Seine Ankunft hob alle noch übrige Zweifel, und mein Ruhm, so wie der Ruhm meiner Mut- ter, verbreitete sich durch die ganze Stadt, da ich alles baar auszahlte. Einige Tage nachdem es geschehen war, besuchte ich Knappen, welcher nun auch das seinige empfangen hatte, er war mehr als freundlich, er weinte Thränen des Danks ge- gen mich, und da ich ihm einen Beutel mit hun- dert Dukaten reichte, fehlte wenig, daß er mir nicht die Hand küßte; mein gutes, theilnehmen- des Herz wurde über alle andre gute Herzen erho- ben, und mir versichert, daß Gott diese schöne Handlung segnen würde.
Jetzt nahm ich nicht länger Anstand, mich auf meine Abreise nach einer andern Universität zu bereiten, und es allenthalben bekannt zu ma- chen. ... war mir verhaßt, einmal glaubte ich mich, wie wenig ich auch als Theilnehmer an der Beraubung des Professor Knapps geahnet wurde, doch nicht eher in voller Sicherheit, als in der Entfernung; dann wünschte ich den Ort, wo Do- rothea lebte, je eher je lieber verlassen zu können.
Nicht sogleich hatte diese ihr ganzes Unglück eingesehen, als ich nach dem, was unter uns vorgefallen war, ausblieb, meine vorgegebene Krankheit schien ihr hinlängliche Entschuldigung,
wenig-
Seine Ankunft hob alle noch uͤbrige Zweifel, und mein Ruhm, ſo wie der Ruhm meiner Mut- ter, verbreitete ſich durch die ganze Stadt, da ich alles baar auszahlte. Einige Tage nachdem es geſchehen war, beſuchte ich Knappen, welcher nun auch das ſeinige empfangen hatte, er war mehr als freundlich, er weinte Thraͤnen des Danks ge- gen mich, und da ich ihm einen Beutel mit hun- dert Dukaten reichte, fehlte wenig, daß er mir nicht die Hand kuͤßte; mein gutes, theilnehmen- des Herz wurde uͤber alle andre gute Herzen erho- ben, und mir verſichert, daß Gott dieſe ſchoͤne Handlung ſegnen wuͤrde.
Jetzt nahm ich nicht laͤnger Anſtand, mich auf meine Abreiſe nach einer andern Univerſitaͤt zu bereiten, und es allenthalben bekannt zu ma- chen. ... war mir verhaßt, einmal glaubte ich mich, wie wenig ich auch als Theilnehmer an der Beraubung des Profeſſor Knapps geahnet wurde, doch nicht eher in voller Sicherheit, als in der Entfernung; dann wuͤnſchte ich den Ort, wo Do- rothea lebte, je eher je lieber verlaſſen zu koͤnnen.
Nicht ſogleich hatte dieſe ihr ganzes Ungluͤck eingeſehen, als ich nach dem, was unter uns vorgefallen war, ausblieb, meine vorgegebene Krankheit ſchien ihr hinlaͤngliche Entſchuldigung,
wenig-
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Seine Ankunft hob alle noch uͤbrige Zweifel,
und mein Ruhm, ſo wie der Ruhm meiner Mut-
ter, verbreitete ſich durch die ganze Stadt, da ich
alles baar auszahlte. Einige Tage nachdem es
geſchehen war, beſuchte ich Knappen, welcher nun
auch das ſeinige empfangen hatte, er war mehr
als freundlich, er weinte Thraͤnen des Danks ge-
gen mich, und da ich ihm einen Beutel mit hun-
dert Dukaten reichte, fehlte wenig, daß er mir
nicht die Hand kuͤßte; mein gutes, theilnehmen-
des Herz wurde uͤber alle andre gute Herzen erho-
ben, und mir verſichert, daß Gott dieſe ſchoͤne
Handlung ſegnen wuͤrde.
Jetzt nahm ich nicht laͤnger Anſtand, mich
auf meine Abreiſe nach einer andern Univerſitaͤt
zu bereiten, und es allenthalben bekannt zu ma-
chen. ... war mir verhaßt, einmal glaubte ich
mich, wie wenig ich auch als Theilnehmer an der
Beraubung des Profeſſor Knapps geahnet wurde,
doch nicht eher in voller Sicherheit, als in der
Entfernung; dann wuͤnſchte ich den Ort, wo Do-
rothea lebte, je eher je lieber verlaſſen zu koͤnnen.
Nicht ſogleich hatte dieſe ihr ganzes Ungluͤck
eingeſehen, als ich nach dem, was unter uns
vorgefallen war, ausblieb, meine vorgegebene
Krankheit ſchien ihr hinlaͤngliche Entſchuldigung,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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