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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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und das, was ich noch zu sagen habe ins kurze zu-
sammen ziehn.

Nicht ein halbes Jahr war ich bei Celestin,
als Oncle Peter auf einer Reise verunglückte und als
ein schon halb todter nach Hause gebracht wurde.
Er wandte die kurze Zeit, in der er der Vernunft
noch mächtig war, zu Ausfertigung seines Testa-
ments an. Nach demselben hatte er mir das Güt-
chen vermacht, auf dem er wohnte oder wie er sag-
te von seinen Geschäften ausruhte, da er aber mei-
ne Prüfungszeit nicht überlebte und ohnerachtet der
Beweise von Sparsamkeit mit dem Taschengelde,
noch nicht volles Vertraun in meine Gabe zu wirth-
schaften setzte, so hatte er die Verwaltung dieses
Guts bis zum Beschluß meines 30 sten Jahres ei-
nem guten Freund aufgetragen, mir selbst aber wäh-
rend dieser Zeit nur ein paar hundert Thaler jähr-
lich zu erheben fest gesetzt. An dieser Einrichtung
ließ sich weder jetzt noch für die Zukunft etwas än-
dern. Das war, als ich den Verdruß wegen so
manchen mit diesem Todesfall verbundenen Fehl-
schlags überwunden hatte, mein Trost, weil ich nun
doch nach dem 30 sten Jahr was zu hoffen hatte und
vorjetzt wieder zum Genuß meiner Freiheit gelangte.

Diese wendete ich zu Entführung eines jungen
Mädches an, welches die Tochter eines mit Celestin
in vertrauter Freundschaft lebenden Hauses war. El-
tern und Kinder, außer Hannchen, der ältesten
Tochter waren Geistmenschen, sogar Hannchen war
nicht ganz Thier, sie war blos leichtsinnig und wild,
auch fand sie zu ihrem Unglück einigen Geschmack
an mir. So bald ich dieß merkte, suchte ich sie mehr

und
2 r Theil. G g

und das, was ich noch zu ſagen habe ins kurze zu-
ſammen ziehn.

Nicht ein halbes Jahr war ich bei Celeſtin,
als Oncle Peter auf einer Reiſe verungluͤckte und als
ein ſchon halb todter nach Hauſe gebracht wurde.
Er wandte die kurze Zeit, in der er der Vernunft
noch maͤchtig war, zu Ausfertigung ſeines Teſta-
ments an. Nach demſelben hatte er mir das Guͤt-
chen vermacht, auf dem er wohnte oder wie er ſag-
te von ſeinen Geſchaͤften ausruhte, da er aber mei-
ne Pruͤfungszeit nicht uͤberlebte und ohnerachtet der
Beweiſe von Sparſamkeit mit dem Taſchengelde,
noch nicht volles Vertraun in meine Gabe zu wirth-
ſchaften ſetzte, ſo hatte er die Verwaltung dieſes
Guts bis zum Beſchluß meines 30 ſten Jahres ei-
nem guten Freund aufgetragen, mir ſelbſt aber waͤh-
rend dieſer Zeit nur ein paar hundert Thaler jaͤhr-
lich zu erheben feſt geſetzt. An dieſer Einrichtung
ließ ſich weder jetzt noch fuͤr die Zukunft etwas aͤn-
dern. Das war, als ich den Verdruß wegen ſo
manchen mit dieſem Todesfall verbundenen Fehl-
ſchlags uͤberwunden hatte, mein Troſt, weil ich nun
doch nach dem 30 ſten Jahr was zu hoffen hatte und
vorjetzt wieder zum Genuß meiner Freiheit gelangte.

Dieſe wendete ich zu Entfuͤhrung eines jungen
Maͤdches an, welches die Tochter eines mit Celeſtin
in vertrauter Freundſchaft lebenden Hauſes war. El-
tern und Kinder, außer Hannchen, der aͤlteſten
Tochter waren Geiſtmenſchen, ſogar Hannchen war
nicht ganz Thier, ſie war blos leichtſinnig und wild,
auch fand ſie zu ihrem Ungluͤck einigen Geſchmack
an mir. So bald ich dieß merkte, ſuchte ich ſie mehr

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2 r Theil. G g
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[465/0469] und das, was ich noch zu ſagen habe ins kurze zu- ſammen ziehn. Nicht ein halbes Jahr war ich bei Celeſtin, als Oncle Peter auf einer Reiſe verungluͤckte und als ein ſchon halb todter nach Hauſe gebracht wurde. Er wandte die kurze Zeit, in der er der Vernunft noch maͤchtig war, zu Ausfertigung ſeines Teſta- ments an. Nach demſelben hatte er mir das Guͤt- chen vermacht, auf dem er wohnte oder wie er ſag- te von ſeinen Geſchaͤften ausruhte, da er aber mei- ne Pruͤfungszeit nicht uͤberlebte und ohnerachtet der Beweiſe von Sparſamkeit mit dem Taſchengelde, noch nicht volles Vertraun in meine Gabe zu wirth- ſchaften ſetzte, ſo hatte er die Verwaltung dieſes Guts bis zum Beſchluß meines 30 ſten Jahres ei- nem guten Freund aufgetragen, mir ſelbſt aber waͤh- rend dieſer Zeit nur ein paar hundert Thaler jaͤhr- lich zu erheben feſt geſetzt. An dieſer Einrichtung ließ ſich weder jetzt noch fuͤr die Zukunft etwas aͤn- dern. Das war, als ich den Verdruß wegen ſo manchen mit dieſem Todesfall verbundenen Fehl- ſchlags uͤberwunden hatte, mein Troſt, weil ich nun doch nach dem 30 ſten Jahr was zu hoffen hatte und vorjetzt wieder zum Genuß meiner Freiheit gelangte. Dieſe wendete ich zu Entfuͤhrung eines jungen Maͤdches an, welches die Tochter eines mit Celeſtin in vertrauter Freundſchaft lebenden Hauſes war. El- tern und Kinder, außer Hannchen, der aͤlteſten Tochter waren Geiſtmenſchen, ſogar Hannchen war nicht ganz Thier, ſie war blos leichtſinnig und wild, auch fand ſie zu ihrem Ungluͤck einigen Geſchmack an mir. So bald ich dieß merkte, ſuchte ich ſie mehr und 2 r Theil. G g

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/469>, abgerufen am 23.11.2024.