hätte, diese aber zog die Endigung seines glorrei- chen Lebens nach sich.
Wir hatten oft von Fausts Höllenzwang ge- sprochen, und der Magister versicherte mich jedes- mal mit vieler Treuherzigkeit, daß die Sache nichts weniger als eine bloße Posse sei, er wollte mehr davon erfahren haben, als er sagen könnte, und ge- stand, daß es ihm doch reute, diese Kunst vernach- läßigt zu haben.
Einige Zeit ließ ichs dabei bewenden, daß ich selbst Verlangen bezeugte, mit der schwarzen Kunst bekannt zu werden, dann schlug ich ihm vor, die- selbe wieder vorzunehmen, und erbot mich, Bücher, wie wir sie, um die gehörigen Aufschlüsse zu bekom- men, nöthig hätten, anzuschaffen. Der Magister wollte nicht sogleich einstimmen, seit er von Ge- spenstern geplagt wurde, hatte sich Furcht vor dem Teufel bei ihm eingestellt; er meinte in der guten Lage, wo ich wäre, und da ich ihm versprochen hätte, seine Versorgung auf Zeitlebens zu über- nehmen, hätten wir beide nicht nöthig, ein so müh- sames Studium, wobei doch so manches zu risqui- ren wäre, zu übernehmen; ich schwieg und ließ meh- rere Tage hingehen, während welchen er aber ent- weder in der Dämmerung, oder in der Nacht von Gespenstern geplagt wurde.
Jch
haͤtte, dieſe aber zog die Endigung ſeines glorrei- chen Lebens nach ſich.
Wir hatten oft von Fauſts Hoͤllenzwang ge- ſprochen, und der Magiſter verſicherte mich jedes- mal mit vieler Treuherzigkeit, daß die Sache nichts weniger als eine bloße Poſſe ſei, er wollte mehr davon erfahren haben, als er ſagen koͤnnte, und ge- ſtand, daß es ihm doch reute, dieſe Kunſt vernach- laͤßigt zu haben.
Einige Zeit ließ ichs dabei bewenden, daß ich ſelbſt Verlangen bezeugte, mit der ſchwarzen Kunſt bekannt zu werden, dann ſchlug ich ihm vor, die- ſelbe wieder vorzunehmen, und erbot mich, Buͤcher, wie wir ſie, um die gehoͤrigen Aufſchluͤſſe zu bekom- men, noͤthig haͤtten, anzuſchaffen. Der Magiſter wollte nicht ſogleich einſtimmen, ſeit er von Ge- ſpenſtern geplagt wurde, hatte ſich Furcht vor dem Teufel bei ihm eingeſtellt; er meinte in der guten Lage, wo ich waͤre, und da ich ihm verſprochen haͤtte, ſeine Verſorgung auf Zeitlebens zu uͤber- nehmen, haͤtten wir beide nicht noͤthig, ein ſo muͤh- ſames Studium, wobei doch ſo manches zu risqui- ren waͤre, zu uͤbernehmen; ich ſchwieg und ließ meh- rere Tage hingehen, waͤhrend welchen er aber ent- weder in der Daͤmmerung, oder in der Nacht von Geſpenſtern geplagt wurde.
Jch
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haͤtte, dieſe aber zog die Endigung ſeines glorrei-
chen Lebens nach ſich.
Wir hatten oft von Fauſts Hoͤllenzwang ge-
ſprochen, und der Magiſter verſicherte mich jedes-
mal mit vieler Treuherzigkeit, daß die Sache nichts
weniger als eine bloße Poſſe ſei, er wollte mehr
davon erfahren haben, als er ſagen koͤnnte, und ge-
ſtand, daß es ihm doch reute, dieſe Kunſt vernach-
laͤßigt zu haben.
Einige Zeit ließ ichs dabei bewenden, daß ich
ſelbſt Verlangen bezeugte, mit der ſchwarzen Kunſt
bekannt zu werden, dann ſchlug ich ihm vor, die-
ſelbe wieder vorzunehmen, und erbot mich, Buͤcher,
wie wir ſie, um die gehoͤrigen Aufſchluͤſſe zu bekom-
men, noͤthig haͤtten, anzuſchaffen. Der Magiſter
wollte nicht ſogleich einſtimmen, ſeit er von Ge-
ſpenſtern geplagt wurde, hatte ſich Furcht vor dem
Teufel bei ihm eingeſtellt; er meinte in der guten
Lage, wo ich waͤre, und da ich ihm verſprochen
haͤtte, ſeine Verſorgung auf Zeitlebens zu uͤber-
nehmen, haͤtten wir beide nicht noͤthig, ein ſo muͤh-
ſames Studium, wobei doch ſo manches zu risqui-
ren waͤre, zu uͤbernehmen; ich ſchwieg und ließ meh-
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weder in der Daͤmmerung, oder in der Nacht von
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/264>, abgerufen am 22.11.2024.
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