was hitzigen Ausfall nicht übel zu nehmen, son- dern ihn der Nothwendigkeit zuzurechnen, denn ich sähe ja, daß er nun ganz arm und entblößt von jeder Zuflucht sei; auch habe er selbst Schulden, die ihn nun drängen würden. Jn Ansehnng dieser Umstände würde ich ihm freilich einen großen Ge- fallen thun, wenn ich je eher je lieber Anstalt machte, damit er etwas Geld in die Hände be- käme, sonst aber hätte er nicht das geringste Miß- trauen in mich, und wüßte wohl, daß ich als ein großmüthiger, edler, junger Mann an ihm Kreu -- besann sich geschwind und sagte, Zugrundegerich- teten, handeln würde, wozu meine gnädige Frau Mutter, als ein generöse und mitleidige Dame, auf Bitte ihres einzigen hoffnungsvollen Sohns, gewiß Hand biethen würde. Während dieser Ent- schuldigungs- und Empfehlungsrede ließ er meine Hand nicht los, als ich sie endlich mit der Ver- tröstung, daß ich sogleich schreiben, und eben dar- um nach Hause eilen wollte, zurückzog, ließ er es nicht eher geschehen, bis er sie an sein Herz ge- drückt hatte, wobei er mich aufs neue lobpreiste, und nur wünschte, daß andere, die ihm auch schul- dig wären, eben so edelmüthig denken möchten; aber da würde er bei manchem wohl Schärfe brau- chen müssen.
Jch
was hitzigen Ausfall nicht uͤbel zu nehmen, ſon- dern ihn der Nothwendigkeit zuzurechnen, denn ich ſaͤhe ja, daß er nun ganz arm und entbloͤßt von jeder Zuflucht ſei; auch habe er ſelbſt Schulden, die ihn nun draͤngen wuͤrden. Jn Anſehnng dieſer Umſtaͤnde wuͤrde ich ihm freilich einen großen Ge- fallen thun, wenn ich je eher je lieber Anſtalt machte, damit er etwas Geld in die Haͤnde be- kaͤme, ſonſt aber haͤtte er nicht das geringſte Miß- trauen in mich, und wuͤßte wohl, daß ich als ein großmuͤthiger, edler, junger Mann an ihm Kreu — beſann ſich geſchwind und ſagte, Zugrundegerich- teten, handeln wuͤrde, wozu meine gnaͤdige Frau Mutter, als ein generoͤſe und mitleidige Dame, auf Bitte ihres einzigen hoffnungsvollen Sohns, gewiß Hand biethen wuͤrde. Waͤhrend dieſer Ent- ſchuldigungs- und Empfehlungsrede ließ er meine Hand nicht los, als ich ſie endlich mit der Ver- troͤſtung, daß ich ſogleich ſchreiben, und eben dar- um nach Hauſe eilen wollte, zuruͤckzog, ließ er es nicht eher geſchehen, bis er ſie an ſein Herz ge- druͤckt hatte, wobei er mich aufs neue lobpreiſte, und nur wuͤnſchte, daß andere, die ihm auch ſchul- dig waͤren, eben ſo edelmuͤthig denken moͤchten; aber da wuͤrde er bei manchem wohl Schaͤrfe brau- chen muͤſſen.
Jch
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was hitzigen Ausfall nicht uͤbel zu nehmen, ſon-
dern ihn der Nothwendigkeit zuzurechnen, denn ich
ſaͤhe ja, daß er nun ganz arm und entbloͤßt von
jeder Zuflucht ſei; auch habe er ſelbſt Schulden,
die ihn nun draͤngen wuͤrden. Jn Anſehnng dieſer
Umſtaͤnde wuͤrde ich ihm freilich einen großen Ge-
fallen thun, wenn ich je eher je lieber Anſtalt
machte, damit er etwas Geld in die Haͤnde be-
kaͤme, ſonſt aber haͤtte er nicht das geringſte Miß-
trauen in mich, und wuͤßte wohl, daß ich als ein
großmuͤthiger, edler, junger Mann an ihm Kreu —
beſann ſich geſchwind und ſagte, Zugrundegerich-
teten, handeln wuͤrde, wozu meine gnaͤdige Frau
Mutter, als ein generoͤſe und mitleidige Dame,
auf Bitte ihres einzigen hoffnungsvollen Sohns,
gewiß Hand biethen wuͤrde. Waͤhrend dieſer Ent-
ſchuldigungs- und Empfehlungsrede ließ er meine
Hand nicht los, als ich ſie endlich mit der Ver-
troͤſtung, daß ich ſogleich ſchreiben, und eben dar-
um nach Hauſe eilen wollte, zuruͤckzog, ließ er es
nicht eher geſchehen, bis er ſie an ſein Herz ge-
druͤckt hatte, wobei er mich aufs neue lobpreiſte,
und nur wuͤnſchte, daß andere, die ihm auch ſchul-
dig waͤren, eben ſo edelmuͤthig denken moͤchten;
aber da wuͤrde er bei manchem wohl Schaͤrfe brau-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/351>, abgerufen am 25.11.2024.
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