Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
hatte, ließ ich die Meinung fahren, daß meine Be- dienten aus dem Gefühl ihrer Unterwürfigkeit ehr- licher, wenigstens gegen mich handeln müßten, als ich selbst. Jn N. N. miethete ich die belle Etage in einem großen Hause auf einer der Hauptstraßen, und richtete mich prächtig ein, man behandelte mich ganz nach dieser Einrichtung und dem Vollauf um mich her, kam mir überall mit Höflichkeit zuvor, die Herren Pro- fessoren legten Staatsbesuche bei mir ab, jedermann bat mich zu glänzenden Festen und bildete sich etwas darauf ein, wenn Schnitzer, der charmante junge Mensch, ihn zu den seinigen bat. Jch gefiel mir bei alle- dem so wohl, daß ich mir vornahm, eine Weile in gewisser moralischer Ordnung zu leben und wei- ter nichts zu thun, als auf alle Art und Weise ga- lant zu sein, ich wollte doch sehn, wie mir das las- sen würde? das Project meiner Mutter, mich adeln zu lassen, nahm ich jetzt auch in Erwägung, sie hatte bei meiner Krankheit in ... davon gesprochen, aber es doch für besser gehalten, wenn wirs sein ließen bis nach Oncle Peters Tod, weil der gar zu sehr dawider wär, und mich, wenn wir ihn damit ärgerten, wohl gar enterben könnte. Damals sah ich den Adel nicht für nothwendig an, um zu glän- zen, Oncle Peters Erbschaft war mir lieber. Aber jetzt, was ging mich, der durch seine Jndustrie soviel zu erwerben wußte, der Beifall des einfälti- gen Peters an. Jch nahm mir vor, ohne seine und der Mutter Einwilligung ein Edelmann zu werden. Jhr 2 r Theil. C c
hatte, ließ ich die Meinung fahren, daß meine Be- dienten aus dem Gefuͤhl ihrer Unterwuͤrfigkeit ehr- licher, wenigſtens gegen mich handeln muͤßten, als ich ſelbſt. Jn N. N. miethete ich die belle Etage in einem großen Hauſe auf einer der Hauptſtraßen, und richtete mich praͤchtig ein, man behandelte mich ganz nach dieſer Einrichtung und dem Vollauf um mich her, kam mir uͤberall mit Hoͤflichkeit zuvor, die Herren Pro- feſſoren legten Staatsbeſuche bei mir ab, jedermann bat mich zu glaͤnzenden Feſten und bildete ſich etwas darauf ein, wenn Schnitzer, der charmante junge Menſch, ihn zu den ſeinigen bat. Jch gefiel mir bei alle- dem ſo wohl, daß ich mir vornahm, eine Weile in gewiſſer moraliſcher Ordnung zu leben und wei- ter nichts zu thun, als auf alle Art und Weiſe ga- lant zu ſein, ich wollte doch ſehn, wie mir das las- ſen wuͤrde? das Project meiner Mutter, mich adeln zu laſſen, nahm ich jetzt auch in Erwaͤgung, ſie hatte bei meiner Krankheit in ... davon geſprochen, aber es doch fuͤr beſſer gehalten, wenn wirs ſein ließen bis nach Oncle Peters Tod, weil der gar zu ſehr dawider waͤr, und mich, wenn wir ihn damit aͤrgerten, wohl gar enterben koͤnnte. Damals ſah ich den Adel nicht fuͤr nothwendig an, um zu glaͤn- zen, Oncle Peters Erbſchaft war mir lieber. Aber jetzt, was ging mich, der durch ſeine Jnduſtrie ſoviel zu erwerben wußte, der Beifall des einfaͤlti- gen Peters an. Jch nahm mir vor, ohne ſeine und der Mutter Einwilligung ein Edelmann zu werden. Jhr 2 r Theil. C c
