Herz gut wäre, die vollkommenste Besserung zu erwarten stünde. Jndem der leichtgläubige Mann dieß auch von mir glaubte, versicherte er meinen Oncle, wenn er uns oder wir ihn besuchten, daß ich gewiß noch ein edler Mensch und dazu ein nützliches Mit- glied der menschlichen Gesellschaft werden würde, weil es mir weder an Verstand noch Kenntnissen, die ich besser auszubilden noch Zeit hätte, fehlte. Der gute Peter hörte dieß mit Vergnügen und überraschte mich oft mit Geschenken, es blieb nie bei den ausgesetztem Taschengelde, immer lag noch ein Goldstück mehr dabei, aber ich machte den gu- ten Wirth und gab selten etwas außerordentlich weg; hingegen war ich freigebig gegen Arme, worüber sich Celestin und Peter unendlich freuten. -- --
So eben erhielt ich einen Brief von meinem Verleger, in welchem er mich auf eine höfliche Art ersucht, diesen zweiten Theil bald zu schließen, er giebt für diesen Wunsch Ursachen an, wie sie die Herren Buchhändler um ihres Vortheils willen nun ein für allemal angenommen haben. Einige Aus- drücke aber scheinen fast sagen zu wollen: Das le- sende Publikum werde sich mit den starken Stücken, die ich mit der ausführlichsten Beschreibung bereits geliefert, begnügen und sich alles, was ich sonst noch begonnen, in eben dieser Art denken; es sei also nur noch ein kurzer Auszug alles übrigen nöthig. Da ich nun ohnehin des Schreibens überdrüßig bin und gern zu Ausführung eines Plans schreiten möchte, von dem ich mir bei meinem einsamen kränklichen Leben doch einige Unterhaltung verspreche, so will ich die Bitte des Herrn Verlegers statt finden lassen,
und
Herz gut waͤre, die vollkommenſte Beſſerung zu erwarten ſtuͤnde. Jndem der leichtglaͤubige Mann dieß auch von mir glaubte, verſicherte er meinen Oncle, wenn er uns oder wir ihn beſuchten, daß ich gewiß noch ein edler Menſch und dazu ein nuͤtzliches Mit- glied der menſchlichen Geſellſchaft werden wuͤrde, weil es mir weder an Verſtand noch Kenntniſſen, die ich beſſer auszubilden noch Zeit haͤtte, fehlte. Der gute Peter hoͤrte dieß mit Vergnuͤgen und uͤberraſchte mich oft mit Geſchenken, es blieb nie bei den ausgeſetztem Taſchengelde, immer lag noch ein Goldſtuͤck mehr dabei, aber ich machte den gu- ten Wirth und gab ſelten etwas außerordentlich weg; hingegen war ich freigebig gegen Arme, woruͤber ſich Celeſtin und Peter unendlich freuten. — —
So eben erhielt ich einen Brief von meinem Verleger, in welchem er mich auf eine hoͤfliche Art erſucht, dieſen zweiten Theil bald zu ſchließen, er giebt fuͤr dieſen Wunſch Urſachen an, wie ſie die Herren Buchhaͤndler um ihres Vortheils willen nun ein fuͤr allemal angenommen haben. Einige Aus- druͤcke aber ſcheinen faſt ſagen zu wollen: Das le- ſende Publikum werde ſich mit den ſtarken Stuͤcken, die ich mit der ausfuͤhrlichſten Beſchreibung bereits geliefert, begnuͤgen und ſich alles, was ich ſonſt noch begonnen, in eben dieſer Art denken; es ſei alſo nur noch ein kurzer Auszug alles uͤbrigen noͤthig. Da ich nun ohnehin des Schreibens uͤberdruͤßig bin und gern zu Ausfuͤhrung eines Plans ſchreiten moͤchte, von dem ich mir bei meinem einſamen kraͤnklichen Leben doch einige Unterhaltung verſpreche, ſo will ich die Bitte des Herrn Verlegers ſtatt finden laſſen,
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Herz gut waͤre, die vollkommenſte Beſſerung zu
erwarten ſtuͤnde. Jndem der leichtglaͤubige Mann
dieß auch von mir glaubte, verſicherte er meinen Oncle,
wenn er uns oder wir ihn beſuchten, daß ich gewiß
noch ein edler Menſch und dazu ein nuͤtzliches Mit-
glied der menſchlichen Geſellſchaft werden wuͤrde,
weil es mir weder an Verſtand noch Kenntniſſen,
die ich beſſer auszubilden noch Zeit haͤtte, fehlte.
Der gute Peter hoͤrte dieß mit Vergnuͤgen und
uͤberraſchte mich oft mit Geſchenken, es blieb nie
bei den ausgeſetztem Taſchengelde, immer lag noch
ein Goldſtuͤck mehr dabei, aber ich machte den gu-
ten Wirth und gab ſelten etwas außerordentlich weg;
hingegen war ich freigebig gegen Arme, woruͤber
ſich Celeſtin und Peter unendlich freuten. — —
So eben erhielt ich einen Brief von meinem
Verleger, in welchem er mich auf eine hoͤfliche Art
erſucht, dieſen zweiten Theil bald zu ſchließen, er
giebt fuͤr dieſen Wunſch Urſachen an, wie ſie die
Herren Buchhaͤndler um ihres Vortheils willen nun
ein fuͤr allemal angenommen haben. Einige Aus-
druͤcke aber ſcheinen faſt ſagen zu wollen: Das le-
ſende Publikum werde ſich mit den ſtarken Stuͤcken,
die ich mit der ausfuͤhrlichſten Beſchreibung bereits
geliefert, begnuͤgen und ſich alles, was ich ſonſt noch
begonnen, in eben dieſer Art denken; es ſei alſo nur
noch ein kurzer Auszug alles uͤbrigen noͤthig. Da
ich nun ohnehin des Schreibens uͤberdruͤßig bin und
gern zu Ausfuͤhrung eines Plans ſchreiten moͤchte,
von dem ich mir bei meinem einſamen kraͤnklichen
Leben doch einige Unterhaltung verſpreche, ſo will
ich die Bitte des Herrn Verlegers ſtatt finden laſſen,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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