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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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ser guten Dinge die strengste unwürdigste Begegnung
von ihrer hassenden Mutter erfuhr, und von tau-
sendfachem Gram genagt wurde, wankte noch eini-
ge Monate auf der Oberwelt herum, und starb dann,
wie ich hernach erfuhr, unter Frohlocken über ihre
Erlösung.

Jch vermuthete, daß es ihr sehr schlimm ge-
hen würde, als ich erfuhr, daß sie in den Händen
der Mutter sei, und da ich ihr recht sehr gewogen
geworden war, hatte ich mir vorgenommen, sie zu
befreien, ihr es ganz auszureden, daß ich Schuld an
ihrer Entführung sei, und wenn sie sich auch nicht
überzeugen ließ, doch die Vergebung des sanften
gutmuthigen Mädchens zu erhalten und sie unter
der Bedingung, daß sie selbst mich rechtfertigen soll-
te, wieder ins Buschische Haus zu bringen. Aber
das Unglück überfiel mich wie ein starker gewapneter
Mann, ich konnte meinen Vorsatz nicht ins Werk
richten, und ehe alles überstanden war, hatte man
Madelon schon begraben.

Bevor ich zur Geschichte des eben angekündig-
ten Unglücks komme, muß ich eines kurz vorherge-
henden Ereignisses gedenken, welches mir ebenfalls
sehr ungelegen war.

Jch hatte beinahe vergessen, daß ein Friedrich
und ein Pommer auf der Welt war, hatte nicht die
geringste Ahnung davon, daß sie sich in Correspon-
denz gesetzt und durch dieselbe beschlossen hatten, Ur-
laub zu nehmen, auf der Reise zusammen zu stoßen
und mich mit vereinten Kräften zu überfallen.
Dieß alles aber war eben so gut geschehen, als
wenn
ſer guten Dinge die ſtrengſte unwuͤrdigſte Begegnung
von ihrer haſſenden Mutter erfuhr, und von tau-
ſendfachem Gram genagt wurde, wankte noch eini-
ge Monate auf der Oberwelt herum, und ſtarb dann,
wie ich hernach erfuhr, unter Frohlocken uͤber ihre
Erloͤſung.

Jch vermuthete, daß es ihr ſehr ſchlimm ge-
hen wuͤrde, als ich erfuhr, daß ſie in den Haͤnden
der Mutter ſei, und da ich ihr recht ſehr gewogen
geworden war, hatte ich mir vorgenommen, ſie zu
befreien, ihr es ganz auszureden, daß ich Schuld an
ihrer Entfuͤhrung ſei, und wenn ſie ſich auch nicht
uͤberzeugen ließ, doch die Vergebung des ſanften
gutmuthigen Maͤdchens zu erhalten und ſie unter
der Bedingung, daß ſie ſelbſt mich rechtfertigen ſoll-
te, wieder ins Buſchiſche Haus zu bringen. Aber
das Ungluͤck uͤberfiel mich wie ein ſtarker gewapneter
Mann, ich konnte meinen Vorſatz nicht ins Werk
richten, und ehe alles uͤberſtanden war, hatte man
Madelon ſchon begraben.

Bevor ich zur Geſchichte des eben angekuͤndig-
ten Ungluͤcks komme, muß ich eines kurz vorherge-
henden Ereigniſſes gedenken, welches mir ebenfalls
ſehr ungelegen war.

Jch hatte beinahe vergeſſen, daß ein Friedrich
und ein Pommer auf der Welt war, hatte nicht die
geringſte Ahnung davon, daß ſie ſich in Correſpon-
denz geſetzt und durch dieſelbe beſchloſſen hatten, Ur-
laub zu nehmen, auf der Reiſe zuſammen zu ſtoßen
und mich mit vereinten Kraͤften zu uͤberfallen.
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[414/0418] ſer guten Dinge die ſtrengſte unwuͤrdigſte Begegnung von ihrer haſſenden Mutter erfuhr, und von tau- ſendfachem Gram genagt wurde, wankte noch eini- ge Monate auf der Oberwelt herum, und ſtarb dann, wie ich hernach erfuhr, unter Frohlocken uͤber ihre Erloͤſung. Jch vermuthete, daß es ihr ſehr ſchlimm ge- hen wuͤrde, als ich erfuhr, daß ſie in den Haͤnden der Mutter ſei, und da ich ihr recht ſehr gewogen geworden war, hatte ich mir vorgenommen, ſie zu befreien, ihr es ganz auszureden, daß ich Schuld an ihrer Entfuͤhrung ſei, und wenn ſie ſich auch nicht uͤberzeugen ließ, doch die Vergebung des ſanften gutmuthigen Maͤdchens zu erhalten und ſie unter der Bedingung, daß ſie ſelbſt mich rechtfertigen ſoll- te, wieder ins Buſchiſche Haus zu bringen. Aber das Ungluͤck uͤberfiel mich wie ein ſtarker gewapneter Mann, ich konnte meinen Vorſatz nicht ins Werk richten, und ehe alles uͤberſtanden war, hatte man Madelon ſchon begraben. Bevor ich zur Geſchichte des eben angekuͤndig- ten Ungluͤcks komme, muß ich eines kurz vorherge- henden Ereigniſſes gedenken, welches mir ebenfalls ſehr ungelegen war. Jch hatte beinahe vergeſſen, daß ein Friedrich und ein Pommer auf der Welt war, hatte nicht die geringſte Ahnung davon, daß ſie ſich in Correſpon- denz geſetzt und durch dieſelbe beſchloſſen hatten, Ur- laub zu nehmen, auf der Reiſe zuſammen zu ſtoßen und mich mit vereinten Kraͤften zu uͤberfallen. Dieß alles aber war eben ſo gut geſchehen, als wenn

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/418>, abgerufen am 24.11.2024.