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#STA"> <p><pb facs="#f0405" n="401"/> hatte, ließ ich die Meinung fahren, daß meine Be-<lb/> dienten aus dem Gefuͤhl ihrer Unterwuͤrfigkeit ehr-<lb/> licher, wenigſtens gegen mich handeln muͤßten, als<lb/> ich ſelbſt.</p><lb/> <p>Jn N. N. miethete ich die <hi rendition="#aq">belle Etage</hi> in<lb/> einem großen Hauſe auf einer der Hauptſtraßen, und<lb/> richtete mich praͤchtig ein, man behandelte mich ganz<lb/> nach dieſer Einrichtung und dem Vollauf um mich her,<lb/> kam mir uͤberall mit Hoͤflichkeit zuvor, die Herren Pro-<lb/> feſſoren legten Staatsbeſuche bei mir ab, jedermann bat<lb/> mich zu glaͤnzenden Feſten und bildete ſich etwas darauf<lb/> ein, wenn Schnitzer, der charmante junge Menſch,<lb/> ihn zu den ſeinigen bat. Jch gefiel mir bei alle-<lb/> dem ſo wohl, daß ich mir vornahm, eine Weile<lb/> in gewiſſer moraliſcher Ordnung zu leben und wei-<lb/> ter nichts zu thun, als auf alle Art und Weiſe ga-<lb/> lant zu ſein, ich wollte doch ſehn, wie mir das las-<lb/> ſen wuͤrde? das Project meiner Mutter, mich adeln<lb/> zu laſſen, nahm ich jetzt auch in Erwaͤgung, ſie<lb/> hatte bei meiner Krankheit in ... davon geſprochen,<lb/> aber es doch fuͤr beſſer gehalten, wenn wirs ſein<lb/> ließen bis nach Oncle Peters Tod, weil der gar zu<lb/> ſehr dawider waͤr, und mich, wenn wir ihn damit<lb/> aͤrgerten, wohl gar enterben koͤnnte. Damals ſah<lb/> ich den Adel nicht fuͤr nothwendig an, um zu glaͤn-<lb/> zen, Oncle Peters Erbſchaft war mir lieber. Aber<lb/> jetzt, was ging mich, der durch ſeine Jnduſtrie<lb/> ſoviel zu erwerben wußte, der Beifall des einfaͤlti-<lb/> gen Peters an. Jch nahm mir vor, ohne ſeine<lb/> und der Mutter Einwilligung ein Edelmann zu<lb/> werden.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">2 r <hi rendition="#g">Theil.</hi> C c</fw> <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [401/0405]
hatte, ließ ich die Meinung fahren, daß meine Be-
dienten aus dem Gefuͤhl ihrer Unterwuͤrfigkeit ehr-
licher, wenigſtens gegen mich handeln muͤßten, als
ich ſelbſt.
Jn N. N. miethete ich die belle Etage in
einem großen Hauſe auf einer der Hauptſtraßen, und
richtete mich praͤchtig ein, man behandelte mich ganz
nach dieſer Einrichtung und dem Vollauf um mich her,
kam mir uͤberall mit Hoͤflichkeit zuvor, die Herren Pro-
feſſoren legten Staatsbeſuche bei mir ab, jedermann bat
mich zu glaͤnzenden Feſten und bildete ſich etwas darauf
ein, wenn Schnitzer, der charmante junge Menſch,
ihn zu den ſeinigen bat. Jch gefiel mir bei alle-
dem ſo wohl, daß ich mir vornahm, eine Weile
in gewiſſer moraliſcher Ordnung zu leben und wei-
ter nichts zu thun, als auf alle Art und Weiſe ga-
lant zu ſein, ich wollte doch ſehn, wie mir das las-
ſen wuͤrde? das Project meiner Mutter, mich adeln
zu laſſen, nahm ich jetzt auch in Erwaͤgung, ſie
hatte bei meiner Krankheit in ... davon geſprochen,
aber es doch fuͤr beſſer gehalten, wenn wirs ſein
ließen bis nach Oncle Peters Tod, weil der gar zu
ſehr dawider waͤr, und mich, wenn wir ihn damit
aͤrgerten, wohl gar enterben koͤnnte. Damals ſah
ich den Adel nicht fuͤr nothwendig an, um zu glaͤn-
zen, Oncle Peters Erbſchaft war mir lieber. Aber
jetzt, was ging mich, der durch ſeine Jnduſtrie
ſoviel zu erwerben wußte, der Beifall des einfaͤlti-
gen Peters an. Jch nahm mir vor, ohne ſeine
und der Mutter Einwilligung ein Edelmann zu
werden.
Jhr
2 r Theil. C c
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |