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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Sie hatte bis dahin sich nur wohl befunden, weil
man im Buschischen Hause auf ihre Gesundheits-
umstände beständig Rücksicht genommen und sie mit
Sorgfalt behandelt hatte, denn die Kränklichkeit
über welche Busch schon klagte, als er sie zu sich
nahm, war nicht so bald zu heben, eine gewisse Ner-
venschwäche blieb ihr immer, zu dieser gesellten sich
Krämpfe sobald Madelon sich erkältete, erschrak
oder sich sehr betrübte, oft auch bei großer Freude,
daher sie auch, als ich mich so gut und zärtlich stell-
te, einige Tage kränkelte. Doch wenn die Freude
an mir ihre Zufälle ein wenig erregt hatte, so wur-
den sie hingegen durch das verursachte Leid bis zum
tödtlich sein aufgereitzt: daher also ihre Ohnmach-
ten und Schwäche im Magen, es konnte nicht seh-
len, daß sie sich im Gasthof sogleich legen mußte.
Dennoch hatte sie sich in jenem Gasthof mit dem
frühesten wieder aufgemacht, nachdem aber die Bla-
sewitze, Vater und Sohn, weg waren, fand sie sich
abermals zu schwach aufzubleiben, sie litt viel, die
Wirthsleute hatten Mitleid mit ihr und ließen ei-
nen Arzt kommen, der sie denn soweit herstellte, daß
sie mit der Mutter abreisen konnte. Bei dieser aber
bekam die Krankheit Raum und Stoff genug, wie-
der um sich zu greifen und ihre Beute nie wieder
fahren zu lassen. Madelon, welche auch ihren Bräu-
tigam, dessen Meinung von ihr wenigstens schwan-
kend sein mußte, mit ihm ihre Versorgung und so
auch ihre Freunde in ..., besonders die Familie
Busch nebst dem Glück in ihrem Hause zu leben,
verloren hatte, Madelon, welche anstatt aller die-
ser
Sie hatte bis dahin ſich nur wohl befunden, weil
man im Buſchiſchen Hauſe auf ihre Geſundheits-
umſtaͤnde beſtaͤndig Ruͤckſicht genommen und ſie mit
Sorgfalt behandelt hatte, denn die Kraͤnklichkeit
uͤber welche Buſch ſchon klagte, als er ſie zu ſich
nahm, war nicht ſo bald zu heben, eine gewiſſe Ner-
venſchwaͤche blieb ihr immer, zu dieſer geſellten ſich
Kraͤmpfe ſobald Madelon ſich erkaͤltete, erſchrak
oder ſich ſehr betruͤbte, oft auch bei großer Freude,
daher ſie auch, als ich mich ſo gut und zaͤrtlich ſtell-
te, einige Tage kraͤnkelte. Doch wenn die Freude
an mir ihre Zufaͤlle ein wenig erregt hatte, ſo wur-
den ſie hingegen durch das verurſachte Leid bis zum
toͤdtlich ſein aufgereitzt: daher alſo ihre Ohnmach-
ten und Schwaͤche im Magen, es konnte nicht ſeh-
len, daß ſie ſich im Gaſthof ſogleich legen mußte.
Dennoch hatte ſie ſich in jenem Gaſthof mit dem
fruͤheſten wieder aufgemacht, nachdem aber die Bla-
ſewitze, Vater und Sohn, weg waren, fand ſie ſich
abermals zu ſchwach aufzubleiben, ſie litt viel, die
Wirthsleute hatten Mitleid mit ihr und ließen ei-
nen Arzt kommen, der ſie denn ſoweit herſtellte, daß
ſie mit der Mutter abreiſen konnte. Bei dieſer aber
bekam die Krankheit Raum und Stoff genug, wie-
der um ſich zu greifen und ihre Beute nie wieder
fahren zu laſſen. Madelon, welche auch ihren Braͤu-
tigam, deſſen Meinung von ihr wenigſtens ſchwan-
kend ſein mußte, mit ihm ihre Verſorgung und ſo
auch ihre Freunde in ..., beſonders die Familie
Buſch nebſt dem Gluͤck in ihrem Hauſe zu leben,
verloren hatte, Madelon, welche anſtatt aller die-
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[413/0417] Sie hatte bis dahin ſich nur wohl befunden, weil man im Buſchiſchen Hauſe auf ihre Geſundheits- umſtaͤnde beſtaͤndig Ruͤckſicht genommen und ſie mit Sorgfalt behandelt hatte, denn die Kraͤnklichkeit uͤber welche Buſch ſchon klagte, als er ſie zu ſich nahm, war nicht ſo bald zu heben, eine gewiſſe Ner- venſchwaͤche blieb ihr immer, zu dieſer geſellten ſich Kraͤmpfe ſobald Madelon ſich erkaͤltete, erſchrak oder ſich ſehr betruͤbte, oft auch bei großer Freude, daher ſie auch, als ich mich ſo gut und zaͤrtlich ſtell- te, einige Tage kraͤnkelte. Doch wenn die Freude an mir ihre Zufaͤlle ein wenig erregt hatte, ſo wur- den ſie hingegen durch das verurſachte Leid bis zum toͤdtlich ſein aufgereitzt: daher alſo ihre Ohnmach- ten und Schwaͤche im Magen, es konnte nicht ſeh- len, daß ſie ſich im Gaſthof ſogleich legen mußte. Dennoch hatte ſie ſich in jenem Gaſthof mit dem fruͤheſten wieder aufgemacht, nachdem aber die Bla- ſewitze, Vater und Sohn, weg waren, fand ſie ſich abermals zu ſchwach aufzubleiben, ſie litt viel, die Wirthsleute hatten Mitleid mit ihr und ließen ei- nen Arzt kommen, der ſie denn ſoweit herſtellte, daß ſie mit der Mutter abreiſen konnte. Bei dieſer aber bekam die Krankheit Raum und Stoff genug, wie- der um ſich zu greifen und ihre Beute nie wieder fahren zu laſſen. Madelon, welche auch ihren Braͤu- tigam, deſſen Meinung von ihr wenigſtens ſchwan- kend ſein mußte, mit ihm ihre Verſorgung und ſo auch ihre Freunde in ..., beſonders die Familie Buſch nebſt dem Gluͤck in ihrem Hauſe zu leben, verloren hatte, Madelon, welche anſtatt aller die- ſer

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/417>, abgerufen am 24.11.2024.