Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

das geradezu, und wollte auf Erklärung ihrer mit
ihm vorhabenden Heirath bestehen; allein Flatter-
feld, welcher noch nie bestimmt mit ihr darüber
gesprochen, obwohl er zuweilen die Miene ange-
nommen hatte, als machte er Ansprüche auf ihre
Hand, entschuldigte sich, so gut es ihm möglich
war, ohne ihr eben die Hoffnung ganz zu beneh-
men, daß er sie nebst ihrem Ritterguthe bei seiner
Zurückkunft in Besitz nehmen wollte. Er würde sich
ohne Zweifel hierzu entschlossen haben, und wäre
von den bösen Menschen, die Bezahlung von ihm
verlangen zu können meinten, in dieses süße Ehejoch
getrieben worden, wenn ihn nicht eine reiche Erb-
schaft seiner Eltern, deren einziger Sohn er war,
in eine ganz andere Lage versetzt hätte; sie hatten
ihm diesen glücklichen Vorfall verheimlichet, als sie
ihn zu sich beriefen, und überraschten ihn erst bei
seiner Ankunft damit.

Sie bezahlten, da sie es nun konnten, seine
Schulden, ließen ihn den Abschied nehmen, gaben
ihm eines der neuererbten Güther, und überließen
ihm die Wahl einer Gattinn, wozu er ein hübsches
Fräulein aus seiner Eltern Nachbarschaft erwählte.
Umsonst hatte Madam Schnitzer einen Monat und
länger auf Briefe von ihrem eingebildeten Bräuti-
gam gehofft, an deren Statt erfuhr sie durch an-

dere,

das geradezu, und wollte auf Erklaͤrung ihrer mit
ihm vorhabenden Heirath beſtehen; allein Flatter-
feld, welcher noch nie beſtimmt mit ihr daruͤber
geſprochen, obwohl er zuweilen die Miene ange-
nommen hatte, als machte er Anſpruͤche auf ihre
Hand, entſchuldigte ſich, ſo gut es ihm moͤglich
war, ohne ihr eben die Hoffnung ganz zu beneh-
men, daß er ſie nebſt ihrem Ritterguthe bei ſeiner
Zuruͤckkunft in Beſitz nehmen wollte. Er wuͤrde ſich
ohne Zweifel hierzu entſchloſſen haben, und waͤre
von den boͤſen Menſchen, die Bezahlung von ihm
verlangen zu koͤnnen meinten, in dieſes ſuͤße Ehejoch
getrieben worden, wenn ihn nicht eine reiche Erb-
ſchaft ſeiner Eltern, deren einziger Sohn er war,
in eine ganz andere Lage verſetzt haͤtte; ſie hatten
ihm dieſen gluͤcklichen Vorfall verheimlichet, als ſie
ihn zu ſich beriefen, und uͤberraſchten ihn erſt bei
ſeiner Ankunft damit.

Sie bezahlten, da ſie es nun konnten, ſeine
Schulden, ließen ihn den Abſchied nehmen, gaben
ihm eines der neuererbten Guͤther, und uͤberließen
ihm die Wahl einer Gattinn, wozu er ein huͤbſches
Fraͤulein aus ſeiner Eltern Nachbarſchaft erwaͤhlte.
Umſonſt hatte Madam Schnitzer einen Monat und
laͤnger auf Briefe von ihrem eingebildeten Braͤuti-
gam gehofft, an deren Statt erfuhr ſie durch an-

