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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Jch unterrichtete Klausen mit vielem Jubel,
von dieser Unterredung, und erhielt seine Einwilli-
gung, die Bezahlung meiner Schulden nun nicht
bis nach vollem Ablauf der zwei Monate zn ver-
schieben. Wir beschlossen, daß er verreisen, und
in einer entfernten Stadt von dem Gelde so viel
in Courant umsetzen sollte, als ich schuldig war,
ich aber wollte vorgeben, ihn nach Hause geschickt
zu haben, um es mit der von meiner Mutter
versprochenen Zahlung zu betreiben, welches er
allen meinen Gläubigern vor der Abreise erzäh-
len wollte.

Die Sache ging trefflich von Statten, Klaus
ließ sich unterwegens einige Kleider machen, um
als ein Herr reisen zu können, nahm sogar ei-
nen Bedienten für die Zeit seiner Geschäfte an,
änderte seinen Namen, und erreichte seinen Zweck
ungehindert in einer großen Handelsstadt. Es
gingen aber bis zu seiner Wiederkunft meist vier
Wochen hin, oft war mir bange, daß er ganz
wegbleiben würde, doch ich hatte ja den Schmuck
und einige 1000 Thaler in Sold zurückbehalten,
und wie viel sich Klaus auch bei mir gesammelt
haben konnte, so betrug es doch gewiß nie so viel,
als er zurückließ.

Seine

Jch unterrichtete Klauſen mit vielem Jubel,
von dieſer Unterredung, und erhielt ſeine Einwilli-
gung, die Bezahlung meiner Schulden nun nicht
bis nach vollem Ablauf der zwei Monate zn ver-
ſchieben. Wir beſchloſſen, daß er verreiſen, und
in einer entfernten Stadt von dem Gelde ſo viel
in Courant umſetzen ſollte, als ich ſchuldig war,
ich aber wollte vorgeben, ihn nach Hauſe geſchickt
zu haben, um es mit der von meiner Mutter
verſprochenen Zahlung zu betreiben, welches er
allen meinen Glaͤubigern vor der Abreiſe erzaͤh-
len wollte.

Die Sache ging trefflich von Statten, Klaus
ließ ſich unterwegens einige Kleider machen, um
als ein Herr reiſen zu koͤnnen, nahm ſogar ei-
nen Bedienten fuͤr die Zeit ſeiner Geſchaͤfte an,
aͤnderte ſeinen Namen, und erreichte ſeinen Zweck
ungehindert in einer großen Handelsſtadt. Es
gingen aber bis zu ſeiner Wiederkunft meiſt vier
Wochen hin, oft war mir bange, daß er ganz
wegbleiben wuͤrde, doch ich hatte ja den Schmuck
und einige 1000 Thaler in Sold zuruͤckbehalten,
und wie viel ſich Klaus auch bei mir geſammelt
haben konnte, ſo betrug es doch gewiß nie ſo viel,
als er zuruͤckließ.

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[348/0352] Jch unterrichtete Klauſen mit vielem Jubel, von dieſer Unterredung, und erhielt ſeine Einwilli- gung, die Bezahlung meiner Schulden nun nicht bis nach vollem Ablauf der zwei Monate zn ver- ſchieben. Wir beſchloſſen, daß er verreiſen, und in einer entfernten Stadt von dem Gelde ſo viel in Courant umſetzen ſollte, als ich ſchuldig war, ich aber wollte vorgeben, ihn nach Hauſe geſchickt zu haben, um es mit der von meiner Mutter verſprochenen Zahlung zu betreiben, welches er allen meinen Glaͤubigern vor der Abreiſe erzaͤh- len wollte. Die Sache ging trefflich von Statten, Klaus ließ ſich unterwegens einige Kleider machen, um als ein Herr reiſen zu koͤnnen, nahm ſogar ei- nen Bedienten fuͤr die Zeit ſeiner Geſchaͤfte an, aͤnderte ſeinen Namen, und erreichte ſeinen Zweck ungehindert in einer großen Handelsſtadt. Es gingen aber bis zu ſeiner Wiederkunft meiſt vier Wochen hin, oft war mir bange, daß er ganz wegbleiben wuͤrde, doch ich hatte ja den Schmuck und einige 1000 Thaler in Sold zuruͤckbehalten, und wie viel ſich Klaus auch bei mir geſammelt haben konnte, ſo betrug es doch gewiß nie ſo viel, als er zuruͤckließ. Seine

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/352>, abgerufen am 22.11.2024.