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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Also ward Graf Pardenhein beschieden, daß
er das Land räumen sollte, seine Papiere wurden
in das Archiv gelegt, bis (so hieß es) solche un-
tersucht werden könnten, man hatte falsche Brie-
fe untergeschoben, Plane etc. darunter zu bringen
gewußt, auch sie übersah der Monarch nur und
ließ sie dann zu den übrigen legen.

Der Minister ging also ins Ausland und
hielt sich unter dem Namen Felß, wie meine Le-
ser wissen in ... auf. Noch hatte er einige
Freunde am Hofe, durch die er Untersuchung zu
erlangen hoffte, sie waren aber zu ohnmächtig
gegen die mehrere und vornehmere Anzahl seiner
Feinde. Er hlieb also in Ungnade und seine Gü-
ter wurden confiscirt.

Der Monarch starb und sein Nachfolger,
von dem Unrecht, welches dem Grafen geschehn
war, völlig unterrichtet, berief ihn zurück. Doch
der letzte wollte seine Würde nicht wieder anneh-
men, bis alles, dessen er beschuldigt worden, un-
tersucht war; dieß Gesuch ward ihm gewährt,
und ohne Schwierigkeit entdeckte sichs, daß der
Minister Graf Pardenhein völlig unschuldig war.

Jetzt übertrug ihm der Monarch nicht nur sei-
ne Posten aufs neue, sondern er wurde einer der er-
sten Minister und bekam einen größern Wirkungs-
kreis. Unter seine ersten Geschäffte in demselben
gehörte, daß er die Vergehungen seiner Widersacher
niederzuschlagen und zu entschuldigen suchte; einige
derselben wurden gewonnen, seine Freunde und
Nachahmer zu werden, andre gingen aus eignem
Willen ab, und er wendete seinen Einfluß bei dem
Fürsten dazu an, daß er verdienstvolle und fähige
Gegenstände zur Besetzung der erledigten Posten
vorschlug. Jetzt lebte er glücklich, und es geschah
von und durch ihn (so sagte mein Ueberlieferer)
viel Gutes.

Jetzt
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Alſo ward Graf Pardenhein beſchieden, daß
er das Land raͤumen ſollte, ſeine Papiere wurden
in das Archiv gelegt, bis (ſo hieß es) ſolche un-
terſucht werden koͤnnten, man hatte falſche Brie-
fe untergeſchoben, Plane ꝛc. darunter zu bringen
gewußt, auch ſie uͤberſah der Monarch nur und
ließ ſie dann zu den uͤbrigen legen.

Der Miniſter ging alſo ins Ausland und
hielt ſich unter dem Namen Felß, wie meine Le-
ſer wiſſen in ... auf. Noch hatte er einige
Freunde am Hofe, durch die er Unterſuchung zu
erlangen hoffte, ſie waren aber zu ohnmaͤchtig
gegen die mehrere und vornehmere Anzahl ſeiner
Feinde. Er hlieb alſo in Ungnade und ſeine Guͤ-
ter wurden confiscirt.

Der Monarch ſtarb und ſein Nachfolger,
von dem Unrecht, welches dem Grafen geſchehn
war, voͤllig unterrichtet, berief ihn zuruͤck. Doch
der letzte wollte ſeine Wuͤrde nicht wieder anneh-
men, bis alles, deſſen er beſchuldigt worden, un-
terſucht war; dieß Geſuch ward ihm gewaͤhrt,
und ohne Schwierigkeit entdeckte ſichs, daß der
Miniſter Graf Pardenhein voͤllig unſchuldig war.

Jetzt uͤbertrug ihm der Monarch nicht nur ſei-
ne Poſten aufs neue, ſondern er wurde einer der er-
ſten Miniſter und bekam einen groͤßern Wirkungs-
kreis. Unter ſeine erſten Geſchaͤffte in demſelben
gehoͤrte, daß er die Vergehungen ſeiner Widerſacher
niederzuſchlagen und zu entſchuldigen ſuchte; einige
derſelben wurden gewonnen, ſeine Freunde und
Nachahmer zu werden, andre gingen aus eignem
Willen ab, und er wendete ſeinen Einfluß bei dem
Fuͤrſten dazu an, daß er verdienſtvolle und faͤhige
Gegenſtaͤnde zur Beſetzung der erledigten Poſten
vorſchlug. Jetzt lebte er gluͤcklich, und es geſchah
von und durch ihn (ſo ſagte mein Ueberlieferer)
viel Gutes.

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[489/0493] Alſo ward Graf Pardenhein beſchieden, daß er das Land raͤumen ſollte, ſeine Papiere wurden in das Archiv gelegt, bis (ſo hieß es) ſolche un- terſucht werden koͤnnten, man hatte falſche Brie- fe untergeſchoben, Plane ꝛc. darunter zu bringen gewußt, auch ſie uͤberſah der Monarch nur und ließ ſie dann zu den uͤbrigen legen. Der Miniſter ging alſo ins Ausland und hielt ſich unter dem Namen Felß, wie meine Le- ſer wiſſen in ... auf. Noch hatte er einige Freunde am Hofe, durch die er Unterſuchung zu erlangen hoffte, ſie waren aber zu ohnmaͤchtig gegen die mehrere und vornehmere Anzahl ſeiner Feinde. Er hlieb alſo in Ungnade und ſeine Guͤ- ter wurden confiscirt. Der Monarch ſtarb und ſein Nachfolger, von dem Unrecht, welches dem Grafen geſchehn war, voͤllig unterrichtet, berief ihn zuruͤck. Doch der letzte wollte ſeine Wuͤrde nicht wieder anneh- men, bis alles, deſſen er beſchuldigt worden, un- terſucht war; dieß Geſuch ward ihm gewaͤhrt, und ohne Schwierigkeit entdeckte ſichs, daß der Miniſter Graf Pardenhein voͤllig unſchuldig war. Jetzt uͤbertrug ihm der Monarch nicht nur ſei- ne Poſten aufs neue, ſondern er wurde einer der er- ſten Miniſter und bekam einen groͤßern Wirkungs- kreis. Unter ſeine erſten Geſchaͤffte in demſelben gehoͤrte, daß er die Vergehungen ſeiner Widerſacher niederzuſchlagen und zu entſchuldigen ſuchte; einige derſelben wurden gewonnen, ſeine Freunde und Nachahmer zu werden, andre gingen aus eignem Willen ab, und er wendete ſeinen Einfluß bei dem Fuͤrſten dazu an, daß er verdienſtvolle und faͤhige Gegenſtaͤnde zur Beſetzung der erledigten Poſten vorſchlug. Jetzt lebte er gluͤcklich, und es geſchah von und durch ihn (ſo ſagte mein Ueberlieferer) viel Gutes. Jetzt H h 5

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/493>, abgerufen am 22.11.2024.