lungen machte, mütterlich weise thun, manches zu viel finden, und sich über die Nothwendigkeit der Sparsamkeit ausbreiten, aber ich unterbrach sie mit der Versicherung, daß meine Mutter ganz anders dächte, wie der Stiefvater, und ich nur zu schrei- ben brauchte, um frisches Geld zu bekommen, wo- von ich sie nächstens überzeugen wollte. Frau El- fenbein that mir hierauf den Willen, brachte und richtete zu, was ich verlangte, ja sie war in allem pünktlich, ausgenommen, daß sie von dem Bestell- ten etwas weniger und das Ganze wohlfeiler ein- kaufte, als sie es eingekauft haben wollte, und somit einen Theil des Geldes für sich aufhob.
Von dieser Stunde an hatte ich sie, ihren Mann und ihre Tochter gewonnen; Meister Elfen- bein wollte zwar nicht so recht an das erneuerte Anfüllen meiner Börse glauben, wenn ich sie zu ge- schwind leer machte; da ich mich aber sehr bald in Correspondenz mit meiner Mutter setzte, und durch allerlei Vorgeben wieder Geld erhielt, ehe das mit- gegebene noch ganz ausgegeben war, so redete auch er nichts darein, daß ich mich in meinen Ausgaben nicht genirte, und nahm an dem bessern Tisch, den ich bei ihm einführte, Theil.
Jn dem eben erwähnten ersten Brief an meine Mutter, so wie in allen folgenden, hatte ich nicht
die
lungen machte, muͤtterlich weiſe thun, manches zu viel finden, und ſich uͤber die Nothwendigkeit der Sparſamkeit ausbreiten, aber ich unterbrach ſie mit der Verſicherung, daß meine Mutter ganz anders daͤchte, wie der Stiefvater, und ich nur zu ſchrei- ben brauchte, um friſches Geld zu bekommen, wo- von ich ſie naͤchſtens uͤberzeugen wollte. Frau El- fenbein that mir hierauf den Willen, brachte und richtete zu, was ich verlangte, ja ſie war in allem puͤnktlich, ausgenommen, daß ſie von dem Beſtell- ten etwas weniger und das Ganze wohlfeiler ein- kaufte, als ſie es eingekauft haben wollte, und ſomit einen Theil des Geldes fuͤr ſich aufhob.
Von dieſer Stunde an hatte ich ſie, ihren Mann und ihre Tochter gewonnen; Meiſter Elfen- bein wollte zwar nicht ſo recht an das erneuerte Anfuͤllen meiner Boͤrſe glauben, wenn ich ſie zu ge- ſchwind leer machte; da ich mich aber ſehr bald in Correſpondenz mit meiner Mutter ſetzte, und durch allerlei Vorgeben wieder Geld erhielt, ehe das mit- gegebene noch ganz ausgegeben war, ſo redete auch er nichts darein, daß ich mich in meinen Ausgaben nicht genirte, und nahm an dem beſſern Tiſch, den ich bei ihm einfuͤhrte, Theil.
Jn dem eben erwaͤhnten erſten Brief an meine Mutter, ſo wie in allen folgenden, hatte ich nicht
die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0253"n="249"/>
lungen machte, muͤtterlich weiſe thun, manches zu<lb/>
viel finden, und ſich uͤber die Nothwendigkeit der<lb/>
Sparſamkeit ausbreiten, aber ich unterbrach ſie mit<lb/>
der Verſicherung, daß meine Mutter ganz anders<lb/>
daͤchte, wie der Stiefvater, und ich nur zu ſchrei-<lb/>
ben brauchte, um friſches Geld zu bekommen, wo-<lb/>
von ich ſie naͤchſtens uͤberzeugen wollte. Frau El-<lb/>
fenbein that mir hierauf den Willen, brachte und<lb/>
richtete zu, was ich verlangte, ja ſie war in allem<lb/>
puͤnktlich, ausgenommen, daß ſie von dem Beſtell-<lb/>
ten etwas weniger und das Ganze wohlfeiler ein-<lb/>
kaufte, als ſie es eingekauft haben wollte, und ſomit<lb/>
einen Theil des Geldes fuͤr ſich aufhob.</p><lb/><p>Von dieſer Stunde an hatte ich ſie, ihren<lb/>
Mann und ihre Tochter gewonnen; Meiſter Elfen-<lb/>
bein wollte zwar nicht ſo recht an das erneuerte<lb/>
Anfuͤllen meiner Boͤrſe glauben, wenn ich ſie zu ge-<lb/>ſchwind leer machte; da ich mich aber ſehr bald in<lb/>
Correſpondenz mit meiner Mutter ſetzte, und durch<lb/>
allerlei Vorgeben wieder Geld erhielt, ehe das mit-<lb/>
gegebene noch ganz ausgegeben war, ſo redete auch<lb/>
er nichts darein, daß ich mich in meinen Ausgaben<lb/>
nicht genirte, und nahm an dem beſſern Tiſch, den<lb/>
ich bei ihm einfuͤhrte, Theil.</p><lb/><p>Jn dem eben erwaͤhnten erſten Brief an meine<lb/>
Mutter, ſo wie in allen folgenden, hatte ich nicht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[249/0253]
lungen machte, muͤtterlich weiſe thun, manches zu
viel finden, und ſich uͤber die Nothwendigkeit der
Sparſamkeit ausbreiten, aber ich unterbrach ſie mit
der Verſicherung, daß meine Mutter ganz anders
daͤchte, wie der Stiefvater, und ich nur zu ſchrei-
ben brauchte, um friſches Geld zu bekommen, wo-
von ich ſie naͤchſtens uͤberzeugen wollte. Frau El-
fenbein that mir hierauf den Willen, brachte und
richtete zu, was ich verlangte, ja ſie war in allem
puͤnktlich, ausgenommen, daß ſie von dem Beſtell-
ten etwas weniger und das Ganze wohlfeiler ein-
kaufte, als ſie es eingekauft haben wollte, und ſomit
einen Theil des Geldes fuͤr ſich aufhob.
Von dieſer Stunde an hatte ich ſie, ihren
Mann und ihre Tochter gewonnen; Meiſter Elfen-
bein wollte zwar nicht ſo recht an das erneuerte
Anfuͤllen meiner Boͤrſe glauben, wenn ich ſie zu ge-
ſchwind leer machte; da ich mich aber ſehr bald in
Correſpondenz mit meiner Mutter ſetzte, und durch
allerlei Vorgeben wieder Geld erhielt, ehe das mit-
gegebene noch ganz ausgegeben war, ſo redete auch
er nichts darein, daß ich mich in meinen Ausgaben
nicht genirte, und nahm an dem beſſern Tiſch, den
ich bei ihm einfuͤhrte, Theil.
Jn dem eben erwaͤhnten erſten Brief an meine
Mutter, ſo wie in allen folgenden, hatte ich nicht
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/253>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.