war, mußte ich mit ihm in sein Gärtchen gehn, wo er auhob, wie folget:
"So habt ihr doch glücklich alles durchgebracht und euch mit lüderlichen Leuten eingelassen, die al- les, was meine Eltern, mein seliger Bruder und dessen erste Frau, und hernach Deine Mutter selbst, erworben, an sich gerissen haben. Die Mutter hat in ihren Briefen an mich immer so geprahlt; aber manchmal hat es mich wohl gemahnt, daß es nicht so wäre, wie sie es vormahlte. Jhre Hoffarth war Schuld, weiter nichts, 's mußte ein Edelmann sein -- und sich darnach noch mit einem Rumtreiber einzu- lassen! -- Und den Trunk hat sie sich wohl aus De- speration angewöhnt -- so gehts, wenn man sich der Eitelkeit und der Hoffarth ergiebt. Nimm ein Exem- pel und werde klug, Du bist auch ein lüderlicher Fin- ke, hast schöne Streiche gemacht -- ich mags nur nicht aufwärmen noch untersuchen -- hast der Mut- ter auch genug gekostet! -- Na es ist geschehn. Beß- re Dich nun, Du bist jung und hast, wenns wahr ist, was gelernt, da kannst Du schon in der Welt fortkommen, wenn Du ordentlich werden willst. Verlassen will ich Dich nicht, Du bist meines Bru- ders Sohn und mein Pathe, aber steif Dich ja nicht darauf, daß nich Gott gesegnet hat! 's ist nicht für Dich allein, ich habe mehr Verwandten, die's auch brauchen, und weil ich lebe, geb ich zwar und unterstütze Euch alle, wo's sein muß, aber nicht zum Ueberfluß und zum Verschwenden.
Jch kann Dich brauchen, Du kannst einige Zeit bei mir bleiben, wenn ich dann sehe, daß was mit
Dir
war, mußte ich mit ihm in ſein Gaͤrtchen gehn, wo er auhob, wie folget:
„So habt ihr doch gluͤcklich alles durchgebracht und euch mit luͤderlichen Leuten eingelaſſen, die al- les, was meine Eltern, mein ſeliger Bruder und deſſen erſte Frau, und hernach Deine Mutter ſelbſt, erworben, an ſich geriſſen haben. Die Mutter hat in ihren Briefen an mich immer ſo geprahlt; aber manchmal hat es mich wohl gemahnt, daß es nicht ſo waͤre, wie ſie es vormahlte. Jhre Hoffarth war Schuld, weiter nichts, ’s mußte ein Edelmann ſein — und ſich darnach noch mit einem Rumtreiber einzu- laſſen! — Und den Trunk hat ſie ſich wohl aus De- ſperation angewoͤhnt — ſo gehts, wenn man ſich der Eitelkeit und der Hoffarth ergiebt. Nimm ein Exem- pel und werde klug, Du biſt auch ein luͤderlicher Fin- ke, haſt ſchoͤne Streiche gemacht — ich mags nur nicht aufwaͤrmen noch unterſuchen — haſt der Mut- ter auch genug gekoſtet! — Na es iſt geſchehn. Beß- re Dich nun, Du biſt jung und haſt, wenns wahr iſt, was gelernt, da kannſt Du ſchon in der Welt fortkommen, wenn Du ordentlich werden willſt. Verlaſſen will ich Dich nicht, Du biſt meines Bru- ders Sohn und mein Pathe, aber ſteif Dich ja nicht darauf, daß nich Gott geſegnet hat! ’s iſt nicht fuͤr Dich allein, ich habe mehr Verwandten, die’s auch brauchen, und weil ich lebe, geb ich zwar und unterſtuͤtze Euch alle, wo’s ſein muß, aber nicht zum Ueberfluß und zum Verſchwenden.
