auch bei dem Baron Treff das beste Zeugniß, rühm- te bei diesem meine Sparsamkeit und gute Auffüh- rung, und schoß, wenn mir das Geld ausgegangen war, selbst vor.
Jch legte drei Jahr so froh und glücklich zurück, und war nun Primaner. Bisher war ich nicht fleißig gewesen, um würklich Wissenschaften zu sammeln, ich hörte aber die akademische Freiheit so oft rühmen, hörte so viel von Studentenstreichen erzählen, daß ich zu studieren beschloß, und also in dem bisherigen Fleiße fortfuhr, um höchstens in zwei Jahren die Universität beziehen zu können. Bis dahin nahm ich mir vor, die äußerlich gute Aufführung beizubehalten, und durch das Geld meiner Mutter geheime Entschädigungen zu er- kaufen.
Der Ausgaben und der Vermittelung meiner dienstfertigen Frau Elfenbein wurden immer mehr, je weiter ich ins Jünglingsalter rückte. So man- ches fiel da vor, was meiner Gesundheit nicht we- nig schadete, ich mußte mich zwischen meinen 15ten und 16ten Jahre sogar einer gewissen Kur unter- werfen. Frau Elfenbein wollte aber nicht, daß der Arzt die Sache beim rechten Namen nennen sollte; sie stellte mir mit vieler Beredsamkeit vor, wie nachtheilig mirs sein würde, und ich gab ihr recht.
Meinem
auch bei dem Baron Treff das beſte Zeugniß, ruͤhm- te bei dieſem meine Sparſamkeit und gute Auffuͤh- rung, und ſchoß, wenn mir das Geld ausgegangen war, ſelbſt vor.
Jch legte drei Jahr ſo froh und gluͤcklich zuruͤck, und war nun Primaner. Bisher war ich nicht fleißig geweſen, um wuͤrklich Wiſſenſchaften zu ſammeln, ich hoͤrte aber die akademiſche Freiheit ſo oft ruͤhmen, hoͤrte ſo viel von Studentenſtreichen erzaͤhlen, daß ich zu ſtudieren beſchloß, und alſo in dem bisherigen Fleiße fortfuhr, um hoͤchſtens in zwei Jahren die Univerſitaͤt beziehen zu koͤnnen. Bis dahin nahm ich mir vor, die aͤußerlich gute Auffuͤhrung beizubehalten, und durch das Geld meiner Mutter geheime Entſchaͤdigungen zu er- kaufen.
Der Ausgaben und der Vermittelung meiner dienſtfertigen Frau Elfenbein wurden immer mehr, je weiter ich ins Juͤnglingsalter ruͤckte. So man- ches fiel da vor, was meiner Geſundheit nicht we- nig ſchadete, ich mußte mich zwiſchen meinen 15ten und 16ten Jahre ſogar einer gewiſſen Kur unter- werfen. Frau Elfenbein wollte aber nicht, daß der Arzt die Sache beim rechten Namen nennen ſollte; ſie ſtellte mir mit vieler Beredſamkeit vor, wie nachtheilig mirs ſein wuͤrde, und ich gab ihr recht.
Meinem
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auch bei dem Baron Treff das beſte Zeugniß, ruͤhm-
te bei dieſem meine Sparſamkeit und gute Auffuͤh-
rung, und ſchoß, wenn mir das Geld ausgegangen
war, ſelbſt vor.
Jch legte drei Jahr ſo froh und gluͤcklich
zuruͤck, und war nun Primaner. Bisher war ich
nicht fleißig geweſen, um wuͤrklich Wiſſenſchaften
zu ſammeln, ich hoͤrte aber die akademiſche Freiheit
ſo oft ruͤhmen, hoͤrte ſo viel von Studentenſtreichen
erzaͤhlen, daß ich zu ſtudieren beſchloß, und alſo
in dem bisherigen Fleiße fortfuhr, um hoͤchſtens in
zwei Jahren die Univerſitaͤt beziehen zu koͤnnen.
Bis dahin nahm ich mir vor, die aͤußerlich gute
Auffuͤhrung beizubehalten, und durch das Geld
meiner Mutter geheime Entſchaͤdigungen zu er-
kaufen.
Der Ausgaben und der Vermittelung meiner
dienſtfertigen Frau Elfenbein wurden immer mehr,
je weiter ich ins Juͤnglingsalter ruͤckte. So man-
ches fiel da vor, was meiner Geſundheit nicht we-
nig ſchadete, ich mußte mich zwiſchen meinen 15ten
und 16ten Jahre ſogar einer gewiſſen Kur unter-
werfen. Frau Elfenbein wollte aber nicht, daß der
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ſie ſtellte mir mit vieler Beredſamkeit vor, wie
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/258>, abgerufen am 25.11.2024.
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