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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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diese Sorgfalt äußern würde, um allen Verdacht
von mir zu entfernen, und so nahm er es nicht
übel.

Nur einen Abend vor dem einsamen Spatzier-
gang mit Dorotheen kam Nehmer mit der frohen
Nachricht, daß 12000 Thaler in Gold eingelaufen
wären, und bis zu weiterer Verfügung in einer
stark mit Eisen beschlagenen Kiste in des Professors
Schlafkabinet stünden, morgen und übermorgen,
sagte er, bleibts noch im Hause, denn der Kauf-
mann, mit dem er in Verbindung treten will, ist
abwesend, er wird aber in zwei Tagen erwartet, und
dann stehe ich für nichts mehr. Nach diesen Nach-
richten war es um so nothwendiger, mit Dorchen
zum Schluß zu kommen, um so nothwendiger, krank
zu werden; meine Leser wissen bereits, daß beides
geschahe.

Nehmer hatte ein hölzernes Kreuz, auf einen
Kreuzfuß bepflanzt, nebst seiner Verkleidung schon
verstohlen ins Haus geschleppt, es fehlte also die
Nacht, die wir zur Beraubung des Professors be-
stimmt hatten, an nichts, als daß er mich und Klau-
sen leise einließ, und auch dieß ging ohne bemerkt
zu werden von statten. Jch hatte mich, so wie
Klaus, wieder geschwärzt, mit einem Bart verse-
hen, und alle hatten wir Mäntel um, ich stopfte,

um

dieſe Sorgfalt aͤußern wuͤrde, um allen Verdacht
von mir zu entfernen, und ſo nahm er es nicht
uͤbel.

Nur einen Abend vor dem einſamen Spatzier-
gang mit Dorotheen kam Nehmer mit der frohen
Nachricht, daß 12000 Thaler in Gold eingelaufen
waͤren, und bis zu weiterer Verfuͤgung in einer
ſtark mit Eiſen beſchlagenen Kiſte in des Profeſſors
Schlafkabinet ſtuͤnden, morgen und uͤbermorgen,
ſagte er, bleibts noch im Hauſe, denn der Kauf-
mann, mit dem er in Verbindung treten will, iſt
abweſend, er wird aber in zwei Tagen erwartet, und
dann ſtehe ich fuͤr nichts mehr. Nach dieſen Nach-
richten war es um ſo nothwendiger, mit Dorchen
zum Schluß zu kommen, um ſo nothwendiger, krank
zu werden; meine Leſer wiſſen bereits, daß beides
geſchahe.

Nehmer hatte ein hoͤlzernes Kreuz, auf einen
Kreuzfuß bepflanzt, nebſt ſeiner Verkleidung ſchon
verſtohlen ins Haus geſchleppt, es fehlte alſo die
Nacht, die wir zur Beraubung des Profeſſors be-
ſtimmt hatten, an nichts, als daß er mich und Klau-
ſen leiſe einließ, und auch dieß ging ohne bemerkt
zu werden von ſtatten. Jch hatte mich, ſo wie
Klaus, wieder geſchwaͤrzt, mit einem Bart verſe-
hen, und alle hatten wir Maͤntel um, ich ſtopfte,

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[340/0344] dieſe Sorgfalt aͤußern wuͤrde, um allen Verdacht von mir zu entfernen, und ſo nahm er es nicht uͤbel. Nur einen Abend vor dem einſamen Spatzier- gang mit Dorotheen kam Nehmer mit der frohen Nachricht, daß 12000 Thaler in Gold eingelaufen waͤren, und bis zu weiterer Verfuͤgung in einer ſtark mit Eiſen beſchlagenen Kiſte in des Profeſſors Schlafkabinet ſtuͤnden, morgen und uͤbermorgen, ſagte er, bleibts noch im Hauſe, denn der Kauf- mann, mit dem er in Verbindung treten will, iſt abweſend, er wird aber in zwei Tagen erwartet, und dann ſtehe ich fuͤr nichts mehr. Nach dieſen Nach- richten war es um ſo nothwendiger, mit Dorchen zum Schluß zu kommen, um ſo nothwendiger, krank zu werden; meine Leſer wiſſen bereits, daß beides geſchahe. Nehmer hatte ein hoͤlzernes Kreuz, auf einen Kreuzfuß bepflanzt, nebſt ſeiner Verkleidung ſchon verſtohlen ins Haus geſchleppt, es fehlte alſo die Nacht, die wir zur Beraubung des Profeſſors be- ſtimmt hatten, an nichts, als daß er mich und Klau- ſen leiſe einließ, und auch dieß ging ohne bemerkt zu werden von ſtatten. Jch hatte mich, ſo wie Klaus, wieder geſchwaͤrzt, mit einem Bart verſe- hen, und alle hatten wir Maͤntel um, ich ſtopfte, um

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/344>, abgerufen am 25.11.2024.