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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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täglich durchsehn, was ich schreibe; es soll ein Buch
werden.

Meine Mutter wollte noch nicht fort, doch ich
trieb sie und es schien auch, als besänne sie sich,
daß es besser wäre, mich wieder kalt werden zu las-
sen; also nahm sie mit den Worten: mit uns ists
also vorbei, Abschied und ging. Meine Gläubiger
hatten sich bei ihr gemeldet, sie übernahm aber
nichts; dieß erfuhr ich, und obwohl mirs gleich-
gültig war, wendete ichs doch auch zu meinen
Drohungen an. Aber ich verlangte sie nicht mehr
zu sprechen, eben so wenig schrieb ich an sie;
doch der Gefangenwärter, dem ich versicherte, daß
es ihm was Gutes eintragen sollte, begab sich zu
ihr und sagte, wie aufgebracht ich wär, wie ich
verzweifelt umherrennte, mich auf die Erde würfe
und wieder hastig aufspränge und schriebe, welches
mir nur so von der Hand flöge. Dieß durchdrang
sie. Nicht einen Augenblick zweifelte sie, daß ich
ein sie beschämendes Werk schreiben würde. Da-
bei that denn die Liebe zu mir auch das ihrige, wel-
che besonders durch des Gefangenwärters Lob mei-
nes Aussehens, meiner Geschicklichkeit und der
Ehre, die ich ihr doch noch in der Welt machen
könnte, wenn ich nur hier aus der Patsche wäre,
wieder erwachte.

Jch bekam ein Zettelchen von ihr, worin sie
mir versprach, daß sie selbst nach *** gehn und mit
Knappen sprechen wollte. Dieser würde wohl mit
der Hälfte zufrieden sein, und doch lieber etwas ver-
lieren wollen, als sie, die zu nichts verpflichtet wä-
re,
taͤglich durchſehn, was ich ſchreibe; es ſoll ein Buch
werden.

Meine Mutter wollte noch nicht fort, doch ich
trieb ſie und es ſchien auch, als beſaͤnne ſie ſich,
daß es beſſer waͤre, mich wieder kalt werden zu las-
ſen; alſo nahm ſie mit den Worten: mit uns iſts
alſo vorbei, Abſchied und ging. Meine Glaͤubiger
hatten ſich bei ihr gemeldet, ſie uͤbernahm aber
nichts; dieß erfuhr ich, und obwohl mirs gleich-
guͤltig war, wendete ichs doch auch zu meinen
Drohungen an. Aber ich verlangte ſie nicht mehr
zu ſprechen, eben ſo wenig ſchrieb ich an ſie;
doch der Gefangenwaͤrter, dem ich verſicherte, daß
es ihm was Gutes eintragen ſollte, begab ſich zu
ihr und ſagte, wie aufgebracht ich waͤr, wie ich
verzweifelt umherrennte, mich auf die Erde wuͤrfe
und wieder haſtig aufſpraͤnge und ſchriebe, welches
mir nur ſo von der Hand floͤge. Dieß durchdrang
ſie. Nicht einen Augenblick zweifelte ſie, daß ich
ein ſie beſchaͤmendes Werk ſchreiben wuͤrde. Da-
bei that denn die Liebe zu mir auch das ihrige, wel-
che beſonders durch des Gefangenwaͤrters Lob mei-
nes Ausſehens, meiner Geſchicklichkeit und der
Ehre, die ich ihr doch noch in der Welt machen
koͤnnte, wenn ich nur hier aus der Patſche waͤre,
wieder erwachte.

Jch bekam ein Zettelchen von ihr, worin ſie
mir verſprach, daß ſie ſelbſt nach *** gehn und mit
Knappen ſprechen wollte. Dieſer wuͤrde wohl mit
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[425/0429] taͤglich durchſehn, was ich ſchreibe; es ſoll ein Buch werden. Meine Mutter wollte noch nicht fort, doch ich trieb ſie und es ſchien auch, als beſaͤnne ſie ſich, daß es beſſer waͤre, mich wieder kalt werden zu las- ſen; alſo nahm ſie mit den Worten: mit uns iſts alſo vorbei, Abſchied und ging. Meine Glaͤubiger hatten ſich bei ihr gemeldet, ſie uͤbernahm aber nichts; dieß erfuhr ich, und obwohl mirs gleich- guͤltig war, wendete ichs doch auch zu meinen Drohungen an. Aber ich verlangte ſie nicht mehr zu ſprechen, eben ſo wenig ſchrieb ich an ſie; doch der Gefangenwaͤrter, dem ich verſicherte, daß es ihm was Gutes eintragen ſollte, begab ſich zu ihr und ſagte, wie aufgebracht ich waͤr, wie ich verzweifelt umherrennte, mich auf die Erde wuͤrfe und wieder haſtig aufſpraͤnge und ſchriebe, welches mir nur ſo von der Hand floͤge. Dieß durchdrang ſie. Nicht einen Augenblick zweifelte ſie, daß ich ein ſie beſchaͤmendes Werk ſchreiben wuͤrde. Da- bei that denn die Liebe zu mir auch das ihrige, wel- che beſonders durch des Gefangenwaͤrters Lob mei- nes Ausſehens, meiner Geſchicklichkeit und der Ehre, die ich ihr doch noch in der Welt machen koͤnnte, wenn ich nur hier aus der Patſche waͤre, wieder erwachte. Jch bekam ein Zettelchen von ihr, worin ſie mir verſprach, daß ſie ſelbſt nach *** gehn und mit Knappen ſprechen wollte. Dieſer wuͤrde wohl mit der Haͤlfte zufrieden ſein, und doch lieber etwas ver- lieren wollen, als ſie, die zu nichts verpflichtet waͤ- re,

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/429>, abgerufen am 24.11.2024.