen, das nahm meine Mutter uͤbel, ſie ſagte ihm unter die Augen, daß er eben an meiner Ver- wilderung und Ungezogenheit ſchuld ſey, weil er die rechte Art nicht haͤtte, einen Knaben von ſo viel Verſtand und Lebhaftigkeit zu gewinnen; die- ſer Ausſpruch ward in meiner Gegenwart gethan. Der Lehrer nahm dieſe Beſchuldigung ſehr uͤbel, er ſagte Muͤtterchen ſehr harte Dinge, es entſtand ein gewaltiger Zank, nach welchem der erſte ver- abſchiedet

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/98>, abgerufen am 22.11.2024.