Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
die 5000 Thlr. auf Wechsel empfing, so groß war
mein Credit. Jch wünschte ihn zu erhalten und hat-
te mir vorgenommen, daß meine Mutter diese 5000
Thlr. zu rechter Zeit baar und richtig contentiren
sollte, denn was brauchte ich Complimente mit ihr
zu machen, hatte sie doch den Antheil ihres Ver-
mögens, den sie Treffen verschreiben müssen, wieder
zurückgeerbt, da sie ihm einst da er trunken war eine
dahin zielende schon fertiggeschriebene Disposition
zur Unterschrift vorgelegt und er auch unterschrie-
ben hatte.

Jndessen nahm ich mir vor sehr viel zu verbrau-
chen und hätte lieber alle Tage 100 Thlr. verthan,
auf so viel konnte ich doch nun nicht von meiner Mut-
ter rechnen, weil sie sonst in kurzem nichts mehr zu
geben haben würde, demnach sah ichs für den besten
Rath an, zu spielen, und zwar mit den 1000 Thlr.
frischen Geld, welche ich hatte, eine Bank anzulegen;
nun wollte ich als Banquier meine von der Mutter
gelernten Künste an wenden, und übte mich manche
Stunde in mein Zimmer verschlossen darin.

Es wäre gewiß alles vortreflich gegangen, wenn
mich die Verfolgungen der Menschen nicht daran
gehindert hätten; sie verdarben mir aber nicht nur
diesen guten Plan, sondern rissen mich auch aus
meinem ruhigen, ehrenvollen Zustand in N. N.

Jch schlief eines Morgens ruhig und ohne schwe-
re Träume, als ich sehr früh mit der Nachricht über-
fallen wurde, daß Gerichtsdiener da wären, welche
mich auf Requisition der Universität von * * * arre-
tiren sollten. Diese Nachricht, an welcher ich nicht
zwei-
die 5000 Thlr. auf Wechſel empfing, ſo groß war
mein Credit. Jch wuͤnſchte ihn zu erhalten und hat-
te mir vorgenommen, daß meine Mutter dieſe 5000
Thlr. zu rechter Zeit baar und richtig contentiren
ſollte, denn was brauchte ich Complimente mit ihr
zu machen, hatte ſie doch den Antheil ihres Ver-
moͤgens, den ſie Treffen verſchreiben muͤſſen, wieder
zuruͤckgeerbt, da ſie ihm einſt da er trunken war eine
dahin zielende ſchon fertiggeſchriebene Diſpoſition
zur Unterſchrift vorgelegt und er auch unterſchrie-
ben hatte.

Jndeſſen nahm ich mir vor ſehr viel zu verbrau-
chen und haͤtte lieber alle Tage 100 Thlr. verthan,
auf ſo viel konnte ich doch nun nicht von meiner Mut-
ter rechnen, weil ſie ſonſt in kurzem nichts mehr zu
geben haben wuͤrde, demnach ſah ichs fuͤr den beſten
Rath an, zu ſpielen, und zwar mit den 1000 Thlr.
friſchen Geld, welche ich hatte, eine Bank anzulegen;
nun wollte ich als Banquier meine von der Mutter
gelernten Kuͤnſte an wenden, und uͤbte mich manche
Stunde in mein Zimmer verſchloſſen darin.

Es waͤre gewiß alles vortreflich gegangen, wenn
mich die Verfolgungen der Menſchen nicht daran
gehindert haͤtten; ſie verdarben mir aber nicht nur
dieſen guten Plan, ſondern riſſen mich auch aus
meinem ruhigen, ehrenvollen Zuſtand in N. N.

