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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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zweifeln konnte, weil die Herren Gerichtsdiener es
selbst waren, welche sie mir gaben, war ein Donner-
schlag in meinen Ohren, wie ich noch vor keinem er-
schrocken war. Jch verlor die Fassung aber nicht so,
daß ich etwa verzagterweise mich ergeben oder un-
befragt etwas bekannt hätte, sondern so daß ich nicht
einsahe, es könne mir nichts helfen, wenn ich den
Unschuldigbeleidigten machte und über diese Begeg-
nung äußerst aufgebracht thäte. Hierüber aber be-
lehrten mich die Diener der Gerechtigkeit; auch be-
sann ich mich eines andern, legte mich aufs Gütli-
che und erhielt die Erlaubniß durch einen meiner Be-
dienten zu den gebietenden Herren der Universität
schicken zu dürfen und bitten zu lassen, daß ich in
meinem Logis bleiben dürfte, und da bewacht wer-
den könnte. Es wurde aber nicht gewährt, ich muß-
te ins Gefängniß spazieren.

Meine Leser werden es gleich weggehabt haben,
als sie nur die ersten Silben Gerichts-Die ... la-
sen, daß die Rede von dem Diebstahl bei Prof. Knapp
war. Klausens Ahnung war eingetroffen: Neh-
mer hatte, nachdem er den Ring lange aufgehoben,
ihn endlich doch so unbehutsam ausgeboten, daß
alles heraus kam und man ihn als einen der Kreu-
ziger Knappens nach *** ablieferte. Er bekannte
alles, da dieser Ring schon etwas verrathen hatte,
und nannte mich und Klausen als die Mitthäter.
Was bedurfte es hier auch weiteres Zeugnisses, da
er seine Aussage durch meinen Wechsel bestätigte?

Es vergingen einige Tage, ehe ich zum Verhör
vorgeführt wurde; da es endlich geschah, leugnete
ich
2 r Theil. D d
zweifeln konnte, weil die Herren Gerichtsdiener es
ſelbſt waren, welche ſie mir gaben, war ein Donner-
ſchlag in meinen Ohren, wie ich noch vor keinem er-
ſchrocken war. Jch verlor die Faſſung aber nicht ſo,
daß ich etwa verzagterweiſe mich ergeben oder un-
befragt etwas bekannt haͤtte, ſondern ſo daß ich nicht
einſahe, es koͤnne mir nichts helfen, wenn ich den
Unſchuldigbeleidigten machte und uͤber dieſe Begeg-
nung aͤußerſt aufgebracht thaͤte. Hieruͤber aber be-
lehrten mich die Diener der Gerechtigkeit; auch be-
ſann ich mich eines andern, legte mich aufs Guͤtli-
che und erhielt die Erlaubniß durch einen meiner Be-
dienten zu den gebietenden Herren der Univerſitaͤt
ſchicken zu duͤrfen und bitten zu laſſen, daß ich in
meinem Logis bleiben duͤrfte, und da bewacht wer-
den koͤnnte. Es wurde aber nicht gewaͤhrt, ich muß-
te ins Gefaͤngniß ſpazieren.

Meine Leſer werden es gleich weggehabt haben,
als ſie nur die erſten Silben Gerichts-Die ... la-
ſen, daß die Rede von dem Diebſtahl bei Prof. Knapp
war. Klauſens Ahnung war eingetroffen: Neh-
mer hatte, nachdem er den Ring lange aufgehoben,
ihn endlich doch ſo unbehutſam ausgeboten, daß
alles heraus kam und man ihn als einen der Kreu-
ziger Knappens nach *** ablieferte. Er bekannte
alles, da dieſer Ring ſchon etwas verrathen hatte,
und nannte mich und Klauſen als die Mitthaͤter.
Was bedurfte es hier auch weiteres Zeugniſſes, da
er ſeine Ausſage durch meinen Wechſel beſtaͤtigte?

Es vergingen einige Tage, ehe ich zum Verhoͤr
vorgefuͤhrt wurde; da es endlich geſchah, leugnete
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[417/0421] zweifeln konnte, weil die Herren Gerichtsdiener es ſelbſt waren, welche ſie mir gaben, war ein Donner- ſchlag in meinen Ohren, wie ich noch vor keinem er- ſchrocken war. Jch verlor die Faſſung aber nicht ſo, daß ich etwa verzagterweiſe mich ergeben oder un- befragt etwas bekannt haͤtte, ſondern ſo daß ich nicht einſahe, es koͤnne mir nichts helfen, wenn ich den Unſchuldigbeleidigten machte und uͤber dieſe Begeg- nung aͤußerſt aufgebracht thaͤte. Hieruͤber aber be- lehrten mich die Diener der Gerechtigkeit; auch be- ſann ich mich eines andern, legte mich aufs Guͤtli- che und erhielt die Erlaubniß durch einen meiner Be- dienten zu den gebietenden Herren der Univerſitaͤt ſchicken zu duͤrfen und bitten zu laſſen, daß ich in meinem Logis bleiben duͤrfte, und da bewacht wer- den koͤnnte. Es wurde aber nicht gewaͤhrt, ich muß- te ins Gefaͤngniß ſpazieren. Meine Leſer werden es gleich weggehabt haben, als ſie nur die erſten Silben Gerichts-Die ... la- ſen, daß die Rede von dem Diebſtahl bei Prof. Knapp war. Klauſens Ahnung war eingetroffen: Neh- mer hatte, nachdem er den Ring lange aufgehoben, ihn endlich doch ſo unbehutſam ausgeboten, daß alles heraus kam und man ihn als einen der Kreu- ziger Knappens nach *** ablieferte. Er bekannte alles, da dieſer Ring ſchon etwas verrathen hatte, und nannte mich und Klauſen als die Mitthaͤter. Was bedurfte es hier auch weiteres Zeugniſſes, da er ſeine Ausſage durch meinen Wechſel beſtaͤtigte? Es vergingen einige Tage, ehe ich zum Verhoͤr vorgefuͤhrt wurde; da es endlich geſchah, leugnete ich 2 r Theil. D d

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/421>, abgerufen am 24.11.2024.