Jch kann Dich brauchen, Du kannſt einige Zeit bei mir bleiben, wenn ich dann ſehe, daß was mit
Dir
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0464"n="460"/>
war, mußte ich mit ihm in ſein Gaͤrtchen gehn, wo<lb/>
er auhob, wie folget:</p><lb/><p>„So habt ihr doch gluͤcklich alles durchgebracht<lb/>
und euch mit luͤderlichen Leuten eingelaſſen, die al-<lb/>
les, was meine Eltern, mein ſeliger Bruder und<lb/>
deſſen erſte Frau, und hernach Deine Mutter ſelbſt,<lb/>
erworben, an ſich geriſſen haben. Die Mutter hat<lb/>
in ihren Briefen an mich immer ſo geprahlt; aber<lb/>
manchmal hat es mich wohl gemahnt, daß es nicht<lb/>ſo waͤre, wie ſie es vormahlte. Jhre Hoffarth war<lb/>
Schuld, weiter nichts, ’s mußte ein Edelmann ſein —<lb/>
und ſich darnach noch mit einem Rumtreiber einzu-<lb/>
laſſen! — Und den Trunk hat ſie ſich wohl aus De-<lb/>ſperation angewoͤhnt —ſo gehts, wenn man ſich der<lb/>
Eitelkeit und der Hoffarth ergiebt. Nimm ein Exem-<lb/>
pel und werde klug, Du biſt auch ein luͤderlicher Fin-<lb/>
ke, haſt ſchoͤne Streiche gemacht — ich mags nur<lb/>
nicht aufwaͤrmen noch unterſuchen — haſt der Mut-<lb/>
ter auch genug gekoſtet! — Na es iſt geſchehn. Beß-<lb/>
re Dich nun, Du biſt jung und haſt, wenns wahr<lb/>
iſt, was gelernt, da kannſt Du ſchon in der Welt<lb/>
fortkommen, wenn Du ordentlich werden willſt.<lb/>
Verlaſſen will ich Dich nicht, Du biſt meines Bru-<lb/>
ders Sohn und mein Pathe, aber ſteif Dich ja nicht<lb/>
darauf, daß nich Gott geſegnet hat! ’s iſt nicht<lb/>
fuͤr Dich allein, ich habe mehr Verwandten, die’s<lb/>
auch brauchen, und weil ich lebe, geb ich zwar und<lb/>
unterſtuͤtze Euch alle, wo’s ſein muß, aber nicht zum<lb/>
Ueberfluß und zum Verſchwenden.</p><lb/><p>Jch kann Dich brauchen, Du kannſt einige Zeit<lb/>
bei mir bleiben, wenn ich dann ſehe, daß was mit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Dir</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[460/0464]
war, mußte ich mit ihm in ſein Gaͤrtchen gehn, wo
er auhob, wie folget:
„So habt ihr doch gluͤcklich alles durchgebracht
und euch mit luͤderlichen Leuten eingelaſſen, die al-
les, was meine Eltern, mein ſeliger Bruder und
deſſen erſte Frau, und hernach Deine Mutter ſelbſt,
erworben, an ſich geriſſen haben. Die Mutter hat
in ihren Briefen an mich immer ſo geprahlt; aber
manchmal hat es mich wohl gemahnt, daß es nicht
ſo waͤre, wie ſie es vormahlte. Jhre Hoffarth war
Schuld, weiter nichts, ’s mußte ein Edelmann ſein —
und ſich darnach noch mit einem Rumtreiber einzu-
laſſen! — Und den Trunk hat ſie ſich wohl aus De-
ſperation angewoͤhnt — ſo gehts, wenn man ſich der
Eitelkeit und der Hoffarth ergiebt. Nimm ein Exem-
pel und werde klug, Du biſt auch ein luͤderlicher Fin-
ke, haſt ſchoͤne Streiche gemacht — ich mags nur
nicht aufwaͤrmen noch unterſuchen — haſt der Mut-
ter auch genug gekoſtet! — Na es iſt geſchehn. Beß-
re Dich nun, Du biſt jung und haſt, wenns wahr
iſt, was gelernt, da kannſt Du ſchon in der Welt
fortkommen, wenn Du ordentlich werden willſt.
Verlaſſen will ich Dich nicht, Du biſt meines Bru-
ders Sohn und mein Pathe, aber ſteif Dich ja nicht
darauf, daß nich Gott geſegnet hat! ’s iſt nicht
fuͤr Dich allein, ich habe mehr Verwandten, die’s
auch brauchen, und weil ich lebe, geb ich zwar und
unterſtuͤtze Euch alle, wo’s ſein muß, aber nicht zum
Ueberfluß und zum Verſchwenden.
Jch kann Dich brauchen, Du kannſt einige Zeit
bei mir bleiben, wenn ich dann ſehe, daß was mit
Dir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/464>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.