sächlich zum Grunde legte. Lungerhart war sehr vergnügt, daß er einen Prozeß von Madam Schnitzer unter die Hand bekam, er nahm sich vor, ihn nicht so anzufangen, daß er sonica gewonnen wäre, wenn sie auch würklich recht haben sollte, in welchem Fall auch dem Lieutenant Flatterfeld, wenn er wie- derkäme, zu verstehen gegeben werden könnte, er sei ein Mann, der sich behandeln ließ. Bis dahin versicherte er indessen seiner Frau Klientinn, daß er ihr treu und eifrig dienen, und sie sich des besten Erfolgs, wenigstens eines ansehnlichen Abtrittsgel- des versehen könnte, im Fall sich sonst nichts aus- richten ließ.
Sie trat ihren Rückweg sehr vergnügt und im Vorgenuß der Rache an, aber ehe sie zu Hause an- langte, hatte sie sich die Sache anders überlegt. Sie begann zu finden, daß es einer Frau, wie sie wäre, der es an Parthien nicht fehlen könnte, nicht eben zur Ehre gereichen würde, wenn sie Prozeß um einen Mann führte; lieber wollte sie, um den Herrn von Flatterfeld zu beschämen, oder ihm zu trotzen, sobald als möglich zu einer andern Wahl schreiten; um nun nicht erst auf Gelegenheit dazu warten zu dürfen, beschloß sie, dem jungen Reit- mann, doch unter der Bedingung, daß er sich adeln ließ, Gehör zu geben. Nach dieser geänderten Ue-
berlegung
ſaͤchlich zum Grunde legte. Lungerhart war ſehr vergnuͤgt, daß er einen Prozeß von Madam Schnitzer unter die Hand bekam, er nahm ſich vor, ihn nicht ſo anzufangen, daß er ſonica gewonnen waͤre, wenn ſie auch wuͤrklich recht haben ſollte, in welchem Fall auch dem Lieutenant Flatterfeld, wenn er wie- derkaͤme, zu verſtehen gegeben werden koͤnnte, er ſei ein Mann, der ſich behandeln ließ. Bis dahin verſicherte er indeſſen ſeiner Frau Klientinn, daß er ihr treu und eifrig dienen, und ſie ſich des beſten Erfolgs, wenigſtens eines anſehnlichen Abtrittsgel- des verſehen koͤnnte, im Fall ſich ſonſt nichts aus- richten ließ.
Sie trat ihren Ruͤckweg ſehr vergnuͤgt und im Vorgenuß der Rache an, aber ehe ſie zu Hauſe an- langte, hatte ſie ſich die Sache anders uͤberlegt. Sie begann zu finden, daß es einer Frau, wie ſie waͤre, der es an Parthien nicht fehlen koͤnnte, nicht eben zur Ehre gereichen wuͤrde, wenn ſie Prozeß um einen Mann fuͤhrte; lieber wollte ſie, um den Herrn von Flatterfeld zu beſchaͤmen, oder ihm zu trotzen, ſobald als moͤglich zu einer andern Wahl ſchreiten; um nun nicht erſt auf Gelegenheit dazu warten zu duͤrfen, beſchloß ſie, dem jungen Reit- mann, doch unter der Bedingung, daß er ſich adeln ließ, Gehoͤr zu geben. Nach dieſer geaͤnderten Ue-
berlegung
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ſaͤchlich zum Grunde legte. Lungerhart war ſehr
vergnuͤgt, daß er einen Prozeß von Madam Schnitzer
unter die Hand bekam, er nahm ſich vor, ihn nicht
ſo anzufangen, daß er ſonica gewonnen waͤre, wenn
ſie auch wuͤrklich recht haben ſollte, in welchem
Fall auch dem Lieutenant Flatterfeld, wenn er wie-
derkaͤme, zu verſtehen gegeben werden koͤnnte, er
ſei ein Mann, der ſich behandeln ließ. Bis dahin
verſicherte er indeſſen ſeiner Frau Klientinn, daß
er ihr treu und eifrig dienen, und ſie ſich des beſten
Erfolgs, wenigſtens eines anſehnlichen Abtrittsgel-
des verſehen koͤnnte, im Fall ſich ſonſt nichts aus-
richten ließ.
Sie trat ihren Ruͤckweg ſehr vergnuͤgt und im
Vorgenuß der Rache an, aber ehe ſie zu Hauſe an-
langte, hatte ſie ſich die Sache anders uͤberlegt.
Sie begann zu finden, daß es einer Frau, wie ſie
waͤre, der es an Parthien nicht fehlen koͤnnte, nicht
eben zur Ehre gereichen wuͤrde, wenn ſie Prozeß
um einen Mann fuͤhrte; lieber wollte ſie, um den
Herrn von Flatterfeld zu beſchaͤmen, oder ihm zu
trotzen, ſobald als moͤglich zu einer andern Wahl
ſchreiten; um nun nicht erſt auf Gelegenheit dazu
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ließ, Gehoͤr zu geben. Nach dieſer geaͤnderten Ue-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/204>, abgerufen am 22.11.2024.
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