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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Jch. Herr Baron, morgen ist Verlobung mit
ihm und der Mamma.
Treff. Was alle Teufel! Sind sie rasend,
Suschen?
Suschen. Wie so denn? der Obristlieute-
nant ist ein sehr angesehener und sehr rechtschaffe-
ner Mann.
Treff. Das mag er immer sein, aber darum
müssen Sie ihn nicht heirathen.
Suschen. Ja, ich nehme ihn, was haben
Sie dagegen einzuwenden?
Treff. Nichts in der Welt, als das -- Fritze,
laß mich ein bischen mit deiner Mutter allein, hörst
du, mein Söhnchen?
Jch. Wenn Sie recht schön bitten, so will
ichs thun.
Treff. Nun ich bitte!
(Jch raste hinaus, schlich dann leise wieder hin-
ein, weil es düster war und man mich nicht
sehen konnte, kroch hinter den Ofen und
horchte.)
Treff. Sie fragen, was ich einzuwenden habe?
als hätten Sie vergessen, daß wir seit 16 Jahren
so gut wie Mann und Frau sind.
Suschen. Das ist nun vorbei, und was vor-
bei ist, daran muß man nicht mehr denken. Jetzt
ists
Jch. Herr Baron, morgen iſt Verlobung mit
ihm und der Mamma.
Treff. Was alle Teufel! Sind ſie raſend,
Suschen?
Suschen. Wie ſo denn? der Obriſtlieute-
nant iſt ein ſehr angeſehener und ſehr rechtſchaffe-
ner Mann.
Treff. Das mag er immer ſein, aber darum
muͤſſen Sie ihn nicht heirathen.
Suschen. Ja, ich nehme ihn, was haben
Sie dagegen einzuwenden?
Treff. Nichts in der Welt, als das — Fritze,
laß mich ein bischen mit deiner Mutter allein, hoͤrſt
du, mein Soͤhnchen?
Jch. Wenn Sie recht ſchoͤn bitten, ſo will
ichs thun.
Treff. Nun ich bitte!
(Jch raſte hinaus, ſchlich dann leiſe wieder hin-
ein, weil es duͤſter war und man mich nicht
ſehen konnte, kroch hinter den Ofen und
horchte.)
Treff. Sie fragen, was ich einzuwenden habe?
als haͤtten Sie vergeſſen, daß wir ſeit 16 Jahren
ſo gut wie Mann und Frau ſind.
Suschen. Das iſt nun vorbei, und was vor-
bei iſt, daran muß man nicht mehr denken. Jetzt
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[222/0226] Jch. Herr Baron, morgen iſt Verlobung mit ihm und der Mamma. Treff. Was alle Teufel! Sind ſie raſend, Suschen? Suschen. Wie ſo denn? der Obriſtlieute- nant iſt ein ſehr angeſehener und ſehr rechtſchaffe- ner Mann. Treff. Das mag er immer ſein, aber darum muͤſſen Sie ihn nicht heirathen. Suschen. Ja, ich nehme ihn, was haben Sie dagegen einzuwenden? Treff. Nichts in der Welt, als das — Fritze, laß mich ein bischen mit deiner Mutter allein, hoͤrſt du, mein Soͤhnchen? Jch. Wenn Sie recht ſchoͤn bitten, ſo will ichs thun. Treff. Nun ich bitte! (Jch raſte hinaus, ſchlich dann leiſe wieder hin- ein, weil es duͤſter war und man mich nicht ſehen konnte, kroch hinter den Ofen und horchte.) Treff. Sie fragen, was ich einzuwenden habe? als haͤtten Sie vergeſſen, daß wir ſeit 16 Jahren ſo gut wie Mann und Frau ſind. Suschen. Das iſt nun vorbei, und was vor- bei iſt, daran muß man nicht mehr denken. Jetzt iſts

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/226>, abgerufen am 25.11.2024.