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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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fügte sich, wie meine Leser gesehn haben, daß ich
in die grausamen Hände der Gerechtigkeit fiel, wo-
bei man sich meiner sämtlichen Habseligkeiten be-
mächtigte, und keine Seele etwas mehr mit mir
zu schaffen haben wollte, da erforderte denn die
Klugheit, daß Rike auch entfernt blieb. Ein anders
aber war es, da die gute Seele vernommen hatte,
daß meine Mutter angekommen wäre, deren Reich-
thum als unvermeßlich ausgesprengt wurde, wobei
sich denn auch bald die Meinung erhob, daß sie
wohl mit dem Arm der Gerechtigkeit in Unterhand-
lung treten, und ich, der sie in der Gewalt hät-
te, es sicherlich dahin zu bringen wissen würde. So-
gleich war Rike wieder bei der Hand, sie besuchte
mich im Gefängniß, und ich erfuhr daß sie dieß
längst gethan hätte, wenn sie nicht vor Schrecken
über die unvermuthete traurige Begebenheit krank
geworden wäre. Unsere durch dieses zarte Gefühl
unterbrochene Freundschaft lebte nun wieder auf,
zwar wollte sichs nicht schicken, daß Rike mich oft
besuchte, sie kam aber doch dann und wann, um
zu vernehmen, wieweit ich in der Hofnung auf
freien Fuß zu kommen vorgerückt war; sogar brach-
te sie mir dann kleine Erquickungen mit, und weil
sie hörte, daß sich die Sache erwünscht endige, ging
ihre Güte soweit, daß sie mir so gut sichs thun
ließ gewisse lange entbehrte Vergnügungen gewähr-
te. Die letzten drei Monate, die ich als Strafe
saß, war sie unzertrennlich von mir.

Für so viel Anhänglichkeit war es nun billig,
daß ich ihr Verlangen, sie mit auf das Guth mei-
ner
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fuͤgte ſich, wie meine Leſer geſehn haben, daß ich
in die grauſamen Haͤnde der Gerechtigkeit fiel, wo-
bei man ſich meiner ſaͤmtlichen Habſeligkeiten be-
maͤchtigte, und keine Seele etwas mehr mit mir
zu ſchaffen haben wollte, da erforderte denn die
Klugheit, daß Rike auch entfernt blieb. Ein anders
aber war es, da die gute Seele vernommen hatte,
daß meine Mutter angekommen waͤre, deren Reich-
thum als unvermeßlich ausgeſprengt wurde, wobei
ſich denn auch bald die Meinung erhob, daß ſie
wohl mit dem Arm der Gerechtigkeit in Unterhand-
lung treten, und ich, der ſie in der Gewalt haͤt-
te, es ſicherlich dahin zu bringen wiſſen wuͤrde. So-
gleich war Rike wieder bei der Hand, ſie beſuchte
mich im Gefaͤngniß, und ich erfuhr daß ſie dieß
laͤngſt gethan haͤtte, wenn ſie nicht vor Schrecken
uͤber die unvermuthete traurige Begebenheit krank
geworden waͤre. Unſere durch dieſes zarte Gefuͤhl
unterbrochene Freundſchaft lebte nun wieder auf,
zwar wollte ſichs nicht ſchicken, daß Rike mich oft
beſuchte, ſie kam aber doch dann und wann, um
zu vernehmen, wieweit ich in der Hofnung auf
freien Fuß zu kommen vorgeruͤckt war; ſogar brach-
te ſie mir dann kleine Erquickungen mit, und weil
ſie hoͤrte, daß ſich die Sache erwuͤnſcht endige, ging
ihre Guͤte ſoweit, daß ſie mir ſo gut ſichs thun
ließ gewiſſe lange entbehrte Vergnuͤgungen gewaͤhr-
te. Die letzten drei Monate, die ich als Strafe
ſaß, war ſie unzertrennlich von mir.

Fuͤr ſo viel Anhaͤnglichkeit war es nun billig,
daß ich ihr Verlangen, ſie mit auf das Guth mei-
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[435/0439] fuͤgte ſich, wie meine Leſer geſehn haben, daß ich in die grauſamen Haͤnde der Gerechtigkeit fiel, wo- bei man ſich meiner ſaͤmtlichen Habſeligkeiten be- maͤchtigte, und keine Seele etwas mehr mit mir zu ſchaffen haben wollte, da erforderte denn die Klugheit, daß Rike auch entfernt blieb. Ein anders aber war es, da die gute Seele vernommen hatte, daß meine Mutter angekommen waͤre, deren Reich- thum als unvermeßlich ausgeſprengt wurde, wobei ſich denn auch bald die Meinung erhob, daß ſie wohl mit dem Arm der Gerechtigkeit in Unterhand- lung treten, und ich, der ſie in der Gewalt haͤt- te, es ſicherlich dahin zu bringen wiſſen wuͤrde. So- gleich war Rike wieder bei der Hand, ſie beſuchte mich im Gefaͤngniß, und ich erfuhr daß ſie dieß laͤngſt gethan haͤtte, wenn ſie nicht vor Schrecken uͤber die unvermuthete traurige Begebenheit krank geworden waͤre. Unſere durch dieſes zarte Gefuͤhl unterbrochene Freundſchaft lebte nun wieder auf, zwar wollte ſichs nicht ſchicken, daß Rike mich oft beſuchte, ſie kam aber doch dann und wann, um zu vernehmen, wieweit ich in der Hofnung auf freien Fuß zu kommen vorgeruͤckt war; ſogar brach- te ſie mir dann kleine Erquickungen mit, und weil ſie hoͤrte, daß ſich die Sache erwuͤnſcht endige, ging ihre Guͤte ſoweit, daß ſie mir ſo gut ſichs thun ließ gewiſſe lange entbehrte Vergnuͤgungen gewaͤhr- te. Die letzten drei Monate, die ich als Strafe ſaß, war ſie unzertrennlich von mir. Fuͤr ſo viel Anhaͤnglichkeit war es nun billig, daß ich ihr Verlangen, ſie mit auf das Guth mei- ner E e 2

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/439>, abgerufen am 24.11.2024.