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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Wochen ja leicht vergehn; auch war sie während
dieser Frist ziemlich höflich gegen Riken, und that
gar nicht, als bemerkte sie es, daß wir in sehr weit-
gehender Vertraulichkeit lebten. Auch Rike wollte
nicht gleich thun wie zu Hause, sie nahm eine Be-
scheidenheit an, die ihr viel Zwang verursachte,
weshalb sie sich auch nicht lange damit plagte.

Es vergingen zweimal zwei Wochen und Mam-
sel Rike dachte noch nicht ans abreisen, vielmehr
setzte sie sich auch mit ihrem Betragen so ins Neg-
ligee, daß sichs immer mehr aufs völlige Etabliren
und Bequemmachen anließ. Meine Mutter machte
ihre Anmerkungen darüber, und wandte sich mit
denselben an mich, der sie des Geitzes und der Miß-
gunst beschuldigte, weil ihr das Mädchen, welches
ihr doch keine so großen Unkosten verursachte, sobald
zur Last wär. Sie ließ sich auf diese Zurechtwei-
sung abermals einige Wochen beruhigen, unter essen
nistelte sich Rike immer mehr ein und half ihr wi-
der Geheiß und Dank die Wirthschaft führen. Mei-
ne Mutter verbat dergleichen Bemühungen lange
höflich genug, endlich sagte sie es rund heraus, sie
habe ihren Beistand nicht nöthig und es wäre besser,
wenn Mamsel auf ihren Abschied dächte.

Nun war die Bahn zum Zank gebrochen! Rike
erklärte, daß sie nicht gehn würde, bis die Foderun-
gen, welche sie an mich hatte, abgethan wären Sie
hatte mir wirklich hin und wieder mit dem Gelde
ausgeholfen, welches sie mir vother abgenommen,
auch besorgte sie die letzte Zeit meines Arrests ohne
Noth verschiedenes für mich, brachte mir, als ich
noch
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Wochen ja leicht vergehn; auch war ſie waͤhrend
dieſer Friſt ziemlich hoͤflich gegen Riken, und that
gar nicht, als bemerkte ſie es, daß wir in ſehr weit-
gehender Vertraulichkeit lebten. Auch Rike wollte
nicht gleich thun wie zu Hauſe, ſie nahm eine Be-
ſcheidenheit an, die ihr viel Zwang verurſachte,
weshalb ſie ſich auch nicht lange damit plagte.

Es vergingen zweimal zwei Wochen und Mam-
ſel Rike dachte noch nicht ans abreiſen, vielmehr
ſetzte ſie ſich auch mit ihrem Betragen ſo ins Neg-
ligee, daß ſichs immer mehr aufs voͤllige Etabliren
und Bequemmachen anließ. Meine Mutter machte
ihre Anmerkungen daruͤber, und wandte ſich mit
denſelben an mich, der ſie des Geitzes und der Miß-
gunſt beſchuldigte, weil ihr das Maͤdchen, welches
ihr doch keine ſo großen Unkoſten verurſachte, ſobald
zur Laſt waͤr. Sie ließ ſich auf dieſe Zurechtwei-
ſung abermals einige Wochen beruhigen, unter eſſen
niſtelte ſich Rike immer mehr ein und half ihr wi-
der Geheiß und Dank die Wirthſchaft fuͤhren. Mei-
ne Mutter verbat dergleichen Bemuͤhungen lange
hoͤflich genug, endlich ſagte ſie es rund heraus, ſie
habe ihren Beiſtand nicht noͤthig und es waͤre beſſer,
wenn Mamſel auf ihren Abſchied daͤchte.

Nun war die Bahn zum Zank gebrochen! Rike
erklaͤrte, daß ſie nicht gehn wuͤrde, bis die Foderun-
gen, welche ſie an mich hatte, abgethan waͤren Sie
hatte mir wirklich hin und wieder mit dem Gelde
ausgeholfen, welches ſie mir vother abgenommen,
auch beſorgte ſie die letzte Zeit meines Arreſts ohne
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[437/0441] Wochen ja leicht vergehn; auch war ſie waͤhrend dieſer Friſt ziemlich hoͤflich gegen Riken, und that gar nicht, als bemerkte ſie es, daß wir in ſehr weit- gehender Vertraulichkeit lebten. Auch Rike wollte nicht gleich thun wie zu Hauſe, ſie nahm eine Be- ſcheidenheit an, die ihr viel Zwang verurſachte, weshalb ſie ſich auch nicht lange damit plagte. Es vergingen zweimal zwei Wochen und Mam- ſel Rike dachte noch nicht ans abreiſen, vielmehr ſetzte ſie ſich auch mit ihrem Betragen ſo ins Neg- ligee, daß ſichs immer mehr aufs voͤllige Etabliren und Bequemmachen anließ. Meine Mutter machte ihre Anmerkungen daruͤber, und wandte ſich mit denſelben an mich, der ſie des Geitzes und der Miß- gunſt beſchuldigte, weil ihr das Maͤdchen, welches ihr doch keine ſo großen Unkoſten verurſachte, ſobald zur Laſt waͤr. Sie ließ ſich auf dieſe Zurechtwei- ſung abermals einige Wochen beruhigen, unter eſſen niſtelte ſich Rike immer mehr ein und half ihr wi- der Geheiß und Dank die Wirthſchaft fuͤhren. Mei- ne Mutter verbat dergleichen Bemuͤhungen lange hoͤflich genug, endlich ſagte ſie es rund heraus, ſie habe ihren Beiſtand nicht noͤthig und es waͤre beſſer, wenn Mamſel auf ihren Abſchied daͤchte. Nun war die Bahn zum Zank gebrochen! Rike erklaͤrte, daß ſie nicht gehn wuͤrde, bis die Foderun- gen, welche ſie an mich hatte, abgethan waͤren Sie hatte mir wirklich hin und wieder mit dem Gelde ausgeholfen, welches ſie mir vother abgenommen, auch beſorgte ſie die letzte Zeit meines Arreſts ohne Noth verſchiedenes fuͤr mich, brachte mir, als ich noch E e 3

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/441>, abgerufen am 24.11.2024.