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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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hierinne bestärkt. Bei den Familiaritäten, welche
daher zwischen ihnen und dem Schneider enrstanden,
lernte auch der Sohn einige dieser besten Freunde
kennen und glaubte, ihnen dann völlig gleich zu wer-
den, wenn er wie sie spielte.

Dieser junge Mensch hatte auch Erfahrung vom
Falschspielen und die üble Gewohnheit, sich immer
zu einem neuen Mitgliede zu setzen und aufzupassen;
da er dieses bei mir ebenfalls that, erhob er bald
ein gräßliches Geschrei, aus diesem Geschrei entstand
ein Tumult und aus demselben erfolgte, daß die gro-
ben Kerls sich allesamt über mich hermachten und
mich zur Thür hinauswarfen, wobei es große und
kleine Prügel setzte. Jch hatte bei diesem Rencon-
tre keinen andern Vortheil, als mitschreien und
schimpfen zu dürfen, welches ich auch mit der größ-
ten Herzhaftigkeit that, wiewohl es meine Feinde
noch erbitterter machte.

Als ich außer dem Feuer war, überlegte ich,
daß ich mich über dieses Ereigniß selbst anzuklagen
hätte, weil ich mich unter gemeine Leute gemischt
hatte, die nicht Lebensart verstehn; ferner entschied
ich, daß es auf einen Buckel voll Prügel nicht an-
käme, und einem galanten Ritter meiner Art so was
wohl begegnen könne, und so war ich getröstet. Doch
nicht so leicht fand ich ein anderes Mittel, weiter zu
kommen. Endlich fiel mir Oncle Peter ein.

Dieser hatte sich bisher wenig um uns beküm-
mert, oder vielmehr, er gewann nie Zeit es zu thun,
weil er sich aufs neue in weitläuftige Geschäfte ver-
wickelt hatte, die fast ununterbrochene Reisen ver-

ursach-

hierinne beſtaͤrkt. Bei den Familiaritaͤten, welche
daher zwiſchen ihnen und dem Schneider enrſtanden,
lernte auch der Sohn einige dieſer beſten Freunde
kennen und glaubte, ihnen dann voͤllig gleich zu wer-
den, wenn er wie ſie ſpielte.

Dieſer junge Menſch hatte auch Erfahrung vom
Falſchſpielen und die uͤble Gewohnheit, ſich immer
zu einem neuen Mitgliede zu ſetzen und aufzupaſſen;
da er dieſes bei mir ebenfalls that, erhob er bald
ein graͤßliches Geſchrei, aus dieſem Geſchrei entſtand
ein Tumult und aus demſelben erfolgte, daß die gro-
ben Kerls ſich alleſamt uͤber mich hermachten und
mich zur Thuͤr hinauswarfen, wobei es große und
kleine Pruͤgel ſetzte. Jch hatte bei dieſem Rencon-
tre keinen andern Vortheil, als mitſchreien und
ſchimpfen zu duͤrfen, welches ich auch mit der groͤß-
ten Herzhaftigkeit that, wiewohl es meine Feinde
noch erbitterter machte.

Als ich außer dem Feuer war, uͤberlegte ich,
daß ich mich uͤber dieſes Ereigniß ſelbſt anzuklagen
haͤtte, weil ich mich unter gemeine Leute gemiſcht
hatte, die nicht Lebensart verſtehn; ferner entſchied
ich, daß es auf einen Buckel voll Pruͤgel nicht an-
kaͤme, und einem galanten Ritter meiner Art ſo was
wohl begegnen koͤnne, und ſo war ich getroͤſtet. Doch
nicht ſo leicht fand ich ein anderes Mittel, weiter zu
kommen. Endlich fiel mir Oncle Peter ein.

Dieſer hatte ſich bisher wenig um uns bekuͤm-
mert, oder vielmehr, er gewann nie Zeit es zu thun,
weil er ſich aufs neue in weitlaͤuftige Geſchaͤfte ver-
wickelt hatte, die faſt ununterbrochene Reiſen ver-

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[456/0460] hierinne beſtaͤrkt. Bei den Familiaritaͤten, welche daher zwiſchen ihnen und dem Schneider enrſtanden, lernte auch der Sohn einige dieſer beſten Freunde kennen und glaubte, ihnen dann voͤllig gleich zu wer- den, wenn er wie ſie ſpielte. Dieſer junge Menſch hatte auch Erfahrung vom Falſchſpielen und die uͤble Gewohnheit, ſich immer zu einem neuen Mitgliede zu ſetzen und aufzupaſſen; da er dieſes bei mir ebenfalls that, erhob er bald ein graͤßliches Geſchrei, aus dieſem Geſchrei entſtand ein Tumult und aus demſelben erfolgte, daß die gro- ben Kerls ſich alleſamt uͤber mich hermachten und mich zur Thuͤr hinauswarfen, wobei es große und kleine Pruͤgel ſetzte. Jch hatte bei dieſem Rencon- tre keinen andern Vortheil, als mitſchreien und ſchimpfen zu duͤrfen, welches ich auch mit der groͤß- ten Herzhaftigkeit that, wiewohl es meine Feinde noch erbitterter machte. Als ich außer dem Feuer war, uͤberlegte ich, daß ich mich uͤber dieſes Ereigniß ſelbſt anzuklagen haͤtte, weil ich mich unter gemeine Leute gemiſcht hatte, die nicht Lebensart verſtehn; ferner entſchied ich, daß es auf einen Buckel voll Pruͤgel nicht an- kaͤme, und einem galanten Ritter meiner Art ſo was wohl begegnen koͤnne, und ſo war ich getroͤſtet. Doch nicht ſo leicht fand ich ein anderes Mittel, weiter zu kommen. Endlich fiel mir Oncle Peter ein. Dieſer hatte ſich bisher wenig um uns bekuͤm- mert, oder vielmehr, er gewann nie Zeit es zu thun, weil er ſich aufs neue in weitlaͤuftige Geſchaͤfte ver- wickelt hatte, die faſt ununterbrochene Reiſen ver- urſach-

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/460>, abgerufen am 25.11.2024.