vorher gesagt und gedacht worden war. Das Schlimmste war, daß man, da ich zu lange aus- geblieben, (denn ich wollte nur vier Tage wegblei- ben) an meine Eltern geschrieben hatte, und eben da diese nichts von mir wußten, sollten Kundschaf- ten in den Zeitungen ausgestellt werden. Jch gab vor, daß ich eine Reise ins Ausland gemacht hätte, wo mich gemachte gute Bekanntschaften gegen mei- nen Vorsatz so lange aufgehalten, indessen habe es doch das Gute gehabt, daß ich viel im Spiel gewon- nen hätte, und so meine Schulden bezahlen könnte.
Dies nehmliche schrieb ich meiner Mutter, und zwar ohne von ihr ein Schreiben abzuwarten, ich stellte mich, als geschähe es aus Vorsorge, sie werde meinetwegen in Unruhe sein, da man, wie ch gehört, hört, an sie geschrieben und meine Abwesenheit ge- meldet hätte. Jch erhielt bald Antwort, die jeden weichherzigen Thoren von Sohn gerührt hätte, mich aber zum Lachen reizte. Meine Mutter schrieb mir, welch Unglück sie und ihr Gemahl gehabt hätten, wie sie beide rein ausgeplündert und krank wären. Besonders stark hätte es den Baron getroffen, der sich einen guten Thaler gesammelt; bei ihr wäre zwar der Bestand an Geld nicht so groß gewesen, aber nebst ihm sei auch ihr Schmuck von den gott- losen Menschen mitgenommen worden. So sei sie
also
vorher geſagt und gedacht worden war. Das Schlimmſte war, daß man, da ich zu lange aus- geblieben, (denn ich wollte nur vier Tage wegblei- ben) an meine Eltern geſchrieben hatte, und eben da dieſe nichts von mir wußten, ſollten Kundſchaf- ten in den Zeitungen ausgeſtellt werden. Jch gab vor, daß ich eine Reiſe ins Ausland gemacht haͤtte, wo mich gemachte gute Bekanntſchaften gegen mei- nen Vorſatz ſo lange aufgehalten, indeſſen habe es doch das Gute gehabt, daß ich viel im Spiel gewon- nen haͤtte, und ſo meine Schulden bezahlen koͤnnte.
Dies nehmliche ſchrieb ich meiner Mutter, und zwar ohne von ihr ein Schreiben abzuwarten, ich ſtellte mich, als geſchaͤhe es aus Vorſorge, ſie werde meinetwegen in Unruhe ſein, da man, wie ch gehoͤrt, hoͤrt, an ſie geſchrieben und meine Abweſenheit ge- meldet haͤtte. Jch erhielt bald Antwort, die jeden weichherzigen Thoren von Sohn geruͤhrt haͤtte, mich aber zum Lachen reizte. Meine Mutter ſchrieb mir, welch Ungluͤck ſie und ihr Gemahl gehabt haͤtten, wie ſie beide rein ausgepluͤndert und krank waͤren. Beſonders ſtark haͤtte es den Baron getroffen, der ſich einen guten Thaler geſammelt; bei ihr waͤre zwar der Beſtand an Geld nicht ſo groß geweſen, aber nebſt ihm ſei auch ihr Schmuck von den gott- loſen Menſchen mitgenommen worden. So ſei ſie
alſo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0306"n="302"/>
vorher geſagt und gedacht worden war. Das<lb/>
Schlimmſte war, daß man, da ich zu lange aus-<lb/>
geblieben, (denn ich wollte nur vier Tage wegblei-<lb/>
ben) an meine Eltern geſchrieben hatte, und eben<lb/>
da dieſe nichts von mir wußten, ſollten Kundſchaf-<lb/>
ten in den Zeitungen ausgeſtellt werden. Jch gab<lb/>
vor, daß ich eine Reiſe ins Ausland gemacht haͤtte,<lb/>
wo mich gemachte gute Bekanntſchaften gegen mei-<lb/>
nen Vorſatz ſo lange aufgehalten, indeſſen habe es<lb/>
doch das Gute gehabt, daß ich viel im Spiel gewon-<lb/>
nen haͤtte, und ſo meine Schulden bezahlen koͤnnte.</p><lb/><p>Dies nehmliche ſchrieb ich meiner Mutter, und<lb/>
zwar ohne von ihr ein Schreiben abzuwarten, ich<lb/>ſtellte mich, als geſchaͤhe es aus Vorſorge, ſie werde<lb/>
meinetwegen in Unruhe ſein, da man, wie ch gehoͤrt,<lb/>
hoͤrt, an ſie geſchrieben und meine Abweſenheit ge-<lb/>
meldet haͤtte. Jch erhielt bald Antwort, die jeden<lb/>
weichherzigen Thoren von Sohn geruͤhrt haͤtte, mich<lb/>
aber zum Lachen reizte. Meine Mutter ſchrieb mir,<lb/>
welch Ungluͤck ſie und ihr Gemahl gehabt haͤtten,<lb/>
wie ſie beide rein ausgepluͤndert und krank waͤren.<lb/>
Beſonders ſtark haͤtte es den Baron getroffen, der<lb/>ſich einen guten Thaler geſammelt; bei ihr waͤre<lb/>
zwar der Beſtand an Geld nicht ſo groß geweſen,<lb/>
aber nebſt ihm ſei auch ihr Schmuck von den gott-<lb/>
loſen Menſchen mitgenommen worden. So ſei ſie<lb/><fwplace="bottom"type="catch">alſo</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[302/0306]
vorher geſagt und gedacht worden war. Das
Schlimmſte war, daß man, da ich zu lange aus-
geblieben, (denn ich wollte nur vier Tage wegblei-
ben) an meine Eltern geſchrieben hatte, und eben
da dieſe nichts von mir wußten, ſollten Kundſchaf-
ten in den Zeitungen ausgeſtellt werden. Jch gab
vor, daß ich eine Reiſe ins Ausland gemacht haͤtte,
wo mich gemachte gute Bekanntſchaften gegen mei-
nen Vorſatz ſo lange aufgehalten, indeſſen habe es
doch das Gute gehabt, daß ich viel im Spiel gewon-
nen haͤtte, und ſo meine Schulden bezahlen koͤnnte.
Dies nehmliche ſchrieb ich meiner Mutter, und
zwar ohne von ihr ein Schreiben abzuwarten, ich
ſtellte mich, als geſchaͤhe es aus Vorſorge, ſie werde
meinetwegen in Unruhe ſein, da man, wie ch gehoͤrt,
hoͤrt, an ſie geſchrieben und meine Abweſenheit ge-
meldet haͤtte. Jch erhielt bald Antwort, die jeden
weichherzigen Thoren von Sohn geruͤhrt haͤtte, mich
aber zum Lachen reizte. Meine Mutter ſchrieb mir,
welch Ungluͤck ſie und ihr Gemahl gehabt haͤtten,
wie ſie beide rein ausgepluͤndert und krank waͤren.
Beſonders ſtark haͤtte es den Baron getroffen, der
ſich einen guten Thaler geſammelt; bei ihr waͤre
zwar der Beſtand an Geld nicht ſo groß geweſen,
aber nebſt ihm ſei auch ihr Schmuck von den gott-
loſen Menſchen mitgenommen worden. So ſei ſie
alſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/306>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.