durch die Erzählungen meiner Mutter wußte. Con- fuselius schonte, um mich angenehm zu unterhal- ten, sich selbst nicht, und ertrug, um gut leben und müßig gehen zu können, alles, was ich ihm anthun wollte, mit der größten Standhafrigkeit.
Es ging auch kein Tag hin, wo ich ihm nicht irgend eine Quaal anthat, einen Schreck zufügte, oder wenigstens anführte. Seine Nächte waren nicht viel ruhiger, fast immer war ihm etwas be- reitet, was ihn aufstörte. Da er sich, trotz seines bewiesenen Heldenmuths, womit er einst den Bö- sen zitiren wollte, vor Gespenstern fürchtete, so ließ ich ihm bald die Bettdecke wegziehen, bald mit einer kalten Hand über das Gesicht fahren, und bald mußte sich des Abends irgendwo im Hause ein Gespenst ihm entgegen stellen, ihm den Weg ver- laufen, gräßliche Gesichter schneiden, u. d. gl. Wenn er denn blaß und zitternd kam, oder in der Nacht aufschrie, oder des Morgens von der Erscheinung der Nacht sprach, mußte er immer unrecht haben, ich stritt ihm alles ab, und erklärte es für Ein- bildung. Frau Elfenbein und ihre Tochter nahmen es noch dazu auf mein Geheiß sehr übel, wenn er sich so was verlauten ließ, und meinten, es könne ihnen sehr nachtheilig sein, wenn er ihre Wohnung in Ruf brächte, als obs in derselben spükte, denn
nicht
durch die Erzaͤhlungen meiner Mutter wußte. Con- fuſelius ſchonte, um mich angenehm zu unterhal- ten, ſich ſelbſt nicht, und ertrug, um gut leben und muͤßig gehen zu koͤnnen, alles, was ich ihm anthun wollte, mit der groͤßten Standhafrigkeit.
Es ging auch kein Tag hin, wo ich ihm nicht irgend eine Quaal anthat, einen Schreck zufuͤgte, oder wenigſtens anfuͤhrte. Seine Naͤchte waren nicht viel ruhiger, faſt immer war ihm etwas be- reitet, was ihn aufſtoͤrte. Da er ſich, trotz ſeines bewieſenen Heldenmuths, womit er einſt den Boͤ- ſen zitiren wollte, vor Geſpenſtern fuͤrchtete, ſo ließ ich ihm bald die Bettdecke wegziehen, bald mit einer kalten Hand uͤber das Geſicht fahren, und bald mußte ſich des Abends irgendwo im Hauſe ein Geſpenſt ihm entgegen ſtellen, ihm den Weg ver- laufen, graͤßliche Geſichter ſchneiden, u. d. gl. Wenn er denn blaß und zitternd kam, oder in der Nacht aufſchrie, oder des Morgens von der Erſcheinung der Nacht ſprach, mußte er immer unrecht haben, ich ſtritt ihm alles ab, und erklaͤrte es fuͤr Ein- bildung. Frau Elfenbein und ihre Tochter nahmen es noch dazu auf mein Geheiß ſehr uͤbel, wenn er ſich ſo was verlauten ließ, und meinten, es koͤnne ihnen ſehr nachtheilig ſein, wenn er ihre Wohnung in Ruf braͤchte, als obs in derſelben ſpuͤkte, denn
nicht
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durch die Erzaͤhlungen meiner Mutter wußte. Con-
fuſelius ſchonte, um mich angenehm zu unterhal-
ten, ſich ſelbſt nicht, und ertrug, um gut leben
und muͤßig gehen zu koͤnnen, alles, was ich ihm
anthun wollte, mit der groͤßten Standhafrigkeit.
Es ging auch kein Tag hin, wo ich ihm nicht
irgend eine Quaal anthat, einen Schreck zufuͤgte,
oder wenigſtens anfuͤhrte. Seine Naͤchte waren
nicht viel ruhiger, faſt immer war ihm etwas be-
reitet, was ihn aufſtoͤrte. Da er ſich, trotz ſeines
bewieſenen Heldenmuths, womit er einſt den Boͤ-
ſen zitiren wollte, vor Geſpenſtern fuͤrchtete, ſo
ließ ich ihm bald die Bettdecke wegziehen, bald
mit einer kalten Hand uͤber das Geſicht fahren, und
bald mußte ſich des Abends irgendwo im Hauſe ein
Geſpenſt ihm entgegen ſtellen, ihm den Weg ver-
laufen, graͤßliche Geſichter ſchneiden, u. d. gl. Wenn
er denn blaß und zitternd kam, oder in der Nacht
aufſchrie, oder des Morgens von der Erſcheinung
der Nacht ſprach, mußte er immer unrecht haben,
ich ſtritt ihm alles ab, und erklaͤrte es fuͤr Ein-
bildung. Frau Elfenbein und ihre Tochter nahmen
es noch dazu auf mein Geheiß ſehr uͤbel, wenn er
ſich ſo was verlauten ließ, und meinten, es koͤnne
ihnen ſehr nachtheilig ſein, wenn er ihre Wohnung
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/262>, abgerufen am 22.11.2024.
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