das geradezu, und wollte auf Erklärung ihrer mit ihm vorhabenden Heirath bestehen; allein Flatter- feld, welcher noch nie bestimmt mit ihr darüber gesprochen, obwohl er zuweilen die Miene ange- nommen hatte, als machte er Ansprüche auf ihre Hand, entschuldigte sich, so gut es ihm möglich war, ohne ihr eben die Hoffnung ganz zu beneh- men, daß er sie nebst ihrem Ritterguthe bei seiner Zurückkunft in Besitz nehmen wollte. Er würde sich ohne Zweifel hierzu entschlossen haben, und wäre von den bösen Menschen, die Bezahlung von ihm verlangen zu können meinten, in dieses süße Ehejoch getrieben worden, wenn ihn nicht eine reiche Erb- schaft seiner Eltern, deren einziger Sohn er war, in eine ganz andere Lage versetzt hätte; sie hatten ihm diesen glücklichen Vorfall verheimlichet, als sie ihn zu sich beriefen, und überraschten ihn erst bei seiner Ankunft damit.
Sie bezahlten, da sie es nun konnten, seine Schulden, ließen ihn den Abschied nehmen, gaben ihm eines der neuererbten Güther, und überließen ihm die Wahl einer Gattinn, wozu er ein hübsches Fräulein aus seiner Eltern Nachbarschaft erwählte. Umsonst hatte Madam Schnitzer einen Monat und länger auf Briefe von ihrem eingebildeten Bräuti- gam gehofft, an deren Statt erfuhr sie durch an-
dere,
das geradezu, und wollte auf Erklaͤrung ihrer mit ihm vorhabenden Heirath beſtehen; allein Flatter- feld, welcher noch nie beſtimmt mit ihr daruͤber geſprochen, obwohl er zuweilen die Miene ange- nommen hatte, als machte er Anſpruͤche auf ihre Hand, entſchuldigte ſich, ſo gut es ihm moͤglich war, ohne ihr eben die Hoffnung ganz zu beneh- men, daß er ſie nebſt ihrem Ritterguthe bei ſeiner Zuruͤckkunft in Beſitz nehmen wollte. Er wuͤrde ſich ohne Zweifel hierzu entſchloſſen haben, und waͤre von den boͤſen Menſchen, die Bezahlung von ihm verlangen zu koͤnnen meinten, in dieſes ſuͤße Ehejoch getrieben worden, wenn ihn nicht eine reiche Erb- ſchaft ſeiner Eltern, deren einziger Sohn er war, in eine ganz andere Lage verſetzt haͤtte; ſie hatten ihm dieſen gluͤcklichen Vorfall verheimlichet, als ſie ihn zu ſich beriefen, und uͤberraſchten ihn erſt bei ſeiner Ankunft damit.
Sie bezahlten, da ſie es nun konnten, ſeine Schulden, ließen ihn den Abſchied nehmen, gaben ihm eines der neuererbten Guͤther, und uͤberließen ihm die Wahl einer Gattinn, wozu er ein huͤbſches Fraͤulein aus ſeiner Eltern Nachbarſchaft erwaͤhlte. Umſonſt hatte Madam Schnitzer einen Monat und laͤnger auf Briefe von ihrem eingebildeten Braͤuti- gam gehofft, an deren Statt erfuhr ſie durch an-
dere,
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[196/0200]
das geradezu, und wollte auf Erklaͤrung ihrer mit
ihm vorhabenden Heirath beſtehen; allein Flatter-
feld, welcher noch nie beſtimmt mit ihr daruͤber
geſprochen, obwohl er zuweilen die Miene ange-
nommen hatte, als machte er Anſpruͤche auf ihre
Hand, entſchuldigte ſich, ſo gut es ihm moͤglich
war, ohne ihr eben die Hoffnung ganz zu beneh-
men, daß er ſie nebſt ihrem Ritterguthe bei ſeiner
Zuruͤckkunft in Beſitz nehmen wollte. Er wuͤrde ſich
ohne Zweifel hierzu entſchloſſen haben, und waͤre
von den boͤſen Menſchen, die Bezahlung von ihm
verlangen zu koͤnnen meinten, in dieſes ſuͤße Ehejoch
getrieben worden, wenn ihn nicht eine reiche Erb-
ſchaft ſeiner Eltern, deren einziger Sohn er war,
in eine ganz andere Lage verſetzt haͤtte; ſie hatten
ihm dieſen gluͤcklichen Vorfall verheimlichet, als ſie
ihn zu ſich beriefen, und uͤberraſchten ihn erſt bei
ſeiner Ankunft damit.
Sie bezahlten, da ſie es nun konnten, ſeine
Schulden, ließen ihn den Abſchied nehmen, gaben
ihm eines der neuererbten Guͤther, und uͤberließen
ihm die Wahl einer Gattinn, wozu er ein huͤbſches
Fraͤulein aus ſeiner Eltern Nachbarſchaft erwaͤhlte.
Umſonſt hatte Madam Schnitzer einen Monat und
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/200>, abgerufen am 22.11.2024.
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