Jch ſchlief eines Morgens ruhig und ohne ſchwe-
re Traͤume, als ich ſehr fruͤh mit der Nachricht uͤber-
fallen wurde, daß Gerichtsdiener da waͤren, welche
mich auf Requiſition der Univerſitaͤt von * * * arre-
tiren ſollten. Dieſe Nachricht, an welcher ich nicht
zwei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#STA">
          <p><pb facs="#f0420" n="416"/>
die 5000 Thlr. auf Wech&#x017F;el empfing, &#x017F;o groß war<lb/>
mein Credit. Jch wu&#x0364;n&#x017F;chte ihn zu erhalten und hat-<lb/>
te mir vorgenommen, daß meine Mutter die&#x017F;e 5000<lb/>
Thlr. zu rechter Zeit baar und richtig contentiren<lb/>
&#x017F;ollte, denn was brauchte ich Complimente mit ihr<lb/>
zu machen, hatte &#x017F;ie doch den Antheil ihres Ver-<lb/>
mo&#x0364;gens, den &#x017F;ie Treffen ver&#x017F;chreiben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wieder<lb/>
zuru&#x0364;ckgeerbt, da &#x017F;ie ihm ein&#x017F;t da er trunken war eine<lb/>
dahin zielende &#x017F;chon fertigge&#x017F;chriebene Di&#x017F;po&#x017F;ition<lb/>
zur Unter&#x017F;chrift vorgelegt und er auch unter&#x017F;chrie-<lb/>
ben hatte.</p><lb/>
          <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en nahm ich mir vor &#x017F;ehr viel zu verbrau-<lb/>
chen und ha&#x0364;tte lieber alle Tage 100 Thlr. verthan,<lb/>
auf &#x017F;o viel konnte ich doch nun nicht von meiner Mut-<lb/>
ter rechnen, weil &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t in kurzem nichts mehr zu<lb/>
geben haben wu&#x0364;rde, demnach &#x017F;ah ichs fu&#x0364;r den be&#x017F;ten<lb/>
Rath an, zu &#x017F;pielen, und zwar mit den 1000 Thlr.<lb/>
fri&#x017F;chen Geld, welche ich hatte, eine Bank anzulegen;<lb/>
nun wollte ich als Banquier meine von der Mutter<lb/>
gelernten Ku&#x0364;n&#x017F;te an wenden, und u&#x0364;bte mich manche<lb/>
Stunde in mein Zimmer ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en darin.</p><lb/>
          <p>Es wa&#x0364;re gewiß alles vortreflich gegangen, wenn<lb/>
mich die Verfolgungen der Men&#x017F;chen nicht daran<lb/>
gehindert ha&#x0364;tten; &#x017F;ie verdarben mir aber nicht nur<lb/>
die&#x017F;en guten Plan, &#x017F;ondern ri&#x017F;&#x017F;en mich auch aus<lb/>
meinem ruhigen, ehrenvollen Zu&#x017F;tand in N. N.</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;chlief eines Morgens ruhig und ohne &#x017F;chwe-<lb/>
re Tra&#x0364;ume, als ich &#x017F;ehr fru&#x0364;h mit der Nachricht u&#x0364;ber-<lb/>
fallen wurde, daß Gerichtsdiener da wa&#x0364;ren, welche<lb/>
mich auf Requi&#x017F;ition der Univer&#x017F;ita&#x0364;t von * * * arre-<lb/>
tiren &#x017F;ollten. Die&#x017F;e Nachricht, an welcher ich nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zwei-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0420] die 5000 Thlr. auf Wechſel empfing, ſo groß war mein Credit. Jch wuͤnſchte ihn zu erhalten und hat- te mir vorgenommen, daß meine Mutter dieſe 5000 Thlr. zu rechter Zeit baar und richtig contentiren ſollte, denn was brauchte ich Complimente mit ihr zu machen, hatte ſie doch den Antheil ihres Ver- moͤgens, den ſie Treffen verſchreiben muͤſſen, wieder zuruͤckgeerbt, da ſie ihm einſt da er trunken war eine dahin zielende ſchon fertiggeſchriebene Diſpoſition zur Unterſchrift vorgelegt und er auch unterſchrie- ben hatte. Jndeſſen nahm ich mir vor ſehr viel zu verbrau- chen und haͤtte lieber alle Tage 100 Thlr. verthan, auf ſo viel konnte ich doch nun nicht von meiner Mut- ter rechnen, weil ſie ſonſt in kurzem nichts mehr zu geben haben wuͤrde, demnach ſah ichs fuͤr den beſten Rath an, zu ſpielen, und zwar mit den 1000 Thlr. friſchen Geld, welche ich hatte, eine Bank anzulegen; nun wollte ich als Banquier meine von der Mutter gelernten Kuͤnſte an wenden, und uͤbte mich manche Stunde in mein Zimmer verſchloſſen darin. Es waͤre gewiß alles vortreflich gegangen, wenn mich die Verfolgungen der Menſchen nicht daran gehindert haͤtten; ſie verdarben mir aber nicht nur dieſen guten Plan, ſondern riſſen mich auch aus meinem ruhigen, ehrenvollen Zuſtand in N. N. Jch ſchlief eines Morgens ruhig und ohne ſchwe- re Traͤume, als ich ſehr fruͤh mit der Nachricht uͤber- fallen wurde, daß Gerichtsdiener da waͤren, welche mich auf Requiſition der Univerſitaͤt von * * * arre- tiren ſollten. Dieſe Nachricht, an welcher ich nicht zwei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/420
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/420>, abgerufen am 16.07.2024.