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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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sich, in der Ueberlegung, daß man bei einem so leb-
haften Knaben kleine Rückfälle übersehen müßte,
nicht sonderlich.

Meine Mutter unterließ auch nichts, was ihn
immer mehr für mich gewinnen mußte; unter an-
dern versprach sie mir ein kleines Reitpferd, wenn
ich mir vom Jnformator die Hand führen ließ, um
einen Glückwunsch zu Oncle Peters Geburtstag zu
schreiben; das Versprechen meiner Mutter machte
mich biegsam, denn längst wünschte ich mir ein
Pferd. Als der Glückwunsch geschrieben war, den
der Lehrer gern kurz faßte, damit meine Geduld
nicht ausreißen möchte, trug ihn die Mutter Vater
Schnitzern hin, machte ihm aber weis, ich hätte
ihn aus freier Hand geschrieben; dieser freute sich
nicht wenig, und übersandte ihn seinem Bruder mit
Beifügung eines langen Berichts von meinem gu-
ten Verhalten, wobei er nicht vergaß, seine Kinder
in Peters Schutz zu empfehlen, wenn er selbst die
Welt würde gesegnet haben.

Suschen hatte sehr wichtige Gründe, ihren
Johann Jacob für sich und mich so gut zu stimmen,
die mögliche Aenderung des Testaments, wovon ihr
eigener Consulent ihr den Argwohn beigebracht hat-
te, war immer ihre geheime Sorge; welcher Strich
wäre es durch ihre Rechnung gewesen, wenn er seine
Kinder
ſich, in der Ueberlegung, daß man bei einem ſo leb-
haften Knaben kleine Ruͤckfaͤlle uͤberſehen muͤßte,
nicht ſonderlich.

Meine Mutter unterließ auch nichts, was ihn
immer mehr fuͤr mich gewinnen mußte; unter an-
dern verſprach ſie mir ein kleines Reitpferd, wenn
ich mir vom Jnformator die Hand fuͤhren ließ, um
einen Gluͤckwunſch zu Oncle Peters Geburtstag zu
ſchreiben; das Verſprechen meiner Mutter machte
mich biegſam, denn laͤngſt wuͤnſchte ich mir ein
Pferd. Als der Gluͤckwunſch geſchrieben war, den
der Lehrer gern kurz faßte, damit meine Geduld
nicht ausreißen moͤchte, trug ihn die Mutter Vater
Schnitzern hin, machte ihm aber weis, ich haͤtte
ihn aus freier Hand geſchrieben; dieſer freute ſich
nicht wenig, und uͤberſandte ihn ſeinem Bruder mit
Beifuͤgung eines langen Berichts von meinem gu-
ten Verhalten, wobei er nicht vergaß, ſeine Kinder
in Peters Schutz zu empfehlen, wenn er ſelbſt die
Welt wuͤrde geſegnet haben.

Suschen hatte ſehr wichtige Gruͤnde, ihren
Johann Jacob fuͤr ſich und mich ſo gut zu ſtimmen,
die moͤgliche Aenderung des Teſtaments, wovon ihr
eigener Conſulent ihr den Argwohn beigebracht hat-
te, war immer ihre geheime Sorge; welcher Strich
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[78/0082] ſich, in der Ueberlegung, daß man bei einem ſo leb- haften Knaben kleine Ruͤckfaͤlle uͤberſehen muͤßte, nicht ſonderlich. Meine Mutter unterließ auch nichts, was ihn immer mehr fuͤr mich gewinnen mußte; unter an- dern verſprach ſie mir ein kleines Reitpferd, wenn ich mir vom Jnformator die Hand fuͤhren ließ, um einen Gluͤckwunſch zu Oncle Peters Geburtstag zu ſchreiben; das Verſprechen meiner Mutter machte mich biegſam, denn laͤngſt wuͤnſchte ich mir ein Pferd. Als der Gluͤckwunſch geſchrieben war, den der Lehrer gern kurz faßte, damit meine Geduld nicht ausreißen moͤchte, trug ihn die Mutter Vater Schnitzern hin, machte ihm aber weis, ich haͤtte ihn aus freier Hand geſchrieben; dieſer freute ſich nicht wenig, und uͤberſandte ihn ſeinem Bruder mit Beifuͤgung eines langen Berichts von meinem gu- ten Verhalten, wobei er nicht vergaß, ſeine Kinder in Peters Schutz zu empfehlen, wenn er ſelbſt die Welt wuͤrde geſegnet haben. Suschen hatte ſehr wichtige Gruͤnde, ihren Johann Jacob fuͤr ſich und mich ſo gut zu ſtimmen, die moͤgliche Aenderung des Teſtaments, wovon ihr eigener Conſulent ihr den Argwohn beigebracht hat- te, war immer ihre geheime Sorge; welcher Strich waͤre es durch ihre Rechnung geweſen, wenn er ſeine Kinder

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/82>, abgerufen am 22.11.2024.