dere,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0200" n="196"/>
das geradezu, und wollte auf Erkla&#x0364;rung ihrer mit<lb/>
ihm vorhabenden Heirath be&#x017F;tehen; allein Flatter-<lb/>
feld, welcher noch nie be&#x017F;timmt mit ihr daru&#x0364;ber<lb/>
ge&#x017F;prochen, obwohl er zuweilen die Miene ange-<lb/>
nommen hatte, als machte er An&#x017F;pru&#x0364;che auf ihre<lb/>
Hand, ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich, &#x017F;o gut es ihm mo&#x0364;glich<lb/>
war, ohne ihr eben die Hoffnung ganz zu beneh-<lb/>
men, daß er &#x017F;ie neb&#x017F;t ihrem Ritterguthe bei &#x017F;einer<lb/>
Zuru&#x0364;ckkunft in Be&#x017F;itz nehmen wollte. Er wu&#x0364;rde &#x017F;ich<lb/>
ohne Zweifel hierzu ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en haben, und wa&#x0364;re<lb/>
von den bo&#x0364;&#x017F;en Men&#x017F;chen, die Bezahlung von ihm<lb/>
verlangen zu ko&#x0364;nnen meinten, in die&#x017F;es &#x017F;u&#x0364;ße Ehejoch<lb/>
getrieben worden, wenn ihn nicht eine reiche Erb-<lb/>
&#x017F;chaft &#x017F;einer Eltern, deren einziger Sohn er war,<lb/>
in eine ganz andere Lage ver&#x017F;etzt ha&#x0364;tte; &#x017F;ie hatten<lb/>
ihm die&#x017F;en glu&#x0364;cklichen Vorfall verheimlichet, als &#x017F;ie<lb/>
ihn zu &#x017F;ich beriefen, und u&#x0364;berra&#x017F;chten ihn er&#x017F;t bei<lb/>
&#x017F;einer Ankunft damit.</p><lb/>
        <p>Sie bezahlten, da &#x017F;ie es nun konnten, &#x017F;eine<lb/>
Schulden, ließen ihn den Ab&#x017F;chied nehmen, gaben<lb/>
ihm eines der neuererbten Gu&#x0364;ther, und u&#x0364;berließen<lb/>
ihm die Wahl einer Gattinn, wozu er ein hu&#x0364;b&#x017F;ches<lb/>
Fra&#x0364;ulein aus &#x017F;einer Eltern Nachbar&#x017F;chaft erwa&#x0364;hlte.<lb/>
Um&#x017F;on&#x017F;t hatte Madam Schnitzer einen Monat und<lb/>
la&#x0364;nger auf Briefe von ihrem eingebildeten Bra&#x0364;uti-<lb/>
gam gehofft, an deren Statt erfuhr &#x017F;ie durch an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dere,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0200] das geradezu, und wollte auf Erklaͤrung ihrer mit ihm vorhabenden Heirath beſtehen; allein Flatter- feld, welcher noch nie beſtimmt mit ihr daruͤber geſprochen, obwohl er zuweilen die Miene ange- nommen hatte, als machte er Anſpruͤche auf ihre Hand, entſchuldigte ſich, ſo gut es ihm moͤglich war, ohne ihr eben die Hoffnung ganz zu beneh- men, daß er ſie nebſt ihrem Ritterguthe bei ſeiner Zuruͤckkunft in Beſitz nehmen wollte. Er wuͤrde ſich ohne Zweifel hierzu entſchloſſen haben, und waͤre von den boͤſen Menſchen, die Bezahlung von ihm verlangen zu koͤnnen meinten, in dieſes ſuͤße Ehejoch getrieben worden, wenn ihn nicht eine reiche Erb- ſchaft ſeiner Eltern, deren einziger Sohn er war, in eine ganz andere Lage verſetzt haͤtte; ſie hatten ihm dieſen gluͤcklichen Vorfall verheimlichet, als ſie ihn zu ſich beriefen, und uͤberraſchten ihn erſt bei ſeiner Ankunft damit. Sie bezahlten, da ſie es nun konnten, ſeine Schulden, ließen ihn den Abſchied nehmen, gaben ihm eines der neuererbten Guͤther, und uͤberließen ihm die Wahl einer Gattinn, wozu er ein huͤbſches Fraͤulein aus ſeiner Eltern Nachbarſchaft erwaͤhlte. Umſonſt hatte Madam Schnitzer einen Monat und laͤnger auf Briefe von ihrem eingebildeten Braͤuti- gam gehofft, an deren Statt erfuhr ſie durch an- dere,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/200
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/200>, abgerufen am 22.11